Stadt professionalisiert Flüchtlingsmanagement
Die Integration der „Augsburger Asylbewerber“ wird von der Stadtregierung als große Herausforderung betrachtet.
Derzeit leben in Augsburg rund 3300 Asylbewerber in unterschiedlichen Einrichtungen, Wohnungen und Pensionen über fast das ganze Stadtgebiet verteilt. Die wöchentliche Zuweisungsquote durch die Regierung von Schwaben liegt derzeit bei 60 Asylbewerbern – Tendenz steigend. Ihre Unterbringung, aber auch die Beschulung der Kinder und Jugendlichen sowie der Spracherwerb sind aktuell die bestimmenden Themen in der Asylthematik. Gefordert sind in erster Linie das Sozialreferat, das Referat für Integration, das Bildungsreferat und das Ordnungsreferat. „Mit Bürgermeister und Sozialreferent Stefan Kiefer sowie den Referenten Reiner Erben, Hermann Köhler und Dirk Wurm ist gewährleistet, dass wir die großen Herausforderungen wie Unterbringung, Beschulung und Integration von Menschen mit Bleiberecht in die Stadtgesellschaft koalitionsübergreifend angehen und meistern. Dieser Konsens ist mir als vertrauensbildende Grundlage für alle erforderlichen Maßnahmen in der Stadtgesellschaft sehr wichtig“, so Oberbürgermeister Kurt Gribl in einer städtischen Pressemitteilung. Fachübergreifend hätten sich die Referenten in einer Klausur mit der ersten Phase „Von der Zuwanderung bis zum abschließenden Asyl-Verfahren“ auseinandergesetzt und dazu ein gemeinsames Verfahrensprogramm entwickelt.
Vorsorge für Winternotfallsituation
OB Gribl legt größten Wert darauf, dass Augsburg nicht auf den Kosten der Unterkunft sitzen bleibt. Auch muss Klarheit über die Dauer der Kostenerstattung durch den Freistaat Bayern für angemietete Unterkünfte herrschen. Was die Not-Erstaufnahmen betrifft, betreibt Augsburg zusammen mit dem Landkreis Aichach-Friedberg seit 8. Dezember 2015 eine Einrichtung der ehemaligen Pädagogischen Hochschule in Lechhausen. Sie kann im Notfall mit maximal 250 Personen belegt werden. Ziel ist, im Winternotfallplan auf die Belegung von Schulturnhallen verzichten zu können.
Großes Augenmerk legt der Fachbereich Wohnen und Unterbringung im Sozialreferat auf mehr sogenannte „Kümmerer“. Sie sind nicht nur Hausmeister für die dezentralen Unterkünfte, sondern auch Ansprechpartner zur Bewältigung des Alltagslebens für die Bewohner – von der Mülltrennung und Toilettenbenutzung bis hin zu Einkaufsmöglichkeiten und Auskünften zu Ärzten und Apotheken. Pro 75 Asylbewerber übernimmt der Freistaat die Kosten für einen „Kümmerer“. Zum neuen Jahr werden weitere Kümmerer-Verträge mit den Trägern der Wohlfahrtspflege wie Diakonie, Caritas und Tür an Tür abgeschlossen. Damit erhalten auch die Stadtteile Spickel, Kriegshaber, Haunstetten und Pfersee ihren „Kümmerer“.
Schule und Bildung im Fokus
Mit zu den drängendsten Problemen, die gelöst werden müssen, gehören die zunehmende Raumnot und der steigende Personalmangel im Schulbereich. Allein von Juli 2015 bis November 2015 ist die Zahl der „Übergangsklassen“ im Grund- und Mittelschulbereich von 24 auf 41 gestiegen. Schulreferent Hermann Köhler verweist darauf, dass maximal noch acht freie Räume zur Verfügung stehen. Ob eigens Pavillons oder andere Beherbergungsmöglichkeiten aufgestellt werden müssen und wer sie finanziert ist offen. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Bereich der Berufsschulen, wo die Zahl der berufsschulpflichtigen Migranten und Flüchtlinge deutlich gestiegen ist. Erforderlich sind hier eine verstärkte Sprachförderung und sozialpädagogische Betreuung, um Sprachdefizite auszugleichen, damit die jungen Leute die erforderliche Ausbildungsreife erlangen.
Um Abhilfe zu schaffen, schlägt der Bildungs- und Schulreferent u.a. ein Sonderprogramm „Schulräume für Migranten und Flüchtlinge“ im Haushalt 2016 vor, ebenso mehr Mittel für Anmietungen aber auch eine flexible Handhabe bei der Neueinstellung von Lehrern für die kommunalen Schulen. Zudem müsse, so Köhler, das Hochbauamt sofort beauftragt werden, für drei Schulstandorte entsprechende Planungen und Bauvoranfragen voranzutreiben.
Integrationsreferent Reiner Erben ist gefordert
Wichtig ist Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl vor allem, dass das breite aber vielfach unübersichtliche Angebot an Sprach- und Integrationskursen in Augsburg strukturiert und gebündelt wird. „Ich möchte, dass Asylbewerber von vorneherein zum richtigen Angebot gelenkt und vermittelt werden können“, so der OB. Hier ist vor allem das Büro für Migration, Interkultur und Vielfalt unter der Leitung von Margret Spohn gefordert, das zum Integrationsreferat von Reiner Erben gehört. Bewältigt werden soll diese Koordinationsleistung auf der Basis bestehender Strukturen, die zu modifizieren und zu ertüchtigen sind. Dazu wird eine Zuständigkeit benannt, die das „Clearing“ in diesem Bereich übernimmt. „Ich sehe das Büro für Migration klar als zentrale Fachstelle, die andere Bereiche in der Verwaltung unterstützt, Strukturen kennt und gezielt zuordnen kann“, so OB Dr. Gribl. Um die städtischen Integrationsleistungen zu optimieren, die vor allem nach dem Abschluss der Asylbewerberverfahren zum Tragen kommen, müssen kommunale und freiwillige Angebote besser miteinander abgestimmt werden. Daher sind regelmäßige Arbeitstreffen der Freiwilligenkoordination mit dem Asyl-Team der Stadt und mit Tür an Tür geplant.
„Wichtig ist, dass wir alles tun, was unsere Arbeit in diesem Bereich effizient macht“, so Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl. Mitte Januar sei die Ergebnispräsentation der Klausur vorgesehen. – Im Februar widmen sich die Referenten dann dem Thema „Integration in die Stadtgesellschaft“. In der zweiten Phase dieser bedeutungsvollen Zukunftsaufgabe sollen weitere konkrete Handlungsfelder entwickelt werden.