DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Donnerstag, 18.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Neue Chance für den Schornstein beim Glaspalast

Nachdem der Beschluss des Liegenschaftsausschusses vom 10. Mai, den Schornstein des Kesselhauses beim Glaspalast abzubrechen, öffentlichen Widerstand ausgelöst hatte, stand das Baudenkmal gestern erneut auf der Tagesordnung des Ausschusses.

"Symbol der Textilstadt": der Schornstein am Glaspalast - Bild: Kleeblatt-Film.de

"Symbol der Textilstadt": der Schornstein am Glaspalast - Bild: Kleeblatt-Film.de


Baureferent Gerd Merkle erstattete in Vertretung von Wirtschaftsreferent Andreas Bubmann Bericht von seinen Gesprächen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde, dem Landesamt für Umwelt (LfU) und dem Hochbauamt. Die Denkmalschützer wollen einem Abbruch des Schornsteins unter keinen Umständen zustimmen. Das Hochbauamt vermutet inzwischen eine so starke Kontaminierung des Schornsteinmaterials, dass dieses im Fall des Abbruchs komplett als Sondermüll entsorgt werden müsste. Dies würde die Abbruchkosten, die bislang auf 200.000 Euro geschätzt wurden, erheblich nach oben treiben. Genaueres soll eine Altlastenuntersuchung ergeben, für die bereits ein Angebot vorliegt.

“Falschen Beschluss zurücknehmen”

Nach dem Bericht des Referenten sah es nicht danach aus, als ob der Liegenschaftsausschuss weiter am Abbruch festhalten möchte. Reiner Erben (Grüne) erinnerte nochmals an die historische Verantwortung der Stadträte und sprach sich für eine Revidierung des Beschlusses vom Mai 2010 aus: “Zum Textilviertel gehören Fabriken und dazu Schornsteine”. Karl-Heinz Schneider (SPD) hatte den Bericht des Baureferenten “mit Wohlwollen gehört”. Allein das Kostenargument sollte schon genügen, den Schornstein als “Symbol der Textilstadt” zu erhalten. Für Gerd Merkle war der Denkmalschutz ausschlaggebend: “Wenn wir damit beginnen würden, nicht mehr benötigte Baudenkmäler abzubrechen, nur um Unterhaltskosten zu sparen, würden wir uns einer Diskussion aussetzen, die wir nicht überstehen würden”.

Einen Beschluss fasste der Liegenschaftsausschuss gestern nicht. Die Entscheidung über das Schicksal des 65 Meter hohen Schornsteins soll in einer der nächsten Bauausschusssitzungen fallen, wenn alle Untersuchungsergebnisse und die aktualisierten Kosten vorliegen. Ein Abbruchantrag wurde bisher nicht gestellt.

» Schornstein beim Glaspalast soll fallen