DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Freitag, 19.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Hertha BSC vs. FCA: Ein Spiel auf Augenhöhe

In einem niveauarmen Spiel der Ersten Fußballbundesliga trennten sich der FC Augsburg und Hertha BSC am sechsten Spieltag vor 48.385 Zuschauern mit einem 2:2 Unentschieden.

„Die ersten Wochen in der Bundesliga haben nun gezeigt, dass beide Klubs in Wahrheit aus ganz unterschiedlichen Welten kommen. Augsburg hat mit 32 Millionen Euro den geringsten Etat zur Verfügung, in die neue Arena passen nur etwas mehr als 30.000 Zuschauer. Die Ansprüche an die Bundesliga-Saison sind so niedrig, dass Trainer Jos Luhukay eine offizielle Jobgarantie hat – selbst bei 34 Spielen ohne Sieg. Auf der anderen Seite steht Hertha mit rund 20 Etat-Millionen mehr, einem mehr als doppelt so großen Stadion und einer Weltstadt im Rücken“, so beschrieb die Berliner Morgenpost die Ausgangslage vor dem heutigen Spiel im Berliner Olympiastadion, Tenor des Artikels: „Kein Spiel auf Augenhöhe.“ Doch genau das war es. Dass sich lokale Sportjournalisten bei der Einschätzung der Fähigkeiten  „ihrer“ Mannschaft gerne versteigen, ist ein weit verbreitetes Phänomen.

Der FCA verteidigte offensiver als im Heimspiel gegen Leverkusen

Jos Luhukay griff bei der Aufstellung tief in die Überraschungskiste. Nach der Heimniederlage gegen Bayer durften Langkamp, Reinhardt, de Jong und Gogia für de Roeck, Davids, Werner und den verletzten Sinkala beginnen. Luhukay besetzte somit drei von vier Positionen in der Viererkette neu. Die große Unbekannte war dabei Sebastian Langkamp, der zum ersten Mal nach seinem Wechsel nach Augsburg in der Startelf stand. Langkamp ersetzte Jonas de Roeck. Auf der linken Verteidigerposition kam nach auskurierter Verletzung Marcel de Jong (für Lorenzo Davids) wieder zum Einsatz. Auf der rechten Außenbahn durfte Akaki Gogia von Beginn an (für Tobias Werner) die Linie halten. Für den verletzten Andrew Sinkala rückte Haijme Hosogai auf die Sechserposition und Dominik Reinhardt füllte die dadurch frei gewordene Position auf der rechten Verteidigerposition aus. Hosogai interpretierte seine Position sehr offensiv, so dass der FC Augsburg quasi mit einem 4 1 4 1 in Berlin offensiver verteidigte als zuletzt zu Hause gegen Leverkusen. In einer von beiden Seiten in der Spieleröffnung sehr fehlerhaft geführten Partie gelang es dem FCA, nach einer Ecke in Führung zu gehen. Hosogai konnte freistehend einen verlängerten Eckball Bellinghausens unter Kontrolle bringen und mit einem Aufsetzer einnetzen (20.). Dem FCA gelang es mit Glück und Geschick (und mit der Option auf das 2:0) die knappe Führung bis zur Pause zu halten.

Die Tore entstanden durch spektakuläre Fehler

Gegen eine desolat auftretende Berliner Truppe wäre an diesem Tag für die Augsburger mehr als ein Punkt möglich gewesen, doch der Anpfiff zur zweiten Halbzeit war kaum verhallt, als der FCA nach einem im Prinzip unverstehbaren Fehlpass von Reinhardt den Ausgleich hinnehmen musste. Reinhardt passte völlig unbedrängt aus der eigenen Hälfe heraus das Spielgerät zum freistehenden Gegner. Daraufhin wurde der Berliner Christian Lell rechts freigespielt. Lell verwandelte das Zuspiel gekonnt zum 1:1. Der größte Teil der Aktionen fand über die gesamte Spieldauer im Mittelfeld statt und die Tore entstanden durch spektakuläre individuelle Fehler. Von einem ordentlichen Spielaufbau waren beide Seiten weit entfernt. Die Partie war von ungenauen Abspielen, vielen Fouls und merkwürdigen Einwechslungen des FCA geprägt. Gibril Sankohs aberwitziger Fehler (ein typischer Sankoh!) an der eigenen Strafraumgrenze führt zum 2:1 für die Berliner (57.), die durch nichts anderes als fußballerische Beschränktheit von Reinhardt und Sankoh plötzlich auf der Siegerstraße schienen. Doch der FCA kam zurück und glich nach einer schönen Aktion von Bellinghausen aus (64.). „Bello“ mogelte sich von links in den Strafraum und sein flaches Zuspiel erreichte Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der zum 2:2 verwerten konnte. Auch im weitern Verlauf der Partie verstanden es die Berliner nicht, den FCA ernsthaft unter Druck zu setzen. Nach der Lesart von Schiedsrichter Markus Schmidt zog Sebastian Langkamp in der Schlussphase gegen Rafael in aussichtsreicher Position an der Strafraumgrenze die Notbremse. Logische Konsequenz: Sebastian Langkamp musste mit Rot vom Feld (85.); eine Fehlentscheidung. Langkamp lieferte bis zu seiner Hinausstellung eine grundsolide Leistung ab. Der Freistoß brachte für Hertha nichts Zählbares, und der FCA rettete sein drittes Unentschieden im sechsten Spiel über die Zeit. Am kommenden Samstag ist Hannover in der Augsburger Arena am Lechfeld zu Gast.

FCA: S. Jentzsch; – G. Sankoh; D. Reinhardt; S. Langkamp; M. de Jong; – H. Hosogai; A. Bellinghausen; D. Baier; J. Callsen-Bracker; A. Gogia; – S. Mölders.

Eingewechselt: U. Möhrle (60.); D. Brinkmann (73.); L. Davids (84.)

Ausgewechselt: G. Sankoh (60.); D. Reinhardt (73.); A. Gogia (84.)

Auswechselbank: M. Amsif (TW); J. Dee Roeck; T. Werner; N. Rafael.

Tore:

1:0 Hajime Hosogai (20.)

1:1 Christian Lell (46.)

1:2 Tunay Torun (57.)

2:2 Jan-Ingwer Callsen-Bracker (64.)