Die Kreative Stadt – eine Chance für Augsburg
von Claudia Roth
Augsburg wurde stark in der Renaissancezeit geprägt. So gilt das Augsburger Rathaus als bedeutendster Profanbau der Renaissance nördlich der Alpen. In der Renaissance kam auch eine Idee auf, die zentral wurde für unsere Moderne – die Idee vom selbstbestimmten und kreativen Menschen, der die Bedingungen seines sozialen, politischen und kulturellen Lebens aktiv gestaltet.
Diese Idee hat wichtige Grundlagen für unsere Demokratie gelegt. Denn Demokratie selbst ist etwas Kreatives, die Regierungsform, in der die Bürgerinnen und Bürger selbstbestimmt die Angelegenheiten ihres Gemeinwesens regeln. Und dass Demokratie in der Gestaltung von Politik kreativ sein sollte, offen für neue Lösungen, das gilt allemal.
Viele gegenwärtige künstlerische und zivilgesellschaftliche Initiativen heben die Bedeutung von Kreativität und Selbstbestimmung hervor. Auch in der Wirtschaft und im Arbeitsleben spielt dieses Anliegen zunehmend eine Rolle. Und auch auf die Politik kommen neue und erweiterte Aufgaben zu, die nur kreativ zu lösen sind. Es gibt also eine kleine – oder vielleicht auch größere – Renaissance des großen Renaissancegedankens vom kreativen Individuum.
Besonders wichtig in der gegenwärtigen Debatte sind die Beiträge des amerikanischen Stadtsoziologen Richard Florida. Er hat herausgefunden, dass solche Städte und Regionen die größten Zukunftschancen haben, die der menschlichen Kreativität gute Entwicklungsmöglichkeiten bieten und dabei die drei großen „Ts“ zusammenbringen: High-Tech Arbeitsplätze in genügender Dichte (Technologie), Menschen mit guter Ausbildung (Talente) und Offenheit für unterschiedliche Lebensformen (Toleranz).
Klassische europäische Städte wie Augsburg haben gute Voraussetzungen, um Kreativitätspotenziale zu schaffen und zu nutzen. Mit funktionsgemischten Quartieren, mit zahlreichen öffentlichen Räumen und Plätzen und guten Kultur-, Freizeit- und Bildungsangeboten schaffen sie vielfältig anregende Milieus. Sie fördern jene Kreativität, von der auch wirtschaftlicher Erfolg stark abhängt. Zumal Investitionen heute immer stärker dort getätigt werden, wo es die Wissensarbeiter/innen hinzieht. Und das sind vorrangig tolerante Städte und Regionen mit einem breiten Kulturangebot. Für die Stadt- und Regionalpolitik bekommen Faktoren wie Weltoffenheit, Toleranz und kulturelles Angebot damit ein entscheidendes Gewicht.
Grüne Kulturpolitik in Augsburg hat das früh erkannt und den guten Wissenszugang und die Förderung von Kreativität für alle in den Mittelpunkt gestellt – mit einer neuen Stadtbücherei, neuen Schulen und neuen Museen. Solche Erfolge sind gerade in Bayern wichtig, dem Land, in dem der Zugang zu Bildung stärker als in jedem anderen vom Geldbeutel der Eltern abhängt.
Es gibt kein abstraktes Schema für die Entwicklung der Kreativen Stadt. Wichtig sind die Besonderheiten, Stärken und Traditionen, an denen es anzuknüpfen gilt. Deshalb stellen wir Augsburgs Identität als Friedensstadt, als Mozart-Stadt, als Brecht-Stadt heraus – wofür bundesweit Annerkennung bekommen. Und wir wollen Talente fördern. Der Kulturpark West ist eine wahre „Brutstätte“ für Kreativität geworden, ein Anlaufpunkt für Kreative, die die Stadt mit neuen Ideen voranbringen.
Besonders wichtig ist uns auch das weltoffene und tolerante Augsburg als Stadt, in der heute Menschen aus 180 Nationen leben. Deshalb müssen wir Integration ernst nehmen, mit allem was dazu gehört. 2011, zur Frauenfußballweltmeisterschaft, können wir einem Millionenpublikum in der ganzen Welt zeigen, wie gastfreundlich und anregend unsere Stadt ist. Dafür brauchen wir aber eine vorausschauende Sport- und Kulturpolitik mit guten Konzepten, und keinen Etikettenschwindel à la Ku.Spo, wie der gegenwärtige, in seinem Amt offensichtlich überforderte Sport- und Kulturreferent ihn betreibt.
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Musikkultur pur gibt es nun erst mal am kommenden Samstag, 19.09.2009 ab 21 Uhr im Augsburger Capitol:
GREEN IN CONCERT mit Rainer von Vielen und DJANE Claudia Roth
Mehr: http://gruene-augsburg.de/?id=106516