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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Die Augsburger OB-Kandidaten der Kommunalwahl 2014

Am 16. März 2014 wird in Augsburg ein neuer Stadtrat gewählt. Frühestens ein Jahr vor diesem Termin dürfen nach der Bayerischen Gemeindeordnung die Parteien der Öffentlichkeiten ihre Oberbürgermeisterkandidaten und ihre Listen präsentieren, ein halbes Jahr vor dem Wahltermin darf plakatiert werden. Die DAZ präsentiert ihren Lesern die kommenden OB-Kandidaten der Augsburger Parteienlandschaft.



Von Siegfried Zagler


Alle Augsburger Parteien und die Bürgervereinigung Pro Augsburg befanden und befinden sich seit geraumer Zeit in einer „Kandidatenfindungsphase“. Dabei geht es nicht nur um die OB-Kandidaten, sondern auch um Listenplätze. Das Kandidaten-Karussell dreht sich. Einiges ist noch offen, einiges steht fest:



Der haushohe Favorit: Kurt Gribl

Dr. Kurt Gribl, amtierender Oberbürgermeister und Kandidat der CSU sowie der Politgruppierung Neue CSM. Ein amtierender CSU Oberbürgermeister, der von zwei C-Parteien unterstützt wird, gilt als unschlagbar, und zwar unabhängig davon,wie viel Prozentpunkte die beiden C-Parteien bei der Kommunalwahl verlieren werden.

Der ernstzunehmende Herausforderer: Stefan Kiefer



SPD-Kandidat Dr. Stefan Kiefer wird Kurt Gribls chancenreichster Herausforderer sein. Ob Kiefer in die Stichwahl kommt oder nicht, dürfte vom Bundes- und Landestrend abhängen und davon, ob es Kiefer und der lokalen Führungsriege gelingt, die 1.500 Mitglieder der Augsburger SPD zu mobilisieren. Kiefers Erfolg, dessen Kandidatur erst am 22. März offiziell bestätigt wird, hängt im hohen Maße davon ab, ob es der alten Dame SPD gelingt, in Fahrt zu kommen.

Brandmiller oder Erben? Die Grüne Basis entscheidet



Bei den Augsburger Grünen stellen sich zwei Konkurrenten auf Augenhöhe mittels einer Urabstim­mung zur Wahl. Im Februar werden auf der kommenden Stadtversammlung die Kandidaten vorgestellt. Danach wird mindestens eine öffentliche Veranstaltung folgen, bei der sich die Kandidaten vorstellen und Fragen beantworten sollen. Danach gibt es eine postalische Urabstimmung unter den zirka 200 Mitgliedern des Augsburger Stadtverbandes. Dieses Ergebnis wird danach von einer Mitgliederversammlung bestätigt werden, wie es die Gemeindeordnung vorschreibt.



Drei (!) Kandidaten werden von der Findungs­kom­mission vorgeschlagen. Einer davon ist krasser Außenseiter. Die beiden Favoriten sind Reiner Erben und Raphael Brandmiller. Wer von den beiden das Rennen macht, ist völlig offen. Für einen Grünen OB-Kandidaten sind die Chancen, gewählt zu werden, in etwa gleichzusetzen mit der Wahrscheinlichkeit, dass sich der FCA noch in dieser Saison für die Champions-League qualifiziert.

Mit Schafitel wähnen sich die Freien Wähler im Aufschwung



Noch geringer sind die Chancen für Volker Schafitel, der von den Freien Wählern als OB-Kandidat nominiert werden wird. Schafitel wird auch die Stadtratsliste der Freien Wähler anführen und somit mit großer Wahrscheinlichkeit in den neuen Augsburger Stadtrat einziehen. Der populäre Architekt ist ein knochenharter und krawallfähiger Gegner der Bau- und Verkehrspolitik der Stadtregierung. Listenplatz Platz 2 wird bei den Freien Wählern höchstwahrscheinlich Rainer Schönberg anvisieren. Mit Schafitel an der Spitze erwarten die FW einen deutlichen Aufschwung in der Wählergunst und hoffen auf drei Mandate.

Peter Grab kandidiert erneut für Pro Augsburg



Der aktuelle Kultur- und Sportreferent der Stadt Augsburg, Peter Grab, wird zum zweiten Mal für Pro Augsburg als OB-Kandidat ins Rennen gehen. Der Pro Augsburg-Nominierungsfahrplan sieht vor, dass Grab vom Vorstand auf dem kommenden Neujahrsempfang als Kandidat vorgeschlagen wird. Am 20. März wird auf der Pro Augsburg Hauptversammlung nicht nur der Vorstand neu gewählt, sondern auch Peter Grab zum OB-Kandidat nominiert. Pro Augsburg stellte derzeit fünf Stadträte und selbst die größten Optimisten unter den Fans der Bürgervereinigung gehen davon aus, dass man diese Stärke nicht halten kann. Ob Peter Grab als erneuter OB-Kandidat bei der Wahl zum Stadtoberhaupt beim Wähler punkten kann oder nicht, ist schwer einzuschätzen. Pikant ist der Umstand, dass Grab als Frontmann der Regierungskoalition gegen den amtierenden OB der Regierungskoalition, Kurt Gribl antreten wird. Unabhängig davon hat eine DAZ-Recherche ergeben, dass Peter Grabs Chancen, vom Stadtrat zum zweiten Mal als Referent gewählt zu werden, gegen Null tendieren.

Bei den Linken Süßmair, wer sonst?



Alexander Süßmair wird höchstwahrscheinlich von den Augsburger Linken nominiert. Ein anderer Kandidat ist weit und breit nicht in Sicht und Süßmair wäre bereit. Bei der letzten Kommunalwahl mussten die Linken, da sie zum ersten Mal in Augsburg antraten, 470 Unterschriften auf so genannten „Unterstützerlisten“ sammeln. Dies galt sowohl für die OB-Wahl als auch für die Liste. Der Linke OB-Kandidat Dietmar Michalke erreichte die Anzahl der notwendigen Unterschriften nicht. Süßmair wäre somit der erste OB-Kandidat der Augsburger Linken. Einen Fahrplan für Süßmairs Nominierung gibt es noch nicht. Ob die Linken wieder mit zwei Stadträten in den kommenden Stadtrat einziehen werden, steht in den Sternen.

Effenberger ist das Gesicht der Piraten



Fritz Effenberger ist das Gesicht der Augsburger Piraten und er befindet sich mit „seinen“ Piraten in einer ähnlichen Situation wie Süßmair bei den Linken. Effenberger würde gerne antreten, ein Konkurrent ist nicht in Sicht. Dass die Piraten 2014 in den Augsburger Stadtrat einziehen werden, ist denkbar. Allerdings wäre es eine Überraschung, wenn sie mehr als ein Mandat herausschlagen könnten. Ohne Substanz und Profil lässt sich in der Brecht-Stadt schlecht eine Meuterei unter den Wählern anzetteln.

FDP: Miriam Gruß verabschiedet sich aus Augsburg



Bedeutungsloser als die Piratenpartei ist in Augsburg nur noch die FDP, deren bisherige Frontfrau Miriam Gruß nicht antreten wird. Gruß steht kurz vor einem Wohnungswechsel in den Landkreis und ist mit einem Wohnsitz außerhalb Augsburgs von einer Stadtratswahl ausgeschlossen. Miriam Gruß wird auch den Vorsitz bei der Augsburger FDP abgeben. 2008 zog die FDP mit einem Sitz in den Augsburger Stadtrat ein. FDP-Stadträtin Kranzfelder-Poth wechselte im Laufe der Ratsperiode zu den Freien Wählern, weshalb die FDP nicht mehr im Stadtrat vertreten ist. Wie es bei der FDP weitergeht, kann selbst FDP-Urgestein Toni Resch nicht abschätzen. Am 4. Februar wird bei der Augsburger FDP der Vorstand neu gewählt, dann weiß man mehr.

ÖDP: Macht es Pettinger?



Christian Pettinger ist der Spitzenmann der ÖDP Augsburg, die 2008 denkbar knapp aus dem Stadtrat flog. Unter der Führung der damaligen ÖDP-Stadträtin Gabriele Thoma, die zum inneren Kreis der Regenbogenregierung gehörte, kam die ÖDP auf 1,5 Prozent der Stimmen. Mit 1,7 Prozent hätte Frau Thoma ihr Mandat halten können. Pettinger ist bei der ÖDP in einer ähnlichen Situation wie Süßmair und Effenberger, also ohne Konkurrenz im eigenen Lager. Eine Kandidatur könne er sich vorstellen, entschieden werden müsse das aber im Herbst auf einer Mitgliederversammlung, so Pettinger zur DAZ.