Nebenwirkungen nicht bekannt: Impfgeschehen weltweit mit verschiedenen Vakzinen
Weltweite Corona-Impfungen: Andere Länder, andere Sitten
Mindestens 51 Länder haben bereits mit Impfkampagnen gegen COVID-19 begonnen, bis heute wurden weltweit 42,2 Millionen Impfstoffdosen verabreicht. Hier ist die globale Verteilung erwartungsgemäß ungleichgewichtig. Menschen aus verschiedenen Ländern berichten, welche Erfahrungen sie in ihrem Land mit der Impfung gemacht haben.
Von Annika Kögel
Deutschland gehört mit 1.048.160 durchgeführten Impfungen (Stand: 16.01.2021) zu den Top 10 Ländern mit der höchsten Impfrate. Das heißt, etwas mehr als einer von 100 Einwohnern (1,26% von 83 Millionen) ist bereits geimpft. Im weltweiten Vergleich liegt Israel mit 27 geimpften Einwohnern von 100 vorn. Die USA und China sind mit 14,3 Millionen und 10 Millionen die Länder mit der höchsten Impfstoffvergabe.
8,33 Milliarden Impfstoff-Shots wurden bereits durch Vorabverträge gesichert. Dies würde reichen, um bei einer zweimaligen Impfstoffgabe pro Person die Hälfte der Weltbevölkerung zu impfen. Jedoch haben sich die reichen Länder die meisten Dosen gesichert, außerdem erschwert die notwendige extrem kalte Lagerung der Stoffe die Lieferung in weit entfernte Orte.
Einige Länder werden deshalb wohl bis mindestens 2022 warten müssen, bis überhaupt Lieferungen verfügbar sind. Auch hat jedes Land andere ethische Konzepte, wie die Impfreihenfolge festgelegt wird. Während Deutschland derzeit eine Immunisierung von über 80-jährigen, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, medizinischem Personal und Risikogruppen priorisiert, kann beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten bereits jeder geimpft werden, der dies wünscht, erzählt der 45-jährige Thani A. aus Dubai. Menschen aus dem Gesundheitsbereich und Polizisten sind nämlich bereits vollständig immunisiert.
Er wurde mit der chinesischen „Sinopharm“-Vekzination geimpft und hatte keinerlei Nebenwirkungen. Auch Angst oder Bedenken lagen ihm fern. „Die Impfung ist hier für alle Staatsbürger und Einwohner kostenlos verfügbar“. Dies wird im Einwohnervergleich deutlich: 19 von 100 Einwohnern sind bereits heute geimpft. Das Land will bis April bereits 70% seiner 10 Millionen Einwohner immunisiert haben.
Stephanie G. (39) ist Intensivkrankenschwester und wurde in einem nordrhein-westfälischen Krankenhaus mit dem Pfizer/BioNTech-Impfstoff geimpft. Zuerst wollte sie sich nicht direkt impfen lassen, weil der Impfstoff noch sehr neu ist, aufgrund von den steigenden Infektionszahlen und Patienten in Deutschland hat sie sich aber dafür entschieden. Nebenwirkungen hatte sie außer „ein paar Kälteschauern, Müdigkeit und Schmerzen im Arm“ keine, berichtet sie.
Ähnlich ging es auch der 59-jährigen Renate R., die im medizinischen Bereich arbeitet und mit dem gleichen Impfstoff in einer Kieler Uni-Klinik geimpft wurde. Sie hatte lediglich am nächsten Tag an der Einstichstelle das Gefühl eines Muskelkaters. „Bedenken hatte ich eigentlich nicht. Ende 2020 dachte ich noch, dass ich mich zwar impfen lassen möchte, aber nicht unbedingt als eine der Ersten. Dann habe ich aber doch am 9. Januar gleich zugesagt“. Auch ihre Kollegen haben die Impfung bisher gut vertragen, berichtet sie.
Die 24-jährige Kinderkrankenschwester Denise Casasayas Martinez aus Barcelona wurde wegen ihres Berufs ebenfalls mit „PfizerBioNTech“ immunisiert. Auch sie war zuerst skeptisch, hat sich dann aber für die Impfung entschieden, und wollte als Krankenschwester ein gutes Beispiel sein. Sie wünscht sich sehr, ihr Leben, wie es vor der Pandemie war, zurückzugewinnen und setzt viel Hoffnung in die Impfung. „Covid-19 hat allen Menschen psychisch sehr zugesetzt“ sagt sie. „Ich hoffe, wir können bald wieder das Leben feiern!“. Sie selbst ist im vergangenen März bereits an Covid-19 erkrankt und hatte am Tag nach der Impfung ähnliche Symptome: Fieber, Halsschmerzen, Schnupfen und Müdigkeit. Am darauf folgenden Tag ging es ihr wieder besser. Sie berichtet, dass von ihren 46 geimpften Kollegen nur zwei weitere mit Nebenwirkungen reagiert haben, die ebenfalls in der Vergangenheit schon an Covid-19 erkrankt waren.
Mayur Patel ist Arzt für Physiotherapie in Georgia, USA. Er wurde mit dem „Moderna“ Impfstoff immunisiert. „Ich habe Familienmitglieder, die auch Ärzte sind und die Impfung bereits letzten Monat erhalten haben. Daher hatte ich keine Angst vor der Impfung, ich wollte sie so schnell wie möglich. Es hat zwei Wochen gedauert, bis ich einen Termin bekommen habe. Ich wurde von einer Krankenschwester direkt in meinem Auto geimpft. Danach musste ich noch 15 Minuten auf dem Parkplatz warten, um Nebenwirkungen auszuschließen“, berichtet er. – „Vier bis fünf Stunden später entzündete sich mein Arm allerdings leicht, am nächsten Tag war er sehr entzündet. In der Nacht hatte ich Kopfschmerzen, leichtes Fieber, Schüttelfrost und schwitzte. Nachdem ich mich aber einige Stunden hingelegt hatte, fühlte ich mich wieder komplett normal. Seitdem geht es mir sehr gut! Ich würde mich wieder impfen lassen und ich denke es ist extrem wichtig, dass jeder die Impfung erhält und keine Angst vor möglichen Nebenwirkungen hat.“
Auch Shauna Gonzalez, 30 hat die „Moderna“-Impfung erhalten. Sie arbeitet als Lehrerin in New York, USA. Sie hatte außer etwas Müdigkeit und leichten Schmerzen im Arm keinerlei Nebenwirkungen. „Ich denke es ist sehr wichtig, die Impfung zu bekommen um sich selbst und andere zu schützen und viele Leben zu retten. Ich hatte Unterstützung von meinen Freunden und Familie, obwohl einige immer noch gegen die Impfung sind, aus Angst vor Langzeitnebenwirkungen. Ich hoffe, ich kann durch das Teilen meiner Erfahrung helfen, die Impfung zu normalisieren und andere ermutigen, sich auch impfen zu lassen. Am 9. Februar bekomme ich die zweite Ampulle.“
In weiten Teilen Lateinamerikas sieht es mit den Impfkampagnen hingegen schlecht aus: Nur wenige Länder haben bereits damit begonnen. Eines der Probleme ist die notwendige Kühlkette, die vor allem bei der „Pfizer/BioNTech“-Vakzination eingehalten werden muss. Mexico, Chile und Costa Rica waren dennoch mit die ersten Länder, die mit genau diesem Impfstoff in Lateinamerika gestartet haben.
Auch Argentinien hat bereits eine große Impfkampagne gestartet und gehört neben Mexico zu den Top 20 Ländern mit den meisten durchgeführten Impfungen. Hier wird jedoch bisher mit der russischen „Sputnik V“ geimpft, was bei vielen Argentiniern Misstrauen und Besorgnis hervorruft. Dennoch gibt es mehr Menschen, die sich impfen lassen wollen, als derzeit Impfstoff vorhanden ist. Als erstes sollen auch hier Gesundheits- und Pflegepersonal geimpft werden. Der Gouverneur der Region Buenos Aires, Axel Kicillof, sowie Vize-Gesundheitssekretär Nicolás Kreplak ließen sich bereits impfen.
„Die Länder, die in Lateinamerika bereits mit dem Impfen begonnen haben, sind die am besten entwickelten. Hier in El Salvador ist es mehr „dritte Welt“ und wir haben noch keine Impfmöglichkeit“ erzählt Manu C. über sein Land.
Brasilien, das die zweithöchsten Infektionszahlen der Welt hat, hat zwar Impfstoff in Vorrat, jedoch gibt es immer noch keine offizielle Zulassung. Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Bolsonaro äußerte sich gegen die Impfkampagne und gab zu Protokoll, dass er sich nicht impfen lassen werde.