Fantastisch! – Augsburger Schüler haben auch in diesem Jahr wieder ein Buch geschrieben
Wenn der Nahverkehr in Augsburg zusammenzubrechen droht, weil Heerscharen von Schülern sich zum Wittelsbacher Park in die Kongresshalle begeben, ist es wieder mal soweit: Das Augsburger Lesebuch wird vorgestellt. Bereits zum elften Mal waren Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen und Schularten dazu aufgerufen, Texte zu einem Thema einzureichen. In diesem Jahr hieß es: „Fantastisch!“
Von Halrun Reinholz
Etwa 1000 Beiträge waren dazu eingegangen, ein knappes Drittel davon konnte in dem gedruckten Lesebuch erscheinen. Ein Novum in diesem Jahr: Auch Schüler aus Partnerstädten erhielten den Aufruf zum Mitmachen. Die größte Resonanz gab es in Asien, Schüler aus Amagasaki (Japan) und Jinan (China) waren deshalb bei der Buchvorstellung als Ehrengäste der Stadt dabei.
Gespannte Erwartung in der Kongresshalle, denn wer es tatsächlich mit seinem Beitrag ins Buch geschafft hat, erfährt man letztlich erst, wenn man dieses in der Hand hält. Mit einigen Ausnahmen, denn zur Buchpräsentation gehören auch ein paar Häppchen Literatur. Ein überdimensionaler Thron auf der Bühne war für die Prinzen und Prinzessinnen vorbereitet, die den Anwesenden ihre fantastischen Beiträge mündlich präsentierten. Doch zur Einstimmung gab es noch Musik von der jungen Augsburger Band „Rebels of the Jukebox“, die Songs von ihrem neuen Album präsentierte. Dann war der Thron frei für die jungen Künstler, die eigentlichen Hauptpersonen, wie Bildungsreferent Hermann Köhler in seiner Begrüßungsrede neidlos bekannte. Letztere wurde übrigens – ebenfalls ein Novum – in englischer Übersetzung auf eine Leinwand projiziert, damit die Gäste aus China und Japan sich auch daran erfreuen konnten.
Launiges, Philosophisches und Quatschgedichte
Die Beiträge der Schüler waren so vielseitig wie das Projekt: Unter „fantastisch“ kann man sich alles Mögliche vorstellen. Ernste bis philosophische Betrachtungen („Freundschaft ist fantastisch“) kamen ebenso vor wie Quatschgedichte („Der kleine Zwurg“) oder sogar eine launige fiktive Talkshow, wo eine Hexe, ein Vampir und ein Poltergeist energisch mit den albernen Vorurteilen aufräumten, die man mit ihnen in Verbindung brachte. Die langjährige Projektleiterin Gertrud Hornung hatte mit ihrer Jury sowohl bei der Zusammenstellung des Buches als auch als auch beim Vorstellungsprogramm für eine ausgewogene Mischung von Altersgruppen und Schularten der Teilnehmer gesorgt, so dass auch diesmal wieder ein breites Spektrum an literarischen Äußerungen von beachtlicher Qualität präsentiert wurde.
Stargäste der Präsentation waren aber schon durch ihre farbenfrohe äußere Erscheinung die Gäste aus Japan und China. Auch sie lasen Beiträge vor, die übrigens auch im Buch in der Originalsprache abgedruckt sind – begleitet von einer Übersetzung. Doch die Asiaten hatten noch mehr Überraschungen im Gepäck. Atemlos verfolgte das Publikum die Kameraübertragung, als Mio Miyaki mit schnellen Bewegungen Origami faltete. Danach sangen die beiden japanischen Mädchen noch einen Song. In großer Besetzung und mit einem umfangreichen Präsentationsprogramm waren die Chinesen aus Jinan angereist. Sie zeigten das traditionelle Initiationsritual „Hanfu“, aber auch eine Leistungsschau „westlicher“ Kunstformen, etwa einen flotten Cha-cha-cha sowie die extrem beschleunigte Version des Radetzkymarsches für Schlagzeug.
Vieles, was im Buch nicht Platz hatte, gibt es online
Das Beteiligungsprojekt Augsburger Lesebuch wird seit 2005 vom Bildungsreferat der Stadt Augsburg veranstaltet. Die Idee, Schülern aller Altersgruppen und Schularten Anlass zum kreativen Schreiben zu bieten, findet offenbar gute Resonanz. Die praktische Umsetzung war bisher Dank solider Unterstützung durch Sponsoren wie den Wißner-Verlag (der das Lesebuch jedes Jahr herausgibt) und die PSD-Bank gesichert. Ein Problem war immer schon die Selektion, denn nicht alle Beiträge können im Lesebuch berücksichtigt werden. Die elektronische Medienlandschaft bietet hier etwas Abhilfe: Auf der Facebook-Seite der PSD-Bank wird in den folgenden Monaten täglich ein bislang unveröffentlichter Text vorgestellt, der auch auf der vom Wißner-Verlag herausgegebenen Seite des Schreibwettbewerbs zu sehen ist. Auf diese Weise gelangt der eine oder andere „fantastische“ Text doch noch an die Öffentlichkeit. Das Lesebuch wurde wie immer kostenlos an die Augsburger Schüler verteilt. Auch jeder Stadtrat erhielt ein Exemplar, betonte Bildungsreferent Köhler in seiner Begrüßungsrede, „damit die endlich mal wieder was lesen.“ Für alle weiteren Interessenten ist das Buch im Buchhandel gegen eine Schutzgebühr erhältlich.