Rote Karte für Lang!
Warum sich die Stadt von Festivalleiter Joachim Lang trennen muss
Kommentar von Siegfried Zagler
Brechtfestivalleiter Joachim Lang hat gegen Kulturreferent Thomas Weitzel nachgetreten, indem er der Welt am Sonntag sagte, dass er sich überlege, ob er das Angebot der Stadt annehme. Mit Lang wurde nach Informationen der DAZ seitens der Stadt vereinbart, dass er nach 2015 noch ein weiteres Festival zu den bisherigen Konditionen macht. Danach sollte Schluss sein. Der Deal wurde nach einem monatelangen Machtkampf vereinbart. Joachim Lang und die „Schneider-SPD“ wollten eine Verlängerung um drei Jahre, Kulturreferent Weitzel, die Grünen und die Theaterleitung hätten Lang am liebsten nach dem 2015er Festival verabschiedet.
Bernd Kränzle und die CSU erfanden den „Kompromiss 2016“. Diese Kompromiss-Lösung kam auf leisen Sohlen und sehr spät nach einem Gespräch mit Oberbürgermeister Kurt Gribl, Kulturreferent Thomas Weitzel und Festivalleiter Joachim Lang zustande. Lang soll sein Einverständnis signalisiert haben. Das Ergebnis wurde verkündet und es kehrte Ruhe ein. Für die Stadt gilt der Grundsatz, dass es vor und während der von ihr finanzierten Festivals keine schädlichen Grundsatzdiskussionen geben soll.
Fünf Tage vor Festivalbeginn ließ nun Lang über die „Welt“ mit einer perfiden Attacke aufhorchen: Thomas Weitzel wurde unterstellt, dass er die Bedeutung „seines Mozartfestivals“ erhöhe, wenn er dem Brechtfestival den Glanz nehme, indem er es das ganze Jahr über stattfinden lasse wolle.
Thomas Weitzel ist, das soll an dieser Stelle in aller Sachlichkeit festgehalten werden, ein ehemaliger Kulturamtsleiter, der eben in dieser Eigenschaft die „Marken“ Brecht und Mozart hervorragend entwickelt hat. Ohne Weitzels Entwicklungsarbeit gäbe es kein Mozartfestival, gäbe es kein Brechtfestival.
Nicht die beleidigt gespielte Unentschlossenheit Langs ist der skandalöse Sachverhalt des Welt-Artikels, sondern die Unterstellung, dass Kulturreferent Weitzel die Marke Brecht abbauen wolle, um mit „seinem“ Mozart besser glänzen zu können. Dass ein Vertragspartner der Stadt einem städtischen Referenten öffentlich dergestalt billige Motive unterstellt, ist ein einmaliger Vorgang, der nicht nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt, sondern in seiner ganzen Niedertracht nicht wirklich zu verstehen ist. Joachim Lang hat sich mit dieser Tätlichkeit nur selbst geschadet.
Im Fußball wird ein Nachtreten als „Tätlichkeit“ bezeichnet. Eine Tätlichkeit pervertiert den Grundgedanken des Sports und wird deshalb auf dem Spielfeld und selbstverständlich auch neben dem Spielfeld (auch dann, wenn das Spiel bereits vorbei ist) mit der höchsten Strafe sanktioniert, die der Sport kennt: Platzverweis. Sollte die Stadt Lang nach dieser Tätlichkeit tatsächlich noch das 2016er Festival machen lassen, würde das eine weitere Schwächung Weitzels bedeuten und Lang hätte erreicht, was er mit dieser Attacke beabsichtigte. Das kann man als Stadt nicht durchgehen lassen: Rote Karte für Lang!