Römisches Museum: Die Machbarkeitsstudie ist endlich öffentlich
Noch im Dezember könnte die Standortentscheidung fallen
Am 1. Dezember soll der Kulturausschuss vorberaten und bereits am 11. Dezember der Stadtrat einen Beschluss zur Wiederbelebung des Römischen Museums fassen. Als Entscheidungsgrundlage für die Stadträte hat die Stadt jetzt die schon seit einem Jahr intern vorliegende Machbarkeitsstudie freigegeben. Drei Standorte wurden verglichen. Die ehemalige Justizvollzugsanstalt in der Karmelitengasse, auch Favorit der DAZ, liegt in der Bewertung knapp vorne.
Von Bruno Stubenrauch
Hintergrundkarte: © Bayerische Vermessungsverwaltung (2025), Datenquelle: Geoportal Bayern www.geoportal.bayern.de; Bearbeitung: DAZ
Das empfiehlt die Verwaltung: Der Stadtrat soll den Standort Karmelitengasse/ ehemalige JVA als bevorzugte Option weiterverfolgen und die Verwaltung beauftragen, alle notwendigen Schritte einzuleiten. Darunter wären z.B. Verhandlungen mit dem Freistaat Bayern über dessen finanzielle Beteiligung und über das JVA-Grundstück, das dem Freistaat gehört. Nach Abschluss dieser Gespräche soll dann der Grundsatzbeschluss für das Museum erfolgen.
Zwei ernsthafte Kandidaten und ein Sparringspartner
Drei Standorte hat die Studie untersucht:
- den Standort Predigerberg (mit Dominikanerkirche),
- die Karmelitengasse, ehemalige Justizvollzugsanstalt sowie
- die ehemalige Basilika der Kammgarnspinnerei.
Erstellt wurde die Studie von der Kultur- und Strategieberatung actori GmbH aus München, die eine Kooperation mit dem österreichischen Architekturbüro Dietrich Untertrifaller einging.
Kriterien waren die Anforderungen und der Flächenbedarf des Römischen Museums auf Basis einer Ermittlung der Kunstsammlungen und Museen (3.300 m² Ausstellungsfläche zzgl. Funktions- und Technikflächen, DAZ berichtete). Daneben wurde geprüft, welcher Standort aus infrastruktureller Sicht am sinnvollsten für das Museum ist und welche Kosten jeder Standort mit sich bringt.
Knappe Entscheidung
Als erster Standort schied die AKS-Basilika aus. Dort wären Anschaffungskosten in Höhe von 15 Millionen und ein hoher Sanierungsaufwand angefallen.
Denkbar knapp war das Rennen zwischen Predigerberg und Karmelitengasse: Die Karmelitengasse erzielte mit 3,8 Punkten und 76,55 % Standortpotenzial die etwas höhere Bewertung, während der Predigerberg 3,7 Punkte bzw. 74,65 % erreichte. Die Karmelitengasse punktete insbesondere bei der Realisierbarkeit, der Funktionalität und der baulichen Machbarkeit.
Der Predigerberg schneidet zwar beim Besucherpotenzial aufgrund seiner Lage etwas besser ab, leidet jedoch unter der Schulnutzung, hohem Sanierungsbedarf und räumlichen Einschränkungen. Auch bei den Kosten lag die Karmelitengasse leicht vorn: Sie liegt bei etwa 63 Millionen Euro inklusive eines Puffers von 10 Prozent (Kostenstand: 11/2024). Die Variante am Predigerberg liegt bei etwa 67 Millionen, unter anderem wegen des erforderlichen Ersatzbaues für die Schulturnhalle und der gefährdeten Tragfähigkeit der Dominikanerkirche.
Ein Ort, an dem das Römische Museum sein volles Potenzial entfalten kann
Dass die Macher der Studie Augsburg verstanden haben, zeigt sich besonders im Schlussabschnitt der Studie: Die Karmelitengasse sei einer der historischen Ursprungsorte Augsburgs und biete den idealen Rahmen für das Römische Museum. An diesem Ort verschmelze Geschichte mit Gegenwart: Das Museum sei dort eingebettet in seine eigene Geschichte, ohne Ablenkungen – ein Ort, der Vergangenheit fühlbar mache. Der – anders als am Predigerberg – mögliche Museumsvorplatz belebe die Umgebung und erweitere das Stadtzentrum auf harmonische Weise nach Norden.
Jetzt hängt alles am Freistaat
Günstiger ist die Karmelitengasse allerdings nur, wenn keine Kosten für den Grunderwerb anfallen. Das Grundstück hat 4.500 m² Fläche; der Bodenrichtwert liegt bei 2.000 Euro/m². Notwendig wäre also der Abschluss eines Erbbaurechtsvertrages zu günstigen Konditionen. Laut Verwaltung wurden mit der Immobilien Freistaat Bayern (IMBY), Regionalvertretung Augsburg, allerdings schon Gespräche geführt und die IMBY habe die grundsätzliche Bereitschaft zum Abschluss eines kostenfreien Erbbaurechtsvertrages signalisiert.
In der Gesamtbetrachtung kamen Verwaltung und die beteiligten Referate schließlich zur Empfehlung, das Römische Museum am Standort Karmelitengasse zu realisieren, wobei die konkrete Ausgestaltung noch durch separate Planungen erfolgen muss. Jetzt sind die Stadräte am Zug. Angesichts des knappen Vorsprungs der Karmelitengasse könnten das in den nächsten Wochen spannende Diskussionen werden.
So soll das Museum in der Karmelitengasse einmal aussehen
Bestand auf dem JVA-Areal: links der Gefängnisneubau von 1968, rechts der historische Kornspeicher, hinten die Kapelle (Grafik: DAZ)
- Neubau: Der Bau der JVA aus dem Jahr 1968 wird abgerissen. Auf der bestehenden Bodenplatte wird ein quadratischer dreigeschossiger Neubau mit Flachdach für die Ausstellungsflächen errichtet, der die Traufhöhe des Kornspeichers aufnimmt. Die lichte Raumhöhe im Museum beträgt in allen drei Geschossen ca. 4,5 Meter. Das Flachdach mit gut 1.000 m² könnte eine extensive Dachbegrünung und Photovoltaikflächen aufnehmen.
- Kornspeicher: Der denkmalgeschützte Kornspeicher bleibt bestehen. EG und 1. OG des Kornspeichers werden für Dauerausstellungsflächen genutzt. Ebenfalls im Erdgeschoss des Kornspeichers könnte sich eine Cafeteria befinden. Im 2. Obergeschoss des Kornspeichers befinden sich Funktionsräume.
- Verbindungsbau: Der bestehende Verbindungsgang zwischen JVA und Kornspeicher wird abgerissen und an gleicher Stelle ein Neubau, der das Foyer aufnehmen könnte, erstellt. Der Neubau wird vom Kornspeicher leicht abgerückt, um einen Durchgang zwischen der Karmelitengasse und dem Äußeren Pfaffengässchen zu ermöglichen.
- Kapelle: Die Kapelle St. Severin mit ihren 55 m² Nutzfläche wird als Funktionsraum genutzt.
- Parkplätze: Auf dem verbleibenden Grundstück könnten etwa 15 Stellplätze errichtet werden.
💡Ausgeleuchtet: Kann das Gefängnisareal in der Karmelitengasse das Römische Museum aufnehmen?






