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Montag, 14.04.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Tunnel oder Bahnhof – das ist hier die Frage

Ein Tunnel am Kö würde den Umbau des Augsburger Hauptbahnhofs scheitern lassen. Auf diese kurze Formel reduzierte gestern Stadtwerkechef Norbert Walter die Situation um den bevorstehenden Bürgerentscheid zu einem Straßentunnel unter dem Königsplatz.

Terminszenario Tunnel: der Bahnhof wird erst nach Auslaufen der GVFG-Förderung fertig (zum Vergrößern anklicken)

Terminszenario Tunnel: Der Bahnhof würde erst nach Auslaufen der GVFG-Förderung fertig


Nur vordergründig geht es am 21. November, dem voraussichtlichen Termin des Bürgerentscheids, um ein Ja oder Nein zur Untertunnelung des Augsburger Königsplatzes. Tatsächlich steht viel mehr auf dem Spiel: der Umbau des Hauptbahnhofs im Rahmen des Gesamtprojekts Mobilitätsdrehscheibe, zu dem auch die Linien 1, 5 und 6 und der Umbau der Königsplatzes gehören. Stadtwerkechef Norbert Walter erläuterte gestern nochmals für die Medien die Zusammenhänge.

Die Mobilitätsdrehscheibe sei ein ganzheitliches Projekt, so Walter. Ohne Baurecht am Kö – das man für die Verwaltungsplanung jetzt hätte haben können – gebe es keine Möglichkeit, für den Hauptbahnhof einen Finanzierungsantrag zu stellen und das Planfeststellungsverfahren abzuschließen. Damit würden alle Verzögerungen durch einen Tunnel am Kö – die Fachleute der Stadtwerke schätzen diese auf zweieinhalb Jahre – die Fertigstellung des Hauptbahnhofes Eins zu Eins nach hinten schieben, im günstigsten Fall bis Mitte 2021.

„Es wird nicht besser, wenn man ein Projekt zwei Jahre aussetzt“

Zu weit nach hinten für die Stadtwerke, denn Ende 2019 läuft das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) aus, über das 83 Prozent Bundes- und Landeszuschüsse in das Verkehrsprojekt fließen. Alles, was nach 2019 gebaut würde, müssten die Stadtwerke selbst finanzieren. Hinzu kämen Preissteigerungen in noch nicht absehbarer Höhe. „Es wird nicht besser, wenn man ein Projekt dieser Komplexität zwei Jahre aussetzt“, so Walter zur Kostensituation. Allein die Verzögerung durch den ersten Kö-Bürgerentscheid im Jahr 2007 habe die Schätzkosten für den Hauptbahnhof – derzeit 98,5 Mio. Euro – um knapp 10 Mio. ansteigen lassen.

Finanzierungsrisiko zu groß

Ohne eine Gesamtzahl für die Mehrkosten zu nennen, sprach Norbert Walter von letztlich „nicht mehr beherrschbaren Risiken“ für den Stadtwerke-Konzern. Der Tunnel sei der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringe: „Gerade das Projekt Hauptbahnhof, das 80 bis 90 Prozent Zustimmung bei den Bürgern hat, würde in fataler Weise durch den Tunnel zu Fall gebracht“. Damit diese Botschaft „mit einbezogen wird bei der Gesamtentscheidung am 21. November“, kündigte der Stadtwerkechef an, in den nächsten Wochen verstärkt an die Öffentlichkeit zu gehen.

Die Entscheidung zur Zulässigkeit des Tunnel-Bürgerbegehrens und zum Termin für einen Bürgerentscheid trifft der Stadtrat am morgigen Donnerstag. Die öffentliche Sitzung beginnt um 14.45 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Der Tunnel ist erster Punkt auf der Tagesordnung.

» Terminszenarien Mobilitätsdrehscheibe mit und ohne Tunnel (jpg 381 kB)

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