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Dienstag, 01.07.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Politik

75 Jahre Banater Schwaben in Bayern: Fulminante Feier in Augsburg

Der Landesverband Bayern der Landsmannschaft der Banater Schwaben feierte am Samstag in Augsburg mit Ministerpräsident Markus Söder als Festredner das 75. Jubiläum des Landesverbandes, der hier gleichzeitig mit dem Bundesverband seine Anfänge hatte. 200 Trachtenträger zogen durch die Innenstadt. Nach dem Festgottesdienst in St. Ulrich und Afra tanzten sie auf dem Rathausplatz und trafen mit 500 Besuchern zum Festakt in der Kongresshalle zusammen.

Von Halrun Reinholz

Vor 75 Jahren wurde in Augsburg die Landsmannschaft der Banater Schwaben gegründet. Historisch gehören diese zu den Donauschwaben, die vor 300 Jahren auf den Ulmer Schachteln die Donau abwärts zogen, um der Armut und der Leibeigenschaft zu entfliehen. Werber des Habsburger Kaiserhauses hatten sie mit Versprechungen gelockt und etwa 150 000 Menschen aus Süd- und Südwestdeutschland machten sich auf den beschwerlichen Weg ins „Ungarland“, wo sie nach Überwindung der Anfagnsschwierigkeiten die „Kornkammer“ der Monarchie schufen. Nach dem Ersten Weltkrieg waren ihre Siedlungsgebiete plötzlich auf drei Länder verteilt – Ungarn, Rumänien und Jugoslawien. Das Banat fiel zum größten Teil an Rumänien und die Banater Schwaben wurden nach dem verheerenden zweiten Weltkrieg erst einmal nicht – wie die Donauschwaben im benachbarten Jugoslawien – brutal vertrieben. Dennoch landeten etliche nach Kriegsdienst, Flucht oder der Deportation in die Sowjetunion in der jungen Bundesrepublik Deutschland und suchten Gemeinschaft. Darüber hinaus galt es, im Kalten Krieg die Interessen der Landsleute im kommunistischen Rumänien im Auge zu behalten, vor allem auch den zunehmenden Wunsch nach Ausreise in immer schlimmer werdenden politischen Verhältnissen im Ceausescu-Regime. Diese beiden Aufgaben prägten die Landsmannschaft der Banater Schwaben über die Jahre. Seit der Wende sehen sie sich heute als starke Gemeinschaft und bilden eine Brücke zwischen der alten und der neuen Heimat.

Es lag also nahe, die 22. Kultur- und Heimattage des Landesverbandes Bayern anlässlich des Jubiläums in Augsburg zu begehen, wie übrigens zuletzt schon im Jahr 2009. In den geraden Jahren findet jeweils das Bundestreffen aller Banater Schwaben in der Patenstadt Ulm statt, die ungeraden Jahre nutzt der Landesverband Bayern für ein eigenes Treffen in einer bayerischen Stadt. Augsburg ist nicht nur die Gründungsstadt des Verbandes, sondern auch mit 630 Personen der mitgliederstärkste Kreisverband. Seit 2017 steht die Ärztin Dr. Hella Gerber an seiner Spitze, die auch seit der letzten Kommunalwahl 2020 als CSU-Stadträtin aktiv ist. Der Veranstaltungskalender des Kreisverbandes ist prall gefüllt. Neben den „eigenen“ Gemeinschaftsfeiern – Bälle, Sommerfest, Kirchweih- oder Weihnachtsfeier usw. – ist die Präsenz im Augsburger Stadtleben dem Verband ein wichtiges Anliegen. Die Trachtengruppe der Banater Schwaben nimmt gemeinsam mit ihrer Blaskapelle am Plärrerumzug teil, der Chor beteiligt sich an Wallfahrten, Gedenkfeiern und Maiandachten, der Kreisverband ist jedes Jahr beim Europatag präsent und zeigt sich auch an Stadtteilfesten wie der Lechhauser Kirchweih. Zu der Jubiläumsfeier war ein Empfang im Rathaus, wie sonst bei derlei Anlässen üblich, wegen der Renovierung nicht möglich, doch Oberbürgermeisterin Eva Weber übernahm die Schirmherrschaft über die Festveranstaltung in der Kongresshalle und lobte in ihrem Grußwort die Loyalität und das Engagement der Banater Schwaben für Augsburg.

Kulturprogramm im Barbarasaal

Die Aussiedlerbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Dr. Petra Loibl war prominenter Gast beim Kulturabend im Barbarasaal.

Bereits am Freitag Abend hatte der Kreisverband Augsburg zu einem Kulturprogramm in den Barbarasaal gebeten. Besonderer Ehrengast des Abends war die Aussiedlerbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Dr. Petra Loibl, die sich in ihrem Grußwort als Kennerin der Lebensart der Banater Schwaben erwies. Die verschiedenen Gruppen des Kreisverbandes – Musikkapelle, Chor, Theatergruppe und Tanzgruppen – präsentierten ein kurzweiliges Programm. Als Gastgruppe war auch die Kindertanzgruppe „Vergissmeinnicht“ aus Busiasch in Rumänien angereist. Der aktive Nachwuchs zeigte sich erfreulicherweise in der erfrischenden Moderation, die durch Sara und Samia Sobotta, Mitglieder der Augsburger Tanzgruppe, erfolgte. Das Catering beim anschließenden Empfang wurde auch allein durch die fleißigen Helferinnen des Kreisverbandes gewuppt: Rund 1000 belegte Brote und ein Tisch voller Kuchenschnitte standen neben Getränken aller Art für die Besucher bereit. Stadträte unterschiedlicher Parteien kennen und schätzen als Stammgäste schon seit Jahren die kulinarische Gastfreundschaft der Banater Schwaben. Nicht von ungefähr bekannte Eva Weber in ihrem Grußwort am Samstag in der Kongresshalle: „Bei den Banater Schwaben darf man vorher nie schon gegessen haben und man darf auch nicht auf Diät sein.“

Trachtenzug und Tanz auf dem Rathausplatz

Am Samstag formierte sich der Trachtenzug in der Kongresshalle und zog im Marschrhythmus der Blaskapelle zum Festgottesdienst in die Kirche St. Ulrich und Afra. Trachtengruppen der Banater Schwaben waren aus ganz Bayern, aber auch aus Baden-Württemberg gekommen und auch die Busiascher Gäste waren dabei. Nach dem Festgottesdienst zeigten die Banater Schwaben ihre farbenfrohen barocken Trachten (mit mindestens fünf gestärkten Unterröcken und bunten Schultertüchern bei der Frauentracht und silbernen Knöpfen an der Weste der Herren, die zudem prachtvoll geschmückte Hüte zur Schau trugen) den staunenden Augsburgern in der Innenstadt. Am Rathausplatz zelebrierten sie einige der Gemeinschaftstänze, deren Choreografie alle banatschwäbischen Tanzgruppen in Deutschland und in Rumänien beherrschen und die deshalb jederzeit auch im großen Kreis vorgeführt werden können.

Festakt mit Oberbürgermeisterin und Ministerpräsident Söder

Gruppenbild beim Festakt in der Kongresshalle mit Oberbürgermeisterin Eva Weber und  Ministerpräsident Dr. Markus Söder, der seinen geschmückten Banater Kirchweihhut zur Schau stellt (Fotos: MP Bergmann)

Danach fanden sich alle im Kongress am Park ein, wo Ministerpräsident Dr. Markus Söder der Festveranstaltung höchstpersönlich die Ehre erwies. Er ist seit 30 Jahren zahlendes Mitglied der Landsmannschaft der Banater Schwaben, die in seiner Heimatstadt Nürnberg auch sehr präsent ist. Im Nürnberger Stadtrat sitzt wie in Augsburg eine engagierte Banater Schwäbin und Söders dortiges Büro wird seit vielen Jahren von einer Banaterin geleitet. Die beiden Damen, so plauderte er aus dem Nähkästchen, verschafften ihm in Nürnberg den Zugang zu den Banater Schwaben, sie wurden in seiner Ansprache eigens gewürdigt. Nürnberg war über Jahrzehnte Registrierungsstelle und damit die erste Station für die Aussiedler aus Rumänien und hat deshalb für die Banater Schwaben, die ab den 1970er Jahren hier ankamen, eine besondere Bedeutung. Umgekehrt hob der Ministerpräsident die Verdienste der deutschen Aussiedler für die Gestaltung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens in Bayern hervor und deren Rolle als Vermittler zu den früheren Heimatländern, selbst im Kalten Krieg. Auch er konnte nicht umhin, das Essen zu loben, das er bei Veranstaltungen der Banater Schwaben stets zu schätzen wisse. Er habe bei diversen Festen schon kiloweise „Mici“ gegessen, bekundete er sein Insider-Wissen. Dabei handelt es sich um die rumänische Variante der „Cevapcici“, die sowohl die Banater Schwaben als auch die Siebenbürger Sachsen (die andere große Gruppe Deutscher aus Rumänien, die Söder kenntnisreich voneinander unterscheiden kann) in ihr kulinarisches Repertoire aufgenommen haben. Söder betonte, dass mittlerweile die Rumänen die größte Zuwanderergruppe in Bayern bildeten, das sei nicht zuletzt deren Kontakten zu den ausgewanderten Rumäniendeutschen zuzuschreiben. Als Gastgeschenk erhielt der Ministerpräsident einen geschmückten Banater Kirchweihhut, bayrisch abgewandelt mit weiß-blauen Bändern. Doese Ehrung veranlasste ihn zu dem Kommentar „Ich bin ein Schwob“. Auch ein Banater Kochbuch wurde ihm als passendes Geschenk überreicht, ebenso wie der Oberbürgermeisterin, die sich darüber sichtlich erfreut zeigte. Der ebenfalls auf der Rednerliste stehende Josef Zellmeier, Vorsitzender des Haushaltsausschusses in Bayern, betonte die Verdienste der fast 5 Millionen Menschen, die im Laufe der Jahre als Vertriebene, Aussiedler und Spätaussiedler nach Bayern gekommen sind und versicherte die Bereitschaft der Staatsregierung, die Kultur- und Brauchtumsarbeit der Verbände weiterhin „aus Überzeugung“ zu fördern. Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben Peter-Dietmar Leber erinnerte an die Anfänge des Verbandes und die unterschiedlichen Aufgaben und Herausforderungen in den 75 Jahren seines Bestehens und dankte für die gute Aufnahme durch die Menschen in Bayern, aber auch die Unterstützung und Zusammenarbeit mit den Behörden und der Staatsregierung. Die „europäische Funktion“ des Verbandes habe sich selbst in Zeiten der europäischen Spaltung bewährt, komme seit der Wende aber immer mehr in den Fokus der Aktivitäten in den beiden EU-Ländern Deutschland und Rumänien. Auch die Kreisverbandsvoritzende schlug in diese Kerbe und betonte die Integrationsfähigkeit der Banater Schwaben in die Augsburger Stadtgesellschaft. Wie es bei diesen unverzichtbarer Brauch ist, endete das Fest in der Kongresshalle mit einem rauschenden Ball für Jung und Alt.

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