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Samstag, 26.04.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Rätsel der Welt

Schatz im Schilderwald – oder wie man „Baukultur“ auch verstehen kann

Der ehemalige FDP-Stadtrat Toni Resch schickte der DAZ dieses Leser-Foto, das er bei den Jakoberwallanlage in Dult-Nähe gemacht hat. Ihm erschließe sich das nicht auf Anhieb, aber auch nicht dann, wenn man länger darüber nachdenke.

Dabei ist das ganz einfach, Herr Resch: Ab hier müssen Radler und Fußgänger 100 Meter Abstand halten! –  Oder? Könnte man diese postmodern Kunst-Installation auch so verstehen, dass die Verwaltung den Fußgängern ab hier das Weitergehen verbietet, während die Radler noch 100 Meter fahren dürfen?

Es ist ja bekannt, dass zur Stammleserschaft der DAZ  ein Großteil der 6.000 städtischen Mitarbeiter zählt, weshalb die Bedeutungssuche dieser verschlüsselten städtischen Botschaft an die treue Leserschaft weiter gegeben wird. Dazu zählen auch die Radaktivisten, von deren Bürgerbegehren zuletzt wenig zu lesen war. Die Radfahrer haben sich in Augsburg formiert und sich bezüglich ihrer Forderungen gut aufgestellt. Das ist zu begrüßen. Doch wie viele der Radaktivisten fahren auch motorisiert durch die Stadt? 50 Prozent oder gar 70? Das spielt in diesem Zusammenhang nur deshalb eine Rolle, weil sich offenbar niemand darüber aufregt, dass man mit dem politisch unkorrekten Automobil, wenn man von der Friedberger Str. kommend bei der Ampel an der FH steht 13 Ampeln zu überqueren hat, um über den Wall an der Freilichtbühne vorbei Richtung T. Heuss-Platz in die Schießgrabenstr., Königsplatz, Schaezler Str. zum alten Gerichtsgebäude zu kommen. Die Streckenlänge beträgt zirka 1,3 km. Alle 100 Meter eine Ampel. Das ist eine Konsequenz des Kö-Umbaus und vermutlich Weltrekord sowie eine nette Story für das BR-Satire- Magazin quer.

Aber wer regt sich darüber auf? Nur Taxifahrer? Oder gibt es noch andere weiße Ritter des MIV?
In einem ganz anderen Sinn, aber ebenfalls very, very crazy, ist die Schildbürger-Temporegulierung, wenn man die Blücherstr. von Lechhausen kommend Richtung Friedberg mit dem Auto fährt, Tempo 50, Tempo 30, Tempo 50, Tempo 70, Tempo 50, Tempo 70 und schließlich nach dem Kreisverkehr Tempo 100, zirka 3oo Meter, dann Tempo 80. Und zirka 50 Meter vor der Kreuzung darf man noch 60 km/h fahren. Dies alles im 200-300 Meter Abstand. Das sind prähistorische Verkehrszeichen einer Zeit, als das Automobil als Fetisch aller Bewegung galt. Ein Irrwitz und ein Beweis dafür, dass sich die deutsche, bayerische und städtische Verkehrspolitik nur sehr langsam bewegt.
Wie schön und kunstsinnig ist dagegen eine Verkehrsregulierung dieser Art, die von DAZ-Leser Toni Resch fotografiert wurde:

Foto: Toni Resch