...AUSGELEUCHTET
Reicht der Augsburger Regen für’s Trinkwasser?
Rund 22 Mio. Kubikmeter Grundwasser fördern die Stadtwerke jedes Jahr, um den Augsburger Trinkwasserbedarf zu decken. Reichen die im Stadtgebiet versickernden Niederschläge aus, um diese Menge zu ersetzen?
Kurz ausgeleuchtet:
Nein! Die Grundwasserneubildung durch Niederschläge im Stadtgebiet kann nur die Hälfte des als Trinkwasser entnommenen Grundwassers ersetzen. Ohne seitlichen Grundwasserzustrom wäre der Grundwasserspeicher unter Augsburg in 150 Jahren leer.
En détail:
Von den 930 mm Jahresniederschlag1) gelangen in Bayern im Schnitt 146 mm in den Boden2) und bilden neues Grundwasser. Der Rest verdunstet oder fließt oberflächlich ab.
In Augsburg versickert nur halb so viel Niederschlag wie in Gesamt-Bayern, also rund 75 mm, da der Versiegelungsgrad in Augsburg etwa 50 Prozent beträgt, der der gesamten Landesfläche aber nur sechs Prozent3).
Bei einer Porosität des Grundwasserspeichers aus Kies und Schotter von 30 Prozent2) – also 30% Hohlräume – führen 75 mm versickernder Niederschlag zu einem Anstieg des Grundwasserspiegels von
- 75/0,30 = 250 mm = 0,25 m.
Das Stadtgebiet Augsburg ist 147 km², also 147 Mio. m² groß4). Eine jährliche Entnahme von 22 Mio. m³ Trinkwasser5) führt unter der Berücksichtigung der Porosität zu einer Grundwasserabsenkung von
- 22.000.000 / 147.000.000 / 0,30 = 0,50 m.
Der Grundwasserspiegel sinkt somit jährlich um
- 0,50 m – 0,25 m = 0,25 m.
Der Körper des ersten Grundwasser-Stockwerks beginnt etwa 10 m unter Gelände. Die wasserundurchlässige untere Begrenzung liegt in 45 bis 50 Tiefe. Der Grundwasserkörper ist also im Mittel 37,5 m hoch.
Sinkt der Grundwasserspiegel jedes Jahr um 0,25 m ab, reicht der Grundwasservorrat für
- 37,5 m / 0,25 m/Jahr = 150 Jahre.
Warum beobachten wir kein jährliches Absinken des Grundwasserspiegels um 25 cm?
Augsburg entnimmt seinem Grundwasser täglich
- 22 Mio. m³ / 365 = 0,06 Mio. m³
als Trinkwasser. Unter Augsburg fließt jedoch ein gewaltiger Grundwasserstrom in Süd-Nordrichtung mit einer Geschwindigkeit von 20 Metern am Tag. Unter der Annahme einer Breite von 5 km und einer Mächtigkeit von 37,5 m strömen täglich
- 20 * 5.000 * 37,5 = 3,75 Mio. m³
Grundwasser nach Augsburg ein. Das ist das 60-fache der Trinkwasser-Entnahme.
Angesichts dieser gigantischen Wassermenge muss für den Wassercent als ökologisches Lenkungsinstrument die Sinnfrage gestellt werden – zumindest in Augsburg.
———
Quellen und Daten:
1) Deutscher Wetterdienst (DWD)
2) Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)
3) Bayerisches Landesamt für Statistik
4) Stadt Augsburg
5) Stadtwerke Augsburg