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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA: Tauben im Gras

Der FC Augsburg verliert am 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen die TSG 1899 Hoffenheim 0:2. Die Tore der TSG erzielten Andrej Kramaric (30.) und Serge Gnabry (50.).

Von Siegfried Zagler

In Wolfgang Koeppens 1951 erschienenem Roman “Tauben im Gras”, den Marcel Reich-Ranicki zu den wichtigsten Nachkriegstexten zählte, geschieht alles zufällig. Die zahlreichen Romanfiguren bewegen sich durch ihr Leben wie Tauben im Gras, mit Bewegungsmustern, die für Außenstehende keinen tieferen Sinn erkennen lassen – und somit die Angriffsbemühungen der Augsburger Erstliga-Fußballer abbilden, die in den letzten vier Spielen ein Tor nach einer Ecke erzielten und in Richtung gegnerischen Strafraum derzeit kaum mehr zustande bringen als Wolfgang Koeppens Tauben im Gras.

Die knapp 20 Augsburger real existierende Stadion-Tauben zeichneten dagegen heute beim Bundesligaspiel des FC Augsburg gegen die TSG Hoffenheim ein erkennbares Muster der Unbeweglichkeit in den Rasen der WWK-Arena, da sie sich in der ersten Halbzeit immer dorthin vom Arena-Dach auf das Spielfeld stürzten, wo weit und breit niemand anzutreffen war, nämlich in der Gästehälfte.

Das Spiel ist schnell erzählt: Als Kramaric eine Hübner-Flanke per Kopf im Augsburger Kasten zur 1:0 Führung der Kraichgauer versenkte (30.), war den meisten unter den 27.100 Zuschauern klar, dass es sich um eine hochverdiente Führung handelte, die bereits zu diesem Zeitpunkt viel höher ausfallen hätte müssen, da die TSG bis dahin die zahlreichen technischen Fehler in der Spieleröffung sowie die fahrigen Ballverluste der Augsburger nicht zu bestrafen wusste.

Tauben im Gras WWK Arena (c) DAZ

Tauben im Gras WWK Arena (c) DAZ


Mit der Führung im Rücken agierten die Hoffenheimer schließlich selbstbewusster und machten kurz nach der Halbzeit den Sack zu: Gnabry marschierte schnell und dynamisch zusammen mit Kramaric über das halbe Feld in den Strafraum und erzielte mit einem wunderbaren Schulbuch-Konter das 2:0 (50.). Auch danach zeigte der FCA zu wenig Kreativität und sorgte mit seiner durchschlagenden Hilflosigkeit immer wieder für Raunen auf den Rängen.

Die Augsburger durften sich am Ende glücklich schätzen, dass die TSG ihren peinlichen Auftritt nicht angemessen bestrafte: Vier oder fünf Gästetore hätten dem Spielgeschehen eher entsprochen als das für den FCA schmeichelhafte 0:2. Der FCA holte in den letzten vier Spielen einen Punkt von 12 möglichen und agierte über weite Strecken der zurückliegenden 360 Minuten wie ein Absteiger. Ein Spielbericht von Udo Legner folgt am Sonntag.