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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Kommentar: Ullrichs Fall

Bis auf Rose-Marie Kranzfelder-Poth (FDP), die sich noch nicht zu Wort gemeldet hat, haben nun alle Parteienvertreter im Augsburger Stadtrat das “Brodeln in der CSU-Fraktion” eher als Struktur- und Inhaltskrise der CSU denn als “Fall Ullrich” interpretiert. Selbst die Fraktionschefin des Koalitionspartners PRO Augsburg sprach von “Lähmung”. Rainer Schönberg (Freie Wähler) will einen Niedergang des Ansehens Augsburgs in den Münchner Ministerien erkannt haben und der Fraktionschef der Grünen, Reiner Erben, betrachtet das “Postengeschachere der CSU”, “das System Kränzle” als gescheitert.

Bernd Kränzle wiederum will von einem Generationskonflikt beziehungsweise von “Rebellen um Ullrich” nichts wissen. Für die CSU-Spitze ist Ullrich wohl ein Einzelkämpfer, der aus gekränkter Eitelkeit aus dem politischen Off heraus unpassende Kommentierungen lieferte und dabei den Bogen überspannt hat. Politprofi Kränzle gilt als geschickter Taktiker. Vielleicht ist es ihm gelungen, den ambitionierten Stadtrat Volker Ullrich zu isolieren, vielleicht war das aber gar nicht nötig und Ullrich hat “seinen Zuspruch aus den eigenen Reihen” nur erfunden, also geblufft.

Falls es Zuspruch aus der CSU-Fraktion für Ullrich gegeben haben sollte, scheint es nun damit vorbei zu sein. Zumindest positioniert sich aktuell niemand für ihn. Der uneinsichtige Ullrich solle sich klein machen und seine Ämter abgeben, sonst werde er aus der Fraktion ausgeschlossen. In den “tiefen Gräben der CSU” (AZ) scheinen alle vermeintlichen Kritiker in Deckung gegangen zu sein. Nur Ullrich befindet sich als Verlierer im freien Fall. Dass diese Bestrafungsaktion die Augsburger CSU in einen ruhigen Hafen führt, ist zu bezweifeln.

Siegfried Zagler