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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Großzügiger Lohn für Misswirtschaft?

Benjamin Clamroth

Benjamin Clamroth


Wie die bürgerliche Presse berichtete, wurde der Vertrag der Stadt mit dem Chef der Stadtwerke Augsburg, Norbert Walter, bis Sommer 2013 verlängert, obwohl er dieses Jahr normalerweise die Ruhestandsgrenze erreicht hätte. Es sei von Vorteil, dass er die Realisierung „seines“ Projektes, die „Mobilitätsdrehscheibe“, weiterhin begleite. Diese Verlängerung wurde ihm sehr schmackhaft gemacht. Sein Jahresgehalt wurde um 40.000 €, ein gutes Drittel, erhöht. Dies sei bei Topmanagern angemessen, wenn sie ähnlich „erfolgreich“ seien.

Im Jahr vorher wurde ein großer Teil der Busfahrer „outgesourced“, um die ohnehin eher bescheidenen Löhne noch weiter drücken zu können. Und Walter, bescheiden wie er ist, war von seinem eigenem Erfolg nicht ganz so überzeugt. Er meinte bei einer öffentlichen Veranstaltung von Pro Bahn, dass aufgrund der Umbaumaßnahmen am Kö und u.a. des deshalb notwendig werdenden Schienenersatzverkehrs die Frequentierung von Bus und Straßenbahn abnehmen würde. Leider habe die AVV dennoch für kommendes Jahr die Tarife erhöht. Der Leiter der Verkehrsbetriebe habe, versteht sich, da keinen gar so großen Einfluss, weshalb er ja so gut bezahlt werden muss.

Es ist auch immer noch nicht wirklich geklärt, wie die Kosten besonders für den Tunnel unter dem Bahnhof gedeckt werden. Nach derzeitiger Schätzung wird er 100 Mio. € kosten (in Preisen von 2008), die zum allergrößten Teil von den Stadtwerken getragen werden müssen. Die DB Netz AG betont, „kein Eigeninteresse“ am Tunnel zu haben und demzufolge nichts zur Finanzierung beizutragen zu können.

Förderungszusagen von Bund und Land fehlen aber immer noch, obwohl sie doch angeblich, so die Aussagen der jeweiligen Stadtregierungen bei den beiden Bürgerbegehren 2007 und 2010, praktisch zugesagt seien. Seehofer hat den Augsburgern auch Unterstützung versprochen, aber der verspricht vielen vieles.

Walter aber, nicht faul, legt noch eins drauf. Er will jetzt auch noch eine unterirdische Wendeschleife, die nach eigenen Angaben 8 Mio. € kosten würde. Es wäre freilich das erste Mal, dass es dabei bliebe.

Wie wird man denn ein „erfolgreicher“ Topmanager? Anzunehmen ist, dass man Referenzen aus seinem bisherigen Berufsleben vorzuweisen hat. Und tatsächlich, manche berichten, in Saarbrücken, seiner früheren Wirkungsstätte, sei man sehr erfreut gewesen, dass Walter sein erfolgreiches Walten ins bayrische Schwaben verlegt hätte. Jedenfalls hatten die dortigen Verkehrsbetriebe 2002 ein erhebliches Defizit, angeblich 70 Mio. €, zu verzeichnen.

Es fand sich aber dann ein Interessent, eine RWE-Tochter, die Anteile an den Saarbrücker Verkehrsbetriebe erwerben wollte. „Welch eine Hilfe in großer Not!“ fand der christlich regierte Magistrat.

Sollte in Augsburg, was natürlich weder zu erhoffen, noch bei den auch ansonsten mit Fortune gesegneten Spitzen von Stadtwerken und Stadt zu erwarten ist, eine solche Not überraschend auftreten, wird auch da ein Retter auftauchen?

 

Benjamin Clamroth

Stadtrat

Partei DIE LINKE Kreisverband Augsburg