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Samstag, 15.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Der Technologiepark: Wer einen starken Zug machen will, muss vorher auf den Händen sitzen



Der Technologiepark.Augsburg ist in der öffentlichen Kontroverse. Zu Unrecht. Jeder Schachspieler weiß, dass ein schlechter Zug die Partie verdirbt. Einer der Gründe für den Erfolg von Augsburg ist die im Verein vertretene Wirtschaftskompetenz. Das ist auch einer der Gründe, wieso wir für den Erfolg des umfassenden Projekts Sciencepark und im Besonderen für den Innovationspark.Augsburg kämpfen. Wir regen außerdem die Gründung einer wöchentlichen Technikbeilage in der AZ an.


Die Gründung einer Technologiepark GmbH kann ohne weiteres von einer Arbeitsgruppe vorbereitet und durchdacht werden. Denn es handelt sich nicht um die Durchführung eines gut beschriebenen Geschäftsmodells sondern um die Aufgabe, einen regionalen Beitrag für eine Innovation zu leisten, bei der Wissenschaft, Produktforschung, Mittelstand, Industrie und Innovatoren zusammen gebracht und organisiert werden müssen.

Die Materialgrundlage, letztlich Graphit und seine Verarbeitungszustände, ist neu, es handelt sich also nicht um eine „reife Wissenschaft“. Es ist also angebracht, der Projektgruppe einen wissenschaftlichen Beirat an die Seite zu stellen, sozusagen als Ausguck für den Horizont.

Innovationen werden in Schwaben traditionell ganz stark vom Mittelstand getragen, typisch für sich entwickelnde Märkte. Der Technologiepark sollte in der Konsequenz sich auch für Mittelstandspartner und Industriepartner öffnen. Man kann dabei an Beteiligungen denken aber auch an Sachbeteiligungen oder Personalbeteiligungen. Wieso sollte sich ein Nachwuchs-Manager von Eurokopter nicht in der Organisation von Innovation ein Jahr lang Sporen verdienen.

Dass in einer Technologiepark GmbH wie angedacht die starken regionalen Infrastrukturträger Partner sein müssen versteht sich von selbst wegen der zahlreichen rechtlichen und planungsrechtlichen Belange. Aber sie darf sich – wie dargelegt – nicht darauf beschränken. Die Innovation machen schließlich Forscher, Entwickler, Produzenten, die mit ans Sagen müssen.

Dass sich Handwerkskammer und IHK in der ersten Reihe befinden, ist absolut beachtlich und erfreulich. Der regional gemeinsame Anschub unterstreicht die regionale Bedeutung des Projekts. Sie sehen die Chancen für Ihre Mitglieder, wenn in der Region umsatzstarke und know-how-trächtige Arbeitsplätze schaffen und der Industriestadt Augsburg ein neues Betätigungsfeld erschließen. Entscheidungen für Führungskräfte in der prägenden Anfangsphase sind dabei sicher wichtig, aber es gibt hier keine Eile. Wohl aber viele mögliche falsche Züge, insbesondere dann, wenn die Gesellschaftsstruktur nicht tief genug durchdacht ist, indem sie den Aufgaben angepasst wird.

Als weitere Unterstützung in einem viel weiteren aber hier einschlägigen Zusammenhang wünschte man sich die lokale Presse. Mein Vorschlag zur Unterstützung der Technologieentwicklung in der Region und damit auch zur Entwicklung moderner Arbeitsplätze ist die Schaffung einer wöchentlichen Technikbeilage in der Augsburger Allgemeinen. Die Beilagen von WELT, FAZ und Süddeutsche verhallen bestimmt nicht ungelesen in den interessierten Leserkreisen und tragen sicher wesentlich dazu bei, Technologieprojekte, Universitätsprojekte, Gesundheitsprojekte etc. vorzubereiten und zu fördern. Pro Augsburg regt Überlegungen in diese Richtung an.

Dr. Werner Lorbeer