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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Die Fragestellung des Bürgerbegehrens lässt keine Öre Neuverschuldung zu“

Peter Bommas im DAZ-Interview

Kulturbeiratsvorsitzender und Mitinitiator des Bürgerbegehrens: Peter Bommas

Kulturbeiratsvorsitzender und Mitinitiator des Bürgerbegehrens: Peter Bommas


DAZ: Herr Bommas, gibt es die Möglichkeit, wie von Kurt Idrizovic in der Augsburger Allgemeinen dargestellt, das laufende Bürgerbegehren abzubrechen?



Bommas
: Nein, es sei denn, die Stadt stemmt das ohne Neuverschuldung. Etwas anderes lässt unsere Fragestellung nicht zu.

DAZ: Die lautet: „Sind Sie dafür, dass die Stadt Augsburg die Sanierung des Theaters trotz angespannter Haushaltslage über Neuverschuldung finanziert?“ Bedeutet das nicht, dass die Stadt für immer auch eine abgespeckte und deutlich günstigere Sanierung aus dem Haushalt heraus, also immer und in jedem Fall ohne Schuldenaufnahme an die Sanierung des Stadttheaters herangehen muss?

Bommas: Die Stadt ist nur zwei Jahre an einen Bürgerentscheid gebunden.

DAZ: Ich muss sie nageln, Herr Bommas, geht nicht anders. Schulden sind nicht gleich Schulden. Und Idrizovic ist nicht irgendwer, sondern Initiator wie Sie. Was wäre also, wenn plötzlich Eva Weber um die Ecke käme und mit einem Finanzierungsplan herum wedeln würde, der eine Schuldenaufnahme von 20 bis 40 Millionen vorsehen würde?

Bommas: Ich sag es so oft, wie Sie es hören wollen: Die Fragestellung des Bürgerbegehrens lässt keine Öre Neuverschuldung zu. Unterschriften auf den Listen eines Bürgerbegehrens sind keine Verhandlungsmasse. Wir sammeln und schauen, ob die Bürger unser oder das Anliegen der Stadt in Sachen Theatersanierung mittragen.

DAZ: Wenn die Bürger die Angelegenheit nun in Ihrem Sinne mittragen würden, also der angestrebte Bürgerentscheid in Ihrem Sinne ausgehen würde, was dann?

Bommas: Das kann ich nicht bestimmen, weil die Bürger uns für diese Frage kein Mandat geben können. Nach dem Bürgerentscheid sind nicht wir, sondern die Stadt zum Handeln aufgefordert. Die Stadt könnte aber immerhin in ihrem laufenden Bürgerbeteiligungsverfahren, die Bürger darüber nachdenken lassen.

DAZ: Sie wären aber nicht derjenige, für den ich Sie halte, wenn Sie für die Phase nach dem Bürgerentscheid keinen Vorschlag hätten.

Bommas: Ich habe Ihre Frage doch bereits auf der Pressekonferenz beantwortet.

DAZ: Dort sagten Sie am Freitag, den 1. April, dass es eine Planerwerkstatt geben müsse, die die Maßgaben für einen internationalen Architektenwettbewerb festlegt. Das ist nur ein Benennen von Instrumenten, sind aber noch keine inhaltliche Aussagen oder das Benennen einer konkreten Vision in Sachen „Zukunft der Theaterlandschaft“!

Bommas: Die Planerwerkstatt darf natürlich nicht auf die Wunschkonzerte des Theaters eingehen und darf auch nicht die Klaviatur einer Stadtregierung nachspielen, sondern muss sich an Konzepte moderner Stadtentwicklungsprognosen halten. Muss die Bedarfe zukünftiger Milieus formulieren und dementsprechend eine Kultureinrichtung wie ein Stadttheater austarieren.

DAZ: Das hört sich immer noch sehr theoretisch an.



Bommas
: Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Aber einfach ein Konzept aus der Vergangenheit mit Karacho und unfassbar viel Geld in die Zukunft zu verlängern, ist ohne Vision und somit vollkommen zukunftslos.

DAZ: Also, Herr Bommas, „eine Chance gebe ich Ihnen noch“ (lacht). Ist es richtig, dass Ihr Bürgerbegehren nicht auf kulturpolitische oder theaterprogrammatische Inhalte abzielt, weil man sich daran leicht verheben könnte beziehungsweise die Finger verbrennen könnte, da, wie Sie sagen, niemand weiß, was die Zukunft bringt, und somit auch niemand weiß, wie man sich die Zukunft der Theaterlandschaft schnitzen kann?



Bommas: Ja, genau! Das Nein der Bürger zur Finanzierung bedeutet möglicherweise auch ein Nein zur Theaterkultur, wie wir sie unter der Ära aller Intendanten erlebt haben. Doch es kann auch ein anderes Nein bedeuten. Möglicherweise wollen die Augsburger Bürger einen ewigen Evergreen am Kennedyplatz, also genau das, was es dort die letzten 70 Jahre gab.

DAZ: Ein Museum?!

Bommas: Ja. Aber was immer es ist, was nach unserem gewonnenen Bürgerentscheid kommt, es muss eindeutig ein von der Bürgerschaft mitgetragenes Theater sein. Unsere Stadtregierung muss begreifen, dass nur ein von der ganzen Bürgerschaft gewolltes Theater ein Theater der Zukunft sein kann. In diesem Fall wäre auch das von uns eingebrachte Tabu „Neuverschuldung“ zu überdenken.

DAZ: Herr Bommas, vielen Dank für das Gespräch.

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Fragen: Siegfried Zagler