Stadt hisst erneut israelische Flagge
Am Freitagabend kletterte ein junger Mann schnell und geschickt auf den Fahnenmast vor dem Augsburger Rathaus, um die seit einigen Tagen gehisste israelische Flagge herunterzureißen.
Die Aktion wird von einem mutmaßlichen Mittäter gefilmt und das Video ins Netz gestellt. Die jungen Männer mit Migrationshintergrund amüsieren sich und der Kletterer versucht noch am Tatort die Flagge anzuzünden. Eine junge Frau hindert ihn dabei erfolgreich. Die mutmaßlichen Täter werden wenig später von der verständigten Polizei gefasst. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, heißt es. “Dieser feindselige, antisemitische Akt beunruhigt mich zutiefst”, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) am Morgen danach der Augsburger Allgemeinen. Man verurteile derartige Handlungen aufs Schärfste und werde Anfeindungen gegen Israel auf Augsburger Boden nicht dulden, so Weber.
Diese Fahne symbolisiert nicht nur einen Staat, sondern auch die Hoffnungen und Träume aller Juden
Bei der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben Augsburg (IKG) sorgt der Vorfall für Entsetzen und Kritik. “Nur durch das mutige Eingreifen der Passantin wurde das Anzünden vereitelt”, so Hermann Bredl, Pressesprecher und Beauftragter gegen Antisemitismus der IKG. “Anbetracht der angespannten Atmosphäre der vergangenen Woche nach den grauenhaften Ereignissen in Israel und den Warnungen der Sicherheitsbehörden vor potenziellen Übergriffen gegen jüdische Einrichtungen sind wir sprachlos angesichts der Tatsache, dass keine ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen am vergangenen Freitag diesbezüglich ergriffen worden waren”, so Bredl weiter in einer Stellungnahme der IKG. Es sei inakzeptabel, dass die Stadt Augsburg es unterlassen habe, “an diesem besonderen Freitagabend, an dem man mit möglichen Übergriffen und Angriffen rechnen musste, angemessene Ordnungskräfte in unmittelbare Nähe der Flagge zu platzieren.” Diese Fahne symbolisiere nicht nur einen Staat, sondern auch die Hoffnungen und Träume aller Juden, so Bredl.
Seit Montagmittag hängt nun die israelische Nationalflagge wieder an einem Fahnenmast auf dem Rathausplatz – zwischen der ukrainischen und der Friedensstadt-Fahne. „Dass die Flagge nicht angezündet wurde, liegt nicht zuletzt am beherzten und gleichzeitig besonnenen Eingreifen einer mutigen Bürgerin. Ihr gilt mein großer Dank“, so Oberbürgermeisterin Eva Weber.
OB Eva Weber: „Unsere Solidarität kann man nicht herunterreißen“
In einer ersten Reaktion hatte die OB bereits am Samstagmorgen mitgeteilt: „Derartige Vorkommnisse werden auf das Schärfste verurteilt. Anfeindungen gegen Israel auf Augsburg Boden dulden wir nicht!“ Außerdem kündigte sie an: „Unsere Solidarität kann man nicht herunterreißen, wir werden sie weiter sichtbar zeigen.“ Dies ist seit Montagmittag wieder der Fall. Eine neue israelische Flagge wurde am Fahnenmast hochgezogen, um der Solidarität der Stadt Augsburg mit Israel Ausdruck zu verleihen. „Die Israel-Flagge hängt wieder am Rathausplatz – im Herzen unserer Stadt. Denn genau dort zeigen wir, dass wir fest an der Seite unserer jüdischen und israelischen Bürgerinnen und Bürgern stehen“, so Oberbürgermeisterin Eva Weber.
Intensiver Austausch mit Polizei
Zudem steht die Stadt in intensivem Austausch mit dem Polizeipräsidium Schwaben-Nord. Beide Behörden vollziehen die seit Samstag geltende Allgemeinverfügung, die die Stadt angesichts der terroristischen Angriffe im Nahen Osten und der bundesweit beobachteten Aufrufe zu israelfeindliche Aktikonen erlassen hat. Sie regelt unter anderem die Untersagung des Mitführens bzw. der Verwendung bestimmter Symbole und Kennzeichen wie etwa der iranischen Revolutionsgarden. Ebenso wird das Zerstören und Beschädigen von Hoheitszeichen ausländischer Staaten untersagt. Die Verfügung ist unter augsburg.de/amtliche-bekanntmachungen veröffentlicht.
Nach der Tat am vergangenen Freitagabend wurde der ohnehin Ende vergangener Woche bereits verstärkte Objekt- und Raumschutz auch auf den Rathausplatz ausgeweitet.