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Sonntag, 24.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Tiefpunkt im hohen Norden

Wegen der verheerenden Heimbilanz der Werderaner – Bremen blieb ohne Punkt in den drei letzten Heimspielen – reiste der FCA auch aufgrund seiner beiden letzten Auswärtssiege als Favorit an die Weser. Dass es für die Augsburger nach der Heimpleite gegen den VfB Stuttgart statt der erhofften Wiedergutmachung einen weiteren herben Rückschlag gab, lag an dem eklatanten Leistungsabfall in der zweiten Halbzeit, aus dem die Bremer mit Treffern in der Schlussphase (84. und 87.) Kapital zu schlagen wussten.

Von Udo Legner

Im Vergleich zur 1:4 Niederlage gegen den VfB Stuttgart nahm Heiko Herrlich in seiner Startelf gleich vier Wechsel vor: Pedersen, Gouweleeuw, Finnbogason und Hahn liefen für Strobl, Niederlechner (beide Bank), Iago (verletzt) und Marco Richter (gesperrt) auf. Schon die Anfangsphase liess erahnen, wie sich die „defensive Stabilität“, die Werder-Coach Kohlfeld seinem Team als Marschroute verordnet hatte, auf das Spielgeschehen auswirken würde.

Schematischer Sicherheitsfussball

Gegen die kompakte Werder-Defensive tat sich der FCA bei der Suche nach Lücken schwer. Die Bremer verstanden es, die allzu schematischen Angriffsversuche der Augsburger schon weit vor dem Strafraum zu unterbinden, taten sich aber ihrerseits schwer, Balleroberungen zu einem effektiven Umschalt- und Konterspiel zu nutzen. So dümpelte die Partie dahin, in der die Augsburger nach 20 Minuten Sicherheitsfussball zwar in Sachen Ballbesitz mit 70:30 Prozent in Führung lagen, aber von Straf-, geschweige denn Torraum-Szenen, ebenso weit weg waren, wie die FCA-Mittelfeld- und Offensiv-Abteilung von ihrer Bestform. Die einzigen Hingucker in der ersten Halbzeit: nach einem Fehlpass von Friedl erreichte Finnbogason Zuspiel den freistehenden Hahn, dessen Flachschuss (18.) jedoch am linken Pfosten vorbei zischte.

Auf der Gegenseite benötigten die Werderaner für ihren ersten Abschluss eine Standardsituation. Nach einem Freistoß wurde Gebre-Selassies Kopfball (33.) von FCA-Keeper Gikiewicz sicher pariert.

Fazit zur Halbzeit: Der FCA machte zwar das Spiel, blieb aber vor dem Tor mangels Überraschungsmomente allzu harmlos. In der zweiten Hälfte stand die Bremer Defensive nicht mehr ganz so tief, was dem FCA mehr Räume für das Konterspiel eröffnete, die er aber nur allzu selten zu nutzen wusste. Immerhin häuften sich nun die Offensivaktionen auf beiden Seiten, auch wenn richtige Torchancen weiterhin Mangelware blieben.

In der 58. Minute kam es zu einem folgenschweren Doppelwechsel: Für den gelb-rot gefährdeten Caligiuri kam Gumny, für den wirkungslosen Finnbogason Niederlechner ins Spiel. Die größte Chance für den FCA ergab sich nur wenig später (63.) nach einem Eckball, doch Reese Oxford brachte das Kunststück fertig, den Ball unbedrängt aus fünf Metern über das Tor zu köpfen. Im Gegenzug (64.) kamen die Bremer zu ihrer klarsten Torchance: Sargent kam nach Kopfballvorlage von Mbom aus 14 Metern frei zum Schuss, der jedoch von Gikiewicz pariert wurde.

Stümperhafte FCA-Defensive

Als sich schon alle mit dem torlosen Unentschieden abgefunden zu haben schienen, brach das Verhängnis für den FCA doch noch herein – beide Male von den sträflich vernachlässigten Außenbahnen. Agus Flanke von der linken Seite – auf der Caligiuri schmerzlich vermisst wurde – wurde von Oxford unfreiwillig verlängert, sodass Gebre-Selassie aus sechs Metern die Führung für die Bremer (84.) markieren konnte.

Mit der Einwechslung von Gregoritsch (für Oxford) und Civeja (für Khedira) wollte FCA-Coach das Blatt noch wenden. Doch kaum standen die beiden auf dem Feld – für Civeja war es das erste Spiel für den FCA – stand es 2:0 für die Werderaner. Diesmal fiel das Tor nach einer Flanke von Werder-Joker Schmid von der rechten Aussenbahn, die Agu etwas glücklich zum 2:0 Endstand verwandelte.

Ende der Herrlichkeit

Nach dieser weiteren Pleite gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten hat sich die Lage für den FCA dramatisch verschlechtert, was der derzeitige 11. Tabellenplatz noch kaum widerspiegelt. Gegen die nächsten Gegner – bereits am nächsten Mittwoch (20.30 Uhr) geht es gegen Tabellenführer Bayern München – dürfte es angesichts des anhaltenden Formtiefs schwer fallen, die Talfahrt zu stoppen. Man muss daher kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass nach weiteren Rückschlagen die Trainerdiskussion beim FCA startet.

FCA: Gikiewicz – Oxford (87. Gregoritsch), Gouweleeuw, Uduokhai, Pedersen – Khedira (87. Jiveja), Gruezo – Caligiuri (58. Gumny) , Vargas – Hahn, Finnbogason (58. Niederlechner)