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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Pünktchen und Anton begeistern die Augsburger Kinder

Das Kinderstück des Theaters Augsburg zeigt Erich Kästners zeitlosen Klassiker in einer flotten Inszenierung

Von Halrun Reinholz

Pünktchen und Anton am Theater Augsburg. Foto: A.T. Schaefer

Pünktchen und Anton am Theater Augsburg - Foto: A.T. Schaefer

Premiere um 10 Uhr vormittags: Im Publikum viele Schülergruppen, die mit Spannung darauf warten, was das Theater Augsburg in diesem Jahr als Weihnachtsstück zu bieten hat. Erich Kästner thematisiert in seinem  Kinderroman „Pünktchen und Anton“ die Schere zwischen Arm und Reich, wie sie sich zu seiner Zeit in den 1930er Jahren bemerkbar machte. Es ging ihm darum, zu zeigen, wie eine Kinderfreundschaft diese Hürden überwinden kann. Heute scheint die Thematik aktueller denn je. Und auch jetzt bringt das zeitlose Rezept von Kästner Hoffnung: „Lasst euch die Kindheit nicht austreiben“, schrieb Kästner den Schülern ins Poesiealbum. Die Kraft der vorurteilsfreien Sicht auf das Leben gewann auch mit der Inszenierung des Theaters Augsburg die Herzen der großen und kleinen Zuschauer.

Für das Kinderstück in der Weihnachtszeit hatte das Theater gerade noch rechtzeitig die Kongresshalle gebucht. Das garantiert zumindest eine Reihe von buchbaren Terminen. Einschränkungen der Bühnentechnik waren natürlich in Kauf zu nehmen. Martina Eitner-Acheampong inszenierte mit Hilfe ihrer Bühnenbildnerin Katrin Wittig ein praktisches „Karussell“, das sich mit ein paar Handgriffen in die verschiedenen Schauplätze der Handlung verwandeln lässt. Die fetzigen, fast etwas zu clownesken Kostüme (Valerie Hirschmann) sorgten für eine jugendgerechte Atmosphäre und kamen beim Publikum gut an. Dennoch widerstanden die Akteure der Versuchung, das Stück vollkommen dem aktuellen Zeitgeist anzupassen. Für die Allgemeingültigkeit des Inhalts sorgte dann auch die Musik, die Tilman Herpichböhm und Uli Fiedler beisteuerten, und die Songs mit Texten der Regisseurin.

Die Partizipation des Publikums war durch diese Schwungelemente und auch durch konkrete Fragen („Findet ihr das ungerecht?“)  mit einkalkuliert. Kerstin König als Pünktchen und Sebastian Baumgart als Anton gaben bravourös die Identifikationsfiguren des Stückes. In ihrem Umfeld waren bekannte Mitglieder des Ensembles (Gregor Trakis als Vater Pogge, Thomas Prazak als Bösewicht Robert und Erpresser Klepperbein) und noch mehr Gäste zu sehen (Josephine Ehlert, Magdalena Helmig, Doris Buchrucker) . Auch für Erwachsene ein herrlich undogmatisches Stück über zwischenmenschliche Beziehungen, Umgang miteinander und die unkomplizierte Sicht auf die Welt. Das zu vermitteln ist dieser Inszenierung hervorragend gelungen. Für die meisten folgenden Vorstellungen gibt es nur noch Restkarten.