Diskussion um das Max-Fest
Bringt dieses Jahr tatsächlich was Neues? Ein Journalist schreibt eine sehr differenzierte und mehr als überfällige Kritik am Max-Fest, das ein Kultur- und Sportreferent in seiner früheren Tätigkeit mitinitiiert hat. Darauf bricht eine einhellige Kritik von LeserInnen und erstaunlicherweise auch von Kommunalpolitikern an diesem Fest aus, völlig unabhängig von Parteien.
Besonders erfreulich und überraschend die Konsumkritik einer früheren FDP-Politikerin, die in der Maxstraße wohnt. Erstaunlich deshalb, weil in der ersten Sitzung, in der ich als Stadtrat teilnahm im Oktober 2009, alle diese Parteien ohne allzu große Debatte dem Max-Fest für die nächsten fünf Jahre zugestimmt hatten – alle außer den Linken. Wir mahnten ein Kulturkonzept an – die Vertreterin der Grünen meinte, es gäbe eins.
Nicht nur fand ich beim Besuch des Max-Festes, dass das Kulturkonzept vielleicht doch ein wenig zu diskret gehandhabt wurde – man hat es schlicht nicht bemerkt – jetzt finden das plötzlich auch die Grünen. Merkwürdig fanden wir auch, dass der Alkoholmissbrauch jüngerer Menschen in der Maxstraße seit Jahren wortreich beklagt wird, das Max-Fest in dieser Hinsicht aber nicht gerade ein positives Vorbild darstellt.
Und man mag ja nicht ganz zu Unrecht einwenden, dass auch Alkoholkonsum im Freien zur freien Entfaltung der Persönlichkeit gehört, das von dem Juristen Neskovic so genannte „Recht auf Rausch“, in der realistischen Erkenntnis, dass Menschen nicht immer vernünftig handeln, Prohibition aber historisch immer das Problem verschlimmert hat. Wenn eben nicht Teenager im Dompark, Punks am Bahnhof einer tendenziell entwürdigenden Behandlung wegen diesen Alkoholkonsums unterworfen würden. Man kann sich nun entweder wundern oder feststellen, dass Freiheit ohne Gleichheit eben auch keine Freiheit für alle ist.
Und tiefergehend stellt sich die Frage, welcher Kulturbegriff in dieser Stadt herrscht: Nicht nur für Freie Initiativen und alternative Kultur ist kaum noch Geld vorhanden, sogar das Stadttheater ist über Jahrzehnte sträflich vernachlässigt worden – vielleicht nach dem Motto “Wer Augsburger Politik erlebt, braucht keine Komödie mehr”.
Das X-large ist gescheitert, wobei die Unterwerfung unter reine Profitinteressen mancher Gastronomen eine Rolle gespielt haben mag. Auch das Brunnenfest wird von uns schmerzlich vermisst. Und seit der Zweitausendjahrfeier 1985 haben Augsburgerinnen und Augsburger überrascht festgestellt, dass sie feiern können und historische Bezüge ihnen dabei Spaß machen.
Nun mag man über das dahinter stehende Geschichtsverständnis streiten – grundsätzlich ist das nichts Schlechtes. In dieser Richtung sollte man weitergehen und schauen, ob ein Max-Fest nicht entweder grundlegend reformiert oder vielleicht am besten entsorgt wird – zugunsten solcher Alternativen.
Augsburg, 13. Januar 2011
Benjamin Clamroth, Stadtrat
Die Linke Kreisverband Augsburg