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Donnerstag, 18.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Augsburger Religionsfrieden a la Stadtrat – zu kurz gedacht!

Leider hat der Stadtrat (mit Ausnahme der Linken) nicht erkannt, dass das große Grundanliegen des Friedens nicht nur zwischen Protestanten und Katholiken herzustellen ist. Die Grenzen, die im Augsburger Religionsfrieden von 1555 und dem Westfälischen Frieden zwischen den beiden großen Konfessionen der damaligen Zeit in Deutschland überwunden werden sollten, müssen heute auch Muslime, Juden und Konfessionsfreie einschließen.

Wenn heute in Augsburg neben 45 Prozent Katholiken und 15 Prozent Protestanten auch 10 Prozent religiöse Minderheiten und 30 Prozent Konfessionsfreie (jeweils gerundet) leben, dürfen nicht zwei Fünftel der Stadtbevölkerung ausgegrenzt werden, zumal die beiden letztgenannten Gruppen stetig zunehmen.

Die Ausgrenzung aller Andersdenkenden und Andersgläubigen findet dadurch statt, dass in der Friedenspreis-Jury nur je drei Vertreter der Protestanten, der Katholiken und der Stadt sitzen. Wir fordern aber je einen Sitz für die Muslime, die Juden (= israelitische Kultusgemeinde Augsburg) und die Konfessionsfreien (= Bund für Geistesfreiheit). Es kann nicht angehen, dass die Stadt die Gesamtkosten von rund 60.000 € bezahlt, aber die evangelische Kirche anschafft.

Wer im Jahr 2011 bei den Feierlichkeiten nur die großen Konfessionen und die Gegebenheiten früherer Zeiten berücksichtigt, sollte sich fragen, wie tolerant und weltoffen er denkt.

 

Rainer Nödel

Sprecher

DIE LINKE Augsburg