Verlacht, verhöhnt und schließlich gescheitert
Warum die Initiatoren des Bürgerbegehrens zur Theatersanierung auf dem niedrigsten Level gescheitert sind
Kommentar von Siegfried Zagler
Wer es in knapp sieben Monaten nicht schafft, fünf Prozent der stimmberechtigten Bürger hinter sein Anliegen zu bringen, ist in Sachen Bürgerentscheid auf niedrigstem Niveau gescheitert und sollte aufgeben. Die Initiatoren waren nicht in der Lage, einen finanzpolitischen Einwand mit dem passenden Anzug einzukleiden. Alles, was nun folgen wird, wird den Status der Peinlichkeit nicht mehr verlassen.
Die Initiatoren haben es versäumt, ihre Netzwerke auf verantwortliche Weise zu mobilisieren, sie haben es versäumt, mit intellektueller Härte ihre Inhalte zu schleifen und in einem offenen Diskurs differenziert und mit einer Zunge zu vertreten – und sie haben es versäumt, auf verantwortungsvolle Weise ihren selbst formulierten Auftrag zu erfüllen, nämlich regelmäßig auf der Straße Präsenz zu zeigen, um Unterschriften zu sammeln. Dass diese Einsicht aus Sicht des Schreibers dieser Zeilen eine schmerzvolle Einsicht ist, soll an dieser Stelle deutlich zum Ausdruck kommen: Das Augsburger Stadttheater ist im Verhältnis zu seiner gesellschaftlichen und künstlerischen Relevanz auf einem dekadenten Kostenniveau angekommen. Wenn sich eine ständig klamme Kommune wie Augsburg darauf festlegen will, in den kommenden 25 Jahren eine halbe Milliarde Euro für ihr Stadttheater auszugeben, dann könnte sie auch von selbst auf die Idee kommen, ihre Bürger darüber aufzuklären, was das haushalterisch für Stadt und Bürgerschaft bedeutet. Und sie könnte schließlich auf die Idee kommen, ihre Bürger zu befragen, ob sie dennoch bereit sind, diese ungeheure Investition mitzutragen.
Die “Schlussfolgerung”, dass die Bürgerschaft anhand der schwachen Unterschriftensammlung hinter den Theatersanierungsplänen der Stadt steht, ist weniger Schlussfolgerung denn Annahme. Wahrscheinlicher ist die Annahme, dass die Initiatoren gescheitert sind, weil sie zu wenig Tat- und Überzeugungskraft an den Tag legten. Dass die Stadt sich von selbst zu einem Ratsbegehren dieser Art aufschwingen wird, kann man ausschließen. Kurt Gribl, Eva Weber und Co. setzen auf die Kontinuität des klassischen Viersparten-Theaters, das angeblich – Kostenexplosion hin oder her – zu einem unverzichtbaren Bestandteil der kulturellen Identität einer deutschen Stadt gehört.
Bürger dürfen im Gegensatz zu Politikern Fehler machen. Sie dürfen ungestraft Unsinn verbreiten und sich im Ton vergreifen. Das alles ist in den vergangenen sieben Monaten geschehen. Das gilt für die Sanierungsgegner wie für die kafkaeske Bürgerwehr um Z. Müller. Dass sich die niederschwellige Auseinandersetzung zwischen Theaterfreunden und Sanierungskritikern nun dem Ende entgegen neigt, ist die positive Kehrseite des grandiosen Scheiterns des Bürgerbegehrens, das die Initiatoren im Grunde sehr früh selbst in den Sand gesetzt haben. In erster Linie ist das erste AZ-Interview von Kurt Idrizovic am 12. April anzuführen sowie die Show-Diskussion der AZ in der Kälberhalle, wo die Initiatoren von einem theateraffinen Publikum verlacht und verhöhnt wurden.
Zur publizierten Rechtsauffassung der Stadtjuristin ist festzuhalten, dass man sich dem Eindruck kaum erwehren kann, dass es sich um ein politisches Konstrukt handelt. Hätten die Initiatoren genügend Unterschriften vorzuweisen, wäre dafür die Verwaltungsgerichtsbarkeit zuständig.