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Mittwoch, 13.09.2023 - Jahrgang 15 - www.daz-augsburg.de

Meinung

Kommentar: Was dem FCA fehlt

Zu Beginn der 11. Bundesligasaison des FCA spiegelte die Glaskugel der DAZ drei Argumente, die den FCA in der Liga halten werden: Fürth, Bielefeld und Bochum. Beim VfL Bochum muss sich der Schreiber dieser Zeilen dafür entschuldigen.

Kommentar von Siegfried Zagler

Helmut-Haller-Denkmal auf dem Lechfeld Foto: © FCA

Der Westklub begeisterte vom ersten Spieltag an seine Anhänger mit einem geradlinigen und durchgehend engagierten Fußball und hatte nie ernsthaft Abstiegssorgen. Für die beiden Absteiger (Bielefeld hat nur noch sehr theoretische Chancen auf den Relegationsplatz) gilt fast dasselbe: Sowohl Bielefeld als auch Fürth begeisterten ihre Zuschauer, indem sie den Fußball spielten, der ihren Kadern auf den Leib geschneidert schien. Das gilt übrigens auch für den schwer abstiegsgefährdeten VfB Stuttgart. Die Schwaben hielten konsequent an ihrem Angriffsfußball fest, Tabellenplatz hin, Tabellenplatz her.

Der FC Augsburg spielte dagegen – wie in den beiden vorherigen Spielzeiten – einen Fußball der Grausamkeiten. Mal hinten stark, mal hinten schwach – nach vorne fast immer schwach. Zwischendrin flackerte das Spielvermögen des FCA auf, dann fiel man wieder (oft innerhalb einer Halbzeit) in fahriges und substanzloses wie ungenaues Gekicke zurück. Ohne Ziel und Verstand flipperte der FCA durch die Saison und steuerte noch eine Absurdität dazu, indem er einen 19-jährigen ziemlich talentlosen Spieler für 16 Millionen Euro Ablöse verpflichtete. Ricardo Pepi kam in Augsburg mit dem Spruch an, dass er mit dem FCA in der Europa League spielen möchte, was man ob seiner Jugend nicht ernst nehmen muss. Schwerer wiegt dagegen der Satz des Sportmanagers Stefan Reuter, man habe Pepi „jahrelang beobachtet“. Es ist kaum auszuhalten, was in Augsburg alles durchgeht. Dort, wo dringend Verstärkung notwendig wäre (auf beiden Außenbahnen), geschah nichts. Mit Markus Weinzierl wurde am Ende der Vorsaison ein Trainer verpflichtet, der nun zurecht wieder zur Disposition steht.

Der FCA hat am 33. Spieltag seiner 11. Bundesligasaison zum 11. Mal sein erklärtes Ziel erreicht: Nichtabstieg. Das lässt sich allerdings nicht als Erfolg verkaufen, wenn die Zuschauer weniger werden, FCA-Ultras offen FCA-Chef Hofmann und die Struktur des Vereins kritisieren und das Gemurre auf den Tribünen immer lauter wird. Dem FCA fehlt das gewisse Etwas, ein spezieller Spirit auf dem Spielfeld, ein Feuer, an dem man sich auch dann wärmt, wenn es nicht gut läuft. Mit Weinzierl wird das nicht kommen.

Ist das nicht Gejammer auf hohem Niveau wenn man bedenkt, welche Vereine in der 2. oder gar 3. Liga kicken? Ist es nicht!

So wie es um den FCA steht, muss man ihn beschreiben können: Außerhalb der Region Augsburg und des eigenen Fan-Lagers würde es in Fußball-Deutschland kein Bedauern geben, würde der FCA absteigen. Nach elf Jahren Bundesliga keine eigene DNA, kein Image, kein Profil. Man wundert sich nur. Mainz, Freiburg und Union stehen für mehr als für den aktuellen sportlichen Erfolg. Bei diesen Klubs agieren Trainer, denen man auch dann zuhören kann, wenn ihre Mannschaft verloren hat. Diese Klubs verkörpern eine Philosophie jenseits des Auf-und-Ab in der Tabelle. Daran mangelt es beim FCA besonders.

Der FCA mutet seinem Anhang viel zu, weil er all zu oft unter seinem Radar agiert. Die Latte „Nichtabstieg“ hängt inzwischen so niedrig, dass die Mannschaft bequem darüber steigen kann. In der ersten Bundesligasaison holte der FCA mithilfe einer großartigen Rückrunde 38 Punkte und in der zweiten Saison (die erste mit Trainer Weinzierl) hielt der FCA mit 33 Punkten die Liga. Dann folgten die beiden Topsaisons mit 53 und 48 Punkten, doch danach glitt der FCA mit Weinzierl und fünf anderen Trainern, die sich die Klinke in die Hand gaben, in den Grauen-Maus-Modus: 38, 38, 41, 32, 36, 36 und heuer werden es auch nicht mehr als 38 Punkte werden.

Sollte der FCA die zwölfte Saison abermals zwischen Platz 13 und 15 beenden, und dabei wieder den grausamen Fußball spielen, wie das seit Jahren der Fall ist, dann ist es denkbar, dass Fangruppierungen zur 2. Mannschaft abwandern, wo man sehr wahrscheinlich das Vergnügen hätte, die Künste eines jungen Spielers zu beklatschen, der aus Übersee nach Augsburg kam, um einer grauen Maus ein wenig Glanz zu verpassen.