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Freitag, 20.09.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Kommentar

Der Wackelkandidat

Mit Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat die Union ausgerechnet den instabilsten Bewerber auf den Schild gehoben. Wird er sich bis zur Wahl halten können oder verliert er vorher das Gleichgewicht? Diese Frage stellt sich Gerald Bauer in seiner dezidiert subjektiven Persönlichkeitsstudie.

Lars Klingbeil freut sich. Der SPD-Chef hat auf die Kür von Friedrich Merz zum Kanzlerkandidaten der Union tiefenentspannt reagiert – kein Wunder, denn die Konservativen haben aus der Riege Merz/Wüst/Söder nun das schwächste Glied nominiert. Eine Wiederholung des Laschet-Debakels rückt damit in den Bereich des Möglichen, obwohl Merz als Persönlichkeit so ziemlich das Gegenteil von Laschet verkörpert. Aber genau das ist sein Problem.

Friedrich Merz ist ein Rastloser, ein notorischer Kämpfer. Kein Streiter aus Lust allerdings, wie etwa Jürgen Trittin, der grade dort aufblühte, wo so richtig die Fetzen flogen. Merz scheint ein Getriebener, er scheint zu leiden an einer unbändigen Wut, der er regelmäßig Luft machen muss, um nicht zu platzen. Schon als Schüler musste er, so berichtet er selbst, wegen chronischer Renitenz die Schule wechseln. Unvergessen sind seine Kämpfe innerhalb der eigenen Partei, bis hinauf zur damaligen Kanzlerin Merkel, gegen die er den Kürzeren zog und danach der Politik für längere Zeit den Rücken kehrte. An seinem Comeback hatte der demnächst 69-Jährige bereits die letzten Jahre gearbeitet, dennoch mag der Aufstieg zum Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten einige überrascht haben.

Das Problem liegt jetzt darin, dass Merz bis zur Wahl noch ein ganzes Jahr zurücklegen muss, ohne sich durch allzu viele politische Affekthandlungen zu diskreditieren. Wird er das durchhalten? Ich glaube es nicht, und Lars Klingbeil glaubt es wohl auch nicht. Das jüngste Gezerre um die Migrationsgespräche spricht Bände. Zunächst bot Merz (einmal mehr) öffentlichkeitswirksam der Regierung seine Mitarbeit an. Nach wenigen Tagen schien aber der Leidensdruck schon wieder so groß, dass er sich in einem deplazierten Ultimatum Luft machen musste, das als Frontalangriff gedacht war, aber zum Rohrkrepierer geriet und von allen Beteiligten gemeinschaftlich wieder eingesammelt werden musste.

Diese Impulsivität ist beängstigend. Wenn Deutschland in der momentanen Weltlage etwas nicht braucht, dann wäre das ein cholerischer Wutkanzler. Wird Merz diese Zweifel ausräumen können? Man kann Olaf Scholz manches vorwerfen, aber er hat in den vergangenen Jahren mit seiner besonnenen Art vieles navigiert, was andere längst an die Wand gefahren hätten. Was manche als Zaudern missdeuteten, war in Wahrheit das, was wir alle uns ständig gegenseitig abverlangen, aber oft selbst ignorieren: das Lernen aus der Geschichte. Viele scheinen vergessen zu haben, wie sich im Jahr 1914 Deutschland und Europa durch Borniertheit und Inkompetenz in einer Verkettung von Fehlannahmen und Fehlentscheidungen in einen verheerenden Krieg manövrierten, eine epische Katastrophe. Ein veritabler Schmetterlingseffekt, wenn es je einen gegeben hat. Heute wandeln wir wieder auf ebenso dünnem Eis, auch wenn es manche nicht wahrhaben mögen. Scholz hat in diesen Zeiten jenen widerstanden, die ihre politische Mission nur noch darin sahen, im Chor „Schwere Waffen, schwere Waffen“ zu skandieren, ohne Rücksicht auf die Folgen. Leicht kann es nicht gewesen sein, aber der Bundeskanzler scheint ebenso viel auszuhalten wie Keith Richards. Meinen Respekt hat er.

Die Gefahr ist noch nicht gebannt. Wenn Deutschland sich jetzt dumm anstellt, dann wird auch keine NATO mehr helfen können. Der Fahrplan kann nur heißen: ab Herbst sollten, nein, müssen in den USA weiterhin die Demokraten regieren, der transatlantischen Kohäsion halber. Und 2025 brauchen wir dringend (weiterhin, wenn Sie so wollen) eine besonnene Person im Kanzleramt. Einen Hitzkopf sicher nicht. Wie wird Friedrich Merz sich nun präsentieren? Vor ihm liegt ein langes Jahr.

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Gerald Bauer – www.geraldbauer.com – 18-09-2024



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