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Samstag, 05.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Serie: Corona-Szenarien weltweit

Zurück in den Lockdown: Kaliforniens Infektionskurve steigt plötzlich rasant an

355.500 Infizierte im US-Bundesstaat Kalifornien – nachdem die Kurve der an COVID-19 Erkrankten wochenlang stabil war, wurden im Mai Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen genehmigt. Eine Entscheidung, deren Konsequenzen die Kalifornier nun zu spüren bekommen. 

Von Annika Kögel

Melissa und ich verabreden uns nach Absprache zum Telefonieren: Während ich aus Buenos Aires schreibe, ist die Kalifornierin letzten Oktober nach Deutschland gezogen. Darüber ist sie angesichts der aktuellen Corona-Fallzahlen im amerikanischen Kalifornien erleichtert. – Deutschland ist eine zweite Welle der Pandemie bislang erspart geblieben, während ihr Heimatstaat gerade gestern einen Infektionsanstieg von 8.600 Fällen binnen 24 Stunden verzeichnete. Damit ist der mit 40 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Bundesstaat der derzeit am zweitstärksten von der Pandemie betroffene in den USA. 

Und dabei sah anfangs alles so gut aus: Die Infektionskurve schien nicht weiter anzusteigen und im Mai begann Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom Lockerungen zu genehmigen, Geschäfte durften wieder öffnen. „Ende Mai fand dann der jährliche „Memorial day“ in den USA statt“, erzählt mir Melissa. „Viele haben sich vielleicht mit nur einer Familie getroffen, aber es gab wohl auch größere Feiern. Kurz darauf konnte man dann einen Anstieg der Infektionen erkennen“. Nun wurde reagiert und ein zweiter Lockdown eingeleitet: Die Innenbereiche von Restaurants wurden wieder geschlossen, ebenso Bars, Kinos, Zoos und Museen.  

Teilweise sind auch Einkaufszentren und Friseursalons von der Schließung betroffen. Los Angeles Schulen sollen im neuen Schuljahr bis auf Weiteres nur online unterrichten können, obwohl Präsident Donald Trump weiterhin auf deren Öffnung drängt – was Folgen hat: Umfragen nach vertrauen nur noch 26 Prozent der amerikanischen Bevölkerung Trumps Einschätzungen bezüglich der Pandemie, während 70 Prozent US-Seuchenexperte und Regierungsberater Anthony Fauci für vertrauenswürdig einschätzen, wie die taz berichtet. Fauci macht einen unvollständigen Lockdown für den Anstieg der Fälle verantwortlich. 

Dennoch hat der Corona-Lockdown bereits jetzt spürbare Folgen. 5,4 Millionen Arbeitnehmer in den USA haben bereits zwischen Februar und Mai ihren Job und damit ihre Krankenversicherung verloren. Das ist die schlimmste wirtschaftliche Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch viele von Melissas Freunden haben ihre Jobs verloren: „Der Sohn einer Freundin hat bisher in New York gearbeitet. Durch die sich zuspitzende Krise dort hat er sich entschieden, in seinen Heimatstaat Kalifornien zurückzukehren. Er hat sich hier einen Job und eine Wohnung gesucht. Jetzt hat er durch den neuen Lockdown auch hier seinen Job verloren.“

Die USA stehen seit langem weltweit an der Spitze der Infektionszahlen. Das Land mit 330 Millionen Einwohnern verzeichnet bereits mehr als 3,5 Millionen Corona-Infizierte. Zum Vergleich: Deutschland hat bisher etwas mehr als 200.000 Infizierte.



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