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Dienstag, 19.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

6. Sinfoniekonzert: Nicht nur Barock und virtuose Gäste

Keine Stühle auf der Bühne, das Orchester, nur Streicher, in barocker Manier stehend. Bis auf die Celli und Kontrabässe natürlich. Und dann noch ein Basso continuo. Ein Dirigent ist nicht auszumachen, einzig die Körpersprache der Konzertmeisterin Sarah Christian lässt darauf schließen, dass sie es ist, die hier den Ton angibt.

Von Halrun Reinholz

Ein besonderes Konzerterlebnis boten die Augsburger Symphoniker in der Kongresshalle unter der Überschrift „Barock“. Die war auf den ersten Blick etwas irreführend, oder zumindest weit gefasst. Denn zum Einstieg gab es die „Simple Symphony“ von Benjamin Britten, von dem im zweiten Teil auch Variationen zu einem Thema seines Lehrers Frank Bridge aufgeführt wurden. Schnell wurde klar: Nicht nur um Barock sollte es an dem Konzertabend gehen, sondern um die Auseinandersetzung, den Dialog mit dieser musikalischen Epoche. Die barocke Suitenform nutzte Britten, um sich mit verschiedenen Erscheinungsformen der Musik auseinanderzusetzen – dem Walzer, der Bourrée, der Sarabande. Besonders leichtfüßig das eindrucksvolle Pizzicato-Stück in der Simple Symphony. Auch Edward Elgar, dessen Serenade für Streichorchester im Konzert zu hören war, setzte auf die Auseinandersetzung mit vorgefundenen Musikformen, etwa der Musik von Bach oder Händel, die er häufig auch bearbeitete oder editierte. 

Beim Concerto Nr. 2 D-Dur von John Baston, einem Komponisten des 18. Jahrhunderts, kam   der Solist des Abends zum Einsatz: Matthias Höft, „artist in residence“ dieser Spielzeit, trat jedoch nicht nur mit seiner Trompete auf, er hatte davor das Stück, ursprünglich ein Flötenkonzert, für sein Instrument arrangiert. Ein bekanntes Flötenkonzert, wie man sofort merkte, trotz des unbekannten Komponisten. Das Augsburger Publikum hatte aufs Neue die Gelegenheit, die unglaubliche Virtuosität des Trompetensolisten zu genießen. 

Nicht nur bei diesem Stück, denn programmgemäß gab es natürlich dann doch auch Barockmusik zu hören. Johann Sebastian Bachs Concerto D-Dur BWV 972, eigentlich eine Bearbeitung des Concerto Nr. 9 von Antonio Vivaldi, wurde von Mathias Höfs ebenfalls für Trompete arrangiert. Und auch das letzte Stück des Abends , ein rekonstruiertes Konzert, das Johann Sebastian Bach für Oboe, Violine, Streicher und basso continuo geschrieben hatte, erklang in Mathias Höfs Arrangement für Trompete und Violine. 

Damit konnte die Konzertmeisterin und musikalische Leiterin des Abends Sarah Christian nun endlich auch solistisch in Erscheinung treten. Kongenial das Zusammenspiel der beiden musikalischen Hochkaräter, die das jubelnde Publikum noch mit einer Zugabe erfreuten. Der Applaus galt auch dem hervorragenden Orchester, das einmal mehr mit technischer Brillanz überzeugte. Ein gut zusammengestelltes Programm, das zeigte, wie wandelbar und inspirierend Musik ist – ein Rohstoff, der über seine Zeit hinaus wirkt und immer neu geformt werden kann.