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Dienstag, 07.10.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Sommernächte: Einheitliches Pfandsystem auf dem Prüfstand

Bekommen die Augsburger Sommer­nächte ein zentrales Pfand­system für alle Verkaufs­stände oder bleibt es bei der aktu­ellen Regelung, die Becher nur am jewei­ligen Stand zurück­zugeben? Über diese Frage entscheidet am Mittwoch, 8. Oktober der Wirtschafts­förderungs­ausschuss der Stadt.

Von Bruno Stubenrauch

Wer kennt es nicht: Man genießt die stimmungs­volle Sommer­nacht, kauft Cocktails, bezahlt das Pfand, bekommt noch Pfandchips und zieht weiter. Kaum ist der Becher leer, beginnt die Suche: Man muss den ursprüng­lichen Stand wieder­finden, sich durch die Menschen­menge zurück­kämpfen und heraus­finden, an welcher Schlange an der Theke man gegen Chips und Becher sein Geld zurückerhält.

​„Das muss doch einfacher gehen“, dachten sich einige Augsburger, die auf der Bürger­ver­sammlung Innenstadt im ver­gangenen November ein ein­heit­liches Pfand­system beantragten.

Zunächst abgelehnt, dann zur Prüfung beauftragt

Der Wirtschafts­förderungs­ausschuss der Stadt musste sich pflicht­gemäß inner­halb von drei Monaten mit dem Anliegen befassen. Zwar lehnte er den Antrag im Februar 2025 formal ab, beauf­tragte die Verwaltung jedoch gleich­zeitig, eine detail­lierte Prüfung inklusive Kosten­schätzung vor­zu­nehmen und eine Beschluss­vorlage zu erarbeiten.

​Diese liegt nun vor und steht am heutigen Mittwoch, dem 8. Oktober, erneut auf der Tages­ordnung des Aus­schusses. Die Tendenz ist jedoch klar: Es sieht alles danach aus, als bliebe das System unver­ändert. „Das beste­hende Pfand­system auf den Augsburger Sommer­nächten (Rückgabe der Becher nur am jewei­ligen Verkaufs­stand) wird als aus­reichend und sinnvoll erachtet und soll bei­behalten werden“, heißt es im Beschluss­vorschlag.

So argumentiert die Verwaltung

Ein zentrales Pfandsystem sei bei der offenen Struktur des Innen­stadt­festes nicht prakti­kabel und kaum umsetzbar, so die Ver­waltung. Die Sommer­nächte erstrecken sich über zahl­reiche Plätze und umfassen über 100 teil­neh­mende Gastro­nomie­betriebe. Da diese mit unter­schied­lichen Braue­reien und Becher­systemen arbeiten, wäre eine zentrale Organi­sation, Rück­führung und Spülung der Becher äußerst aufwendig.

​Nach Berechnungen der Ver­waltung wären dafür rund 300.000 Becher sowie Logistik­personal, Spül­stationen und zusätz­liche Lager­flächen nötig, die zulasten der vermiet­baren Festival­fläche gingen. Die Kosten für An­schaffung, Reini­gung und Personal lägen im sechs­stelligen Bereich. Zudem sei eine faire Umlage dieser Kosten auf die einzel­nen Stand­betreiber kaum möglich.

​Das bestehende System, bei dem die Mehr­weg­becher direkt am jewei­ligen Stand zurück­gegeben werden, funktio­niere hingegen seit Jahren zuver­lässig und garan­tiere eine geord­nete Rückgabe bis spät in die Nacht.

​Dennoch hält sich die Stadt­ver­waltung eine Hintertür offen: Sollte sich die Rahmen­lage künftig ändern – sei es durch neue gesetz­liche Vorgaben oder tech­nische Lösungen – könne das Thema erneut geprüft werden.