Kommentar: Der FCA steht vor einem Scherbenhaufen
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht schlimm – schließlich geht es nur um Fußball. Doch wenn man sich die Darbietung des FCA schön trinken wollte, dann würde man “im Plärrer ein ganzes Bierzelt brauchen”, wie Fußballreporter-Legende Herbert Schmoll süffisant auf der Pressekonferenz nach dem Spiel witzelte.
Kommentar von Siegfried Zagler
Der FCA wurde nach einer kleinen Ewigkeit wieder während einer Partie von den eigenen Fans ausgepfiffen – und mit gellenden Pfiffen am Ende verabschiedet. Zuletzt war das der Fall, als Dirk Schuster am Lech Cheftrainer war. Der neue FCA-Trainer Enrico Maaßen hat es in knapp drei Monaten nicht geschafft, dem FCA die von ihm versprochene Spielkultur beizubringen. Der FC Augsburg gibt derzeit in der Bundesliga ein jämmerliches Bild ab. Gegen Berlin zeigte er einen Höhepunkt fußballerischen Einfallslosigkeit. Nachdem Neutrainer Enrico Maaßen eine neue FCA-DNA versprochen hatte, gilt heute, dass er zusehen muss, dass er als FCA-Trainer die kommenden Wochen überlebt, da er den Scherbenhaufen, vor dem er nun steht, mitverursacht hat.
In Fünf Spielen kaum Torchancen generiert, kaum Angriffe mit Tempo und Spielwitz vorgetragen. Nichts von dem, was Maaßen versprochen hatte, war vom FCA bisher zu sehen, wenn man von einigen Federstrichen absieht.
Gegen die Berliner Hertha war ein Fußballspiel zu sehen, das aus Augsburger Sicht alle Tugenden des Fußballs vermissen ließ. Heute Nachmittag zeigte der FCA in der zweiten Halbzeit die schlechtesten 49 Minuten seit Bundesligazugehörigkeit. Es wurde weder gekämpft, noch mit Plan und Struktur nach vorne gespielt, es gab kein Pressing und selbst lange Bälle wurden nicht in die Spitze gespielt, als es in den letzten zehn Minuten darum hätte gehen sollen, auf irgend eine Weise vor das Tor der Berliner zu kommen.
Es wurde eine Art Non-Fußball gespielt, der selbst die hartgesottenen Augsburger Fans zum Verzweifeln brachte: nichts stimmte, nichts funktionierte. Nur André Hahn zeigte nach seiner Einwechslung, dass man auch ein wirklich schlechtes Spiel mit Willen noch drehen könnte, was sogar möglich gewesen wäre, weil der Gegner eher zu den schwächeren Teams der Liga gehört.
Weder wurde konsequent und sicher verteidigt, noch in irgendeiner Form angegriffen. Kann man die defensiven Schwächen des FCA noch mit dem Fehlen der Stützen Uduokhai, Oxford und Dorsch erklären, so fehlt für die Stolperei nach vorne jede Erklärung. Außer diese vielleicht: Fünf bis sechs Spielern, die heute auf dem Feld standen, fehlt in Sachen Technik, Handlungsgeschwindigkeit, Passgenauigkeit, Spielintelligenz und Durchschlagskraft das Niveau, das für die Bundesliga nötig wäre. Und Achtung: Der Torwart ist nicht darunter.
Möglicherweise muss man die geschassten Trainer Herrlich und Weinzierl im Nachhinein als Genies rehabilitieren, weil es ihnen gelang, mit einem ähnlichen Kader nicht abzusteigen. Für Reuter und Maaßen wird die Luft jedenfalls von Woche zu Woche dünner, sollte sich der FCA weiterhin so präsentieren wie gegen Hertha BSC.
Und mit brennender Geduld wartet die Fußballstadt Augsburg weiterhin auf den neuen FCA-Präsidenten, der bereits gefunden ist – und vor einer Herkulesaufgabe steht.