DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Samstag, 06.09.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Politik

Wassercent: Die Klima-Kirche bittet zur Kollekte

Bayern will einen sogenannten „Wassercent“ einführen – eine Abgabe auf die Entnahme von Grundwasser, zu dessen Schutz. Dies hat das Kabinett am 29. Juli 2025 beschlossen. 100 Millionen Euro will der Freistaat damit einnehmen. Die Begründung ist dünn.

Symbolbild

Noch ist der Wassercent nicht rechtskräftig; zuerst muss der bayerische Landtag ein entsprechendes Gesetz beschließen. Doch die Zustimmung von CSU, Freien Wählern, SPD und Grünen gilt als sicher. Voraussichtliches Datum für das Inkrafttreten ist der 1. Juli 2026. Damit würde Bayern als letztes Flächenbundesland nachziehen: In 13 anderen Bundesländern ist ein Wasserentnahmeentgelt schon Praxis.

Grundwasser: aus Regenwasser wird Trinkwasser

Grundwasser ist ein zentraler Bestandteil des Wasser­kreislaufs und die wichtigste Trinkwasser­ressource Deutschlands; es deckt rund 70 Prozent des Bedarfs. Das Augsburger Trinkwasser besteht sogar zu 100 Prozent aus Grundwasser.

Grundwasser stammt hauptsächlich aus versickerndem Regenwasser. Es füllt die Hohlräume im Untergrund. Der Grundwasser­körper wird unten durch undurchlässige Bodenschichten begrenzt. Die obere Begrenzung heißt Grund­wasserspiegel.

Follow the science!

Ziel der Einführung des Wassercents ist es, mit dem Erlös den sorgsamen Umgang mit der Ressource Wasser zu fördern. Denn Grundwasser soll knapp werden. Der Klimawandel stelle die Verfügbarkeit zunehmend infrage, so die Experten: Mehr Trockenperioden, höhere Temperaturen und eine höhere Verdunstung würden dazu führen, dass weniger Nieder­schlags­wasser in den Boden sickert.

Die Experten sehen auch eine verstärkte Saisonalität als Problem: Zwar würden sich die Grundwasser­speicher in feuchten Wintern und Frühjahren oft wieder auffüllen, doch extreme Tiefststände in trockenen Sommern würden immer häufiger und markanter.

Gläubige Politiker

Aufgrund dieser von den Experten propagierten Szenarien geht die Politik davon aus, dass die Grund­wasser­ressourcen in Bayern langfristig unter Druck stehen und geschützt werden müssen. Die Einführung des Wassercents ist die direkte politische Antwort darauf. Die so erzielten Einnahmen – bei rund einer Milliarde Kubikmeter Grund­wasser­entnahme pro Jahr könnten es mehr als 100 Millionen Euro sein – sollen zweckgebunden in den Wasserschutz fließen.

Stimmt das wirklich?

Doch stimmen die von Experten gern als „grundlegende hydrologische Tatsachen“ bezeichneten und von Politikern geglaubten Aussagen überhaupt, nämlich dass in Bayern der Grundwasserspiegel im hydrologischen Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) niedriger ist als im Winter (November bis April) und dass der Grundwasserspiegel langfristig sinkt?

Zeit für einen Faktencheck

Die Grund­wasser­messstelle 596 im Stadtteil Göggingen ist eine der wichtigsten und am besten dokumentierten Messstellen in der Region. Sie gilt als besonders repräsentativ für das Grundwasser in Augsburg. Der Grund­wasser­spiegel liegt dort etwa 10 Meter unter der Gelände­oberfläche und kann um über drei Meter schwanken.

Die Messstelle 596 gehört zum offiziellen staatlichen Messnetz und wird vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) betrieben. Die Daten sind öffentlich. Die Datenreihe reicht bis 1974 zurück und ermöglicht es, nicht nur kurzfristige Schwankungen, sondern auch langfristige Trends über Jahrzehnte hinweg zu analysieren. Es liegt deshalb nahe, mit diesen Daten die „hydrologischen Tatsachen“ zu überprüfen.

Das Gegenteil ist richtig

Berechnet man aus der Datenreihe die durchschnitt­lichen Pegelstände der hydro­logischen Sommer- und Winter­halbjahre der letzten 20 Jahre, ergibt sich folgendes Bild: Weder geht das Grundwasser zurück noch ist der Pegel im Sommer niedriger als im Winter. Das Gegenteil ist richtig: Sowohl für den Sommer als auch für den Winter zeigt der Trend des Grund­wasser­spiegels nach oben. Und die Pegelstände liegen im Sommer im Schnitt 34 cm über den winterlichen. Nur in vier*) der 20 betrachteten Jahre war der Sommerpegel niedriger: 2011, 2014, 2018 und 2022 (die Daten für 2025 sind noch unvollständig).

Grafik: DAZ

Ein Wassercent = zehn Eurocent

Nicht nur die wacklige wissen­schaftliche Begründung, sondern auch der Name „Wassercent“ hat einen schalen Beigeschmack. Es geht nämlich nicht um EINEN Cent, sondern um ZEHN Cent, die auf den Kubikmeter Wasser aufgeschlagen werden. Auch Söders beschwich­tigende „Nur fünf Euro“, die jeder Bürger zusätzlich im Jahr abdrücken soll, klingen stark nach Trittins Kugel Eis für die Energiewende.

Eins ist jedenfalls klar: Bezahlen wird den „Zehn-Cent“ der Bürger. Direkt erhoben wird die Abgabe zwar von den Wasser­versorgern und der Industrie und Landwirtschaft. Doch Versorger wie die Stadtwerke Augsburg dürfen die zusätzlichen Kosten an die Verbraucher weitergeben.

Bei Wasserpreisen zwischen 2,02 und 2,41 Euro pro Kubikmeter zuzüglich eines monatlichen Grundpreises von 10 bis 15 Euro macht der „Zehn-Cent“ eine Erhöhung von drei bis vier Prozent aus. Und in den Preisen aller wasser­intensiven industriellen und landwirt­schaftlichen Produkte wird sich der Wassercent ebenfalls wiederfinden. Beispielsweise verbraucht die Produktion eines Liters Milch etwa 1.000 Liter Wasser, also einen Kubikmeter.

———
*) In der ursprünglichen Version des Artikels stand, dass der Pegel nur in drei der letzten 20 Jahre im Sommer niedriger war als im Winter. Tatsächlich war das in vier Jahren der Fall; der Artikel wurde entsprechend korrigiert.

gesamten Beitrag lesen »



Blaulicht trifft Bürger: Sicherheitstag 2025 in Oberhausen

Am Samstag, den 2. August, findet von 11 bis 15 Uhr auf dem Helmut-Haller-Platz in Augsburg-Oberhausen zum dritten Mal nach 2023 und 2024 der Augsburger Sicherheitstag statt. Von Bruno Stubenrauch Symbolbild Der Augsburger Sicherheitstag ist ein Format, das darauf abzielt, die Sicherheitslage in der Stadt transparent zu machen und den Bürgern Informationen und praktische Tipps […]

gesamten Beitrag lesen »



SPD lehnt neue Spielplatzsatzung ab

Die SPD-Fraktion im Augsburger Stadtrat kritisiert die geplante Spielplatzsatzung, die am 31. Juli im Stadtrat beschlossen werden soll, als praxisfern. Die SPD befürchtet mehr Bürokratie, höhere Baukosten und steigende Mieten. Statt vieler kleiner Pflicht-Spielplätze fordert sie ein Modell, das größere, gut nutzbare Quartiersspielplätze ermöglicht. Die neue Satzung verpflichtet Bauherren von Neubauten mit mehr als fünf […]

gesamten Beitrag lesen »



Weniger Fahrradstellplätze, mehr Nachhaltigeit

Mit zwei Anträgen zu terminierten Tagesord­nungs­punkten muss sich der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am 31. Juli befassen. Die SPD will Erleichterungen bei der neuen Stellplatzsatzung, die ÖDP wünscht sich eine Leitstelle für Nachhaltigkeit. Von Bruno Stubenrauch Es geht um den Tagesordnungspunkt 20 „Beschluss einer neuen Stellplatzsatzung“ und die Vorstellung des Augsburger Nachhaltig­keits­berichts […]

gesamten Beitrag lesen »



Theater bis Jakobertor: Tempo 30 ab September

Die Stadt Augsburg führt ab dem 7. September 2025 ein Pilot­projekt zur Einführung von Tempo 30 auf der Ost-West-Achse zwischen Kennedy-Platz und Jakobertor durch. Ziel ist mehr Sicherheit, Lärmschutz und Lebensqualität. Von Bruno Stubenrauch Leonhardsberg, Blick bergab nach Osten – Foto: DAZ Ganztägig Tempo 30 gilt dann zwischen Kennedy-Platz (Staats­theater) und Pilgerhaus­straße bis zur Einmündung […]

gesamten Beitrag lesen »



Veranstaltungsreihe zur Klimainsel startet

Am Donnerstag, den 24. Juli, bietet das Umweltamt einen Rundgang durch die Innenstadt an. Start ist um 17 Uhr an der Klimainsel. Der einstündige Rundgang führt zu ausgewählten Standorten in der Innenstadt, an denen verschiedene Aspekte der Klimaanpassung thematisiert werden. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf einem skizzenhaften Überblick zu ausgewählten aktuellen Planungen, wie der Sanierung des […]

gesamten Beitrag lesen »



„Stadtteilpower“: Stadtentwicklung zum Anfassen

Mit der Aktion „Stadtteilpower“ findet quasi eine Augsburger Bürgerbeteiligung vor der Haustür statt. Zurzeit informiert die Stadt Augsburg über laufende und geplante Projekte in den Stadtteilen Firnhaberau und Hammerschmiede. Von Bruno Stubenrauch Mit der vor einem Jahr als Beteiligungs­format ins Leben gerufenen Aktion will die Stadt ihre Bürger über stadtteil­bezogene Projekte informieren, zur Mitgestaltung motivieren […]

gesamten Beitrag lesen »



„Versammlung auf Fahrrädern“: Polizei begleitet Radlnacht

Am Samstag, den 19. Juli, findet die „Augsburger Radlnacht“ statt. Sie ist eine jährlich stattfindende Fahrraddemo und versteht sich als Beitrag zur Verkehrswende und zur Förderung Augsburgs als Fahrradstadt. Für die Polizei ist sie einfach eine Versammlung auf Fahrrädern. Von Bruno Stubenrauch Das Vorprogramm am Start- und Zielort Prinzregentenplatz mit Reden, Ständen und Musik beginnt […]

gesamten Beitrag lesen »



„Fuggerallee jetzt!“

Am Samstag, den 19. Juli 2025 von 12 bis 17 Uhr findet auf dem Königsplatz vor der Deutschen Bank die Veranstaltung „Aufbruch zur Klimastadt – Fuggerallee jetzt!“ statt. Ziel der Veranstaltung ist es, die Wiederbegrünung der Fuggerstraße als Symbol für eine umfassende Begrünung der Augsburger Innenstadt im Kontext des Klimawandels zu fordern. Acht umwelt- und […]

gesamten Beitrag lesen »



Nachhaltigkeitsbericht 2025 – einfach erklärt

Derzeit wird der „Augsburger Nachhaltigkeits­bericht 2025“ in den Fachausschüssen des Stadtrats vorgestellt, zuletzt am 17. Juli im Bauausschuss. Am 31. Juli soll der Bericht vom Stadtrat beschlossen werden. Damit geht der Auftrag an die Verwaltung, ihn zur Identifikation weiterer Potenziale zu nutzen und noch besser zu werden. Doch was ist der Nachhaltigkeitsbericht genau und was […]

gesamten Beitrag lesen »



Suche in der DAZ

  

DAZ Archiv

September 2025
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930