Neu Wege für die Innenstadt? Das Lechviertel kommt!
Aufenthaltsqualität muss integraler Bestandteil der Stadtplanung werden
Von Johannes Althammer
Bei all den Diskussionen um die Maximilanstraße, den neuen Fuggerboulevard und das Pflaster der Annastraße ist eine entscheidende Entwicklung der Innenstadt in Vergessenheit geraten. Das Lechviertel mit der neuen Achse von Merkurbrunnen zur Citygalerie.
Hier ist klammheimlich eine neue Stadtachse entstanden, deren Gehfrequenz an schönen Wochenenden der Annastraße kaum mehr nachsteht. Es hat sich ein völlig neues Einkaufs-, Ausgeh- und Dienstleistungsviertel entwickelt, dass sich längst von seinem „Schmuddelimage“ gelöst hat und sich zu einem der beliebtesten Wohnquartiere Augsburgs mit hohem Freizeitwert entwickelt hat.
Mit der Ansiedlung der City-Galerie ist im Lechviertel ein dichtes und vielseitiges Geflecht von Nischeneinzelhandel entstanden, das in seiner Dichte und Vielfalt in Augsburg seinesgleichen sucht. Wohin man sieht werden die Häuser saniert und im Erdgeschoss mit Ladenflächen ausgestattet. Ganz im Gegenteil zum allgemeinen Trend in Innen- und Stadtvierteln.
Diese Entwicklung wurde bisher in den Planungen und Überlegungen der Stadt kaum berücksichtigt. Ohne Zutun der Stadt hat sich im Lechviertel ein quirliger „Altstadtpfad“ von der City-Galerie zum Merkurbrunnen etabliert. Mit dieser Entwicklung hat die Infrastruktur der Stadt nicht Schritt gehalten. So ist die Situation am Judenberg für Fußgänger gelinde gesagt unwürdig. Der Umbau und Ausbau der Dominikanergasse und der Zugänge zur Altstadt spielen bei der Maximilianstraßenplanung kaum eine Rolle.
Über die Verkehrssituation speziell unterhalb des Judenbergs wurde bisher nicht nachgedacht. Verschiedenste Initiativen der Einzelhändler zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität wie Bänke, Blumen u.s.w. werden von Seiten des Ordnungsamtes immer noch mit dem Vorrang des Verkehrs erschwert. Diese Regeln können aber im Lechviertel keinen Bestand haben, da sich die engen Gassen zwar für Fußgänger eignen, aber für Fahrzeuge (speziell Laster) ungeeignet sind. Die Priorität muss bei den Fußgängern und deren Bedürfnissen liegen.
Für die Touristen und die Stadtführer der Regio Augsburg ist das Lechviertel das Highlight einer jeden Stadtführung und das mit gutem Grund. Das Lechviertel bietet die Dinge, die viele Menschen an einer Stadt schätzen – interessante Durchgänge, überraschende Plätze, kleine Läden, lauschige Restaurants und Handwerksbetriebe der besonderen Art.
Es muss Ziel unserer Stadt werden, das Lechviertel als Kleinod des Lebensraums Stadt zu vermarkten, denn die beliebigen Einkaufsgalerien und kettengeprägten Fußgängerzonen sind nicht länger die Anziehungspunkte zum Besuch einer Stadt, da sie beliebig austauschbar und in jedem Oberzentrum beinahe identisch vorhanden sind.
Eine Innenstadt mit der Maximilianstraße und dem angrenzenden Lechviertel kann jedoch der entscheidende Unterschied sein. Wer sich über diese gelungene Verknüpfung informieren möchte, dem sei die Stadt Ulm angeraten, die mit Ihrer Verknüpfung von Innenstadt und Fischerviertel im Ringen und die Gunst der Kunden gegen Augsburg immer mehr Boden gutmacht.
Viele Einzelvorschläge wurden gemacht und wieder verworfen. Dies kann nicht der richtige Weg sein. Die Gestaltung und der Ausbau der „Aufenthaltsqualität muss integraler Bestandteil der Stadtplanung werden“.
Dieses Viertel kann im Einzelhandelsvergleich ein entscheidender Baustein für eine Entscheidung für Augsburg sein. Dafür müssen aber alle Beteiligten an einem Strang ziehen und sich dieser Aufgabe mit Ideen, Mut und Tatkraft stellen, getreu dem Motto „Lebe mich – dein Augsburg“.
Johannes Althammer
Vorsitzender des Altstadtvereins
Sprecher des Arbeitskreises Kultur und Urbanes Leben (PRO AUGSBURG)