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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Bauland an der Wertachleite

Bergheim ist ein sehr schöner Stadtteil. Hier lebt man im Einklang mit den natürlichen Ressourcen, im Respekt vor dem Landschaftsraum.

Politisch versucht sich Pro Augsburg bürgernah zu geben, drückt aber mit aller Macht zum Wohle einzelner ihren Willen durch.

Bei jedem besonderen Einzelhaus, Siedlungsgebiet oder Stadtteil werden lange Diskussionen über Geschosse, Dachausbildungen geführt oder Studien, Entwicklungskonzepte bzw. Wettbewerbe berechtigterweise gefordert. Im politischen Bergheim gehen die Uhren anders.

Luftbild von Bergheim (zum Vergrößern anklicken)

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Schnell eine Baufläche mit einem fertigen Konzept zum Wohle einzelner, die für sich genommen, berechtigterweise Bauland für Ihre Kinder wünschen. Ab in den Bauausschuss und hopp mit 1-2 Stimmen Mehrheit stellt man den Städtebau auf den Kopf.

Da interessiert nicht der Flächennutzungsplan oder fachliche Entwicklungspotentiale, Entwicklungsschwerpunkte, Wettbewerbe oder einfach eine Abwägung für einen so schönen sensiblen Stadtteil. Alternativen werden abgetan, dass dies alles schon untersucht worden sei und viele Fakten gegen andere Flächenausweisungen stünden. Widerstände aus der Bürgerschaft werden als subjektive Neid- oder Angstreaktionen abgetan.

Man stellt sich nicht den Fragen wie:

  • Warum muss unbedingt an der Wertachleite, im Nahbereich des Waldes (Westliche Wälder) Bauland ausgewiesen werden, zumal es sich hier um keine Abrundung, sondern um eine Siedlungserweiterung handelt?
  • Was bedeutet dies für den Hang, die Hydrologie oder Geologie der Wertach-Leite?
  • Wo wird durch Fachleute der Beweis angetreten, dass gerade nur dort und nicht woanders Neubauland ausgewiesen werden kann?
  • Macht es Sinn, am Ortsrand Flächen auszuweisen, wo in der Nähe von öffentlichen Einrichtungen zentrennah Siedlungsraum evtl. bestünde?
  • Haben die Bürger allgemein einen Nutzen aus dem Baugebiet?
  • Was bedingt die Bebauung für angrenzende Flächen? Sind hierdurch weitere Entwicklungen vorgezeichnet, entstehen Präzedenzfälle?
  • Oder ganz einfach … hält man sich in Bergheim an die Regeln, die wir Stadträte für Augsburg ansonsten einhalten?

Für Stadtteile wie Pfersee, Hochzoll, Lechhausen, Kriegshaber, Oberhausen, Textilviertel geht man schon Wege der Vernunft und der Machbarkeit. Die Jakobervorstadt und Haunstetten werden folgen müssen. Schon bezuschusste Sanierungsbereiche in den erwähnten Stadtteilen können momentan kein Geld erhalten – aber in Bergheim ist es eben anders!

Es ist verständlich, dass sich Bürger in Bergheim aufregen ob dieser Selbstgefälligkeit. Nicht nur weil manche einen Nachteil für sich sehen, sondern, weil wieder ein Beispiel dehnbarer Ansichten die Runde macht! Natürlich ist es selbstverständlich, wenn für Mehrwert die Eigner die Kosten der Entwicklung selbst tragen.

Wenn dies weiter Schule macht wird es schwer sein, Bürgern zu erklären, warum sie etwas dürfen oder nicht dürfen!



Stefan Quarg, Stadtplaner