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Dienstag, 19.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Rolf von Hohenhau zur Augsburger Theatersanierung: „Eine totale Verarschung des Stadtrats und der Bürger“

Rolf Baron von Hohenhau ist sekundenschnell „auf der Palme“ – in seiner Eigenschaft als Präsident des Bundes der Steuerzahler in Bayern – wenn er zur Planung der Augsburger Theatersanierung befragt wird.

Baron Hohenhau

Rolf Baron von Hohenhau

Im Telefongespräch mit der DAZ verliert er bereits nach Sekunden die Fassung und sagt, dass sich das gesamte Theatersanierungsprojekt zur „totalen Verarschung des Stadtrats und der Bürger“ entwickelt habe. Ob man das genauso schreiben könne? – „Ja, selbstverständlich!“

Nicht nur in Sachen Neubauten, die nun mit 115 Millionen Euro veranschlagt werden, statt mit 72 Millionen Euro, wie es eingangs der Fall war, sondern auch an der mit 113 Millionen Euro taxierten Planung des Großen Hauses lässt er kein gutes Haar. „Eine Planung die nun insgesamt fast doppelt so teuer wie geplant wird, könne nur miserabel sein. Bei diesem Projekt sei nun kein weiteres Horrorszenario mehr auszuschließen. Selbst die von der Stadtregierung als worst case angeführten 320 Millionen könnten nicht das Ende der Verschwendungssucht sein. Das gesamte Projekt werde jetzt ein Paradefall für das Steuerverschwendungs-Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes, so Hohenhau.

Im Bauteil II prangert Hohenhau im Besonderen das Aufzugssystem an, das es u.a. ermögliche, dass ebenerdig ein Lastwagen eingeladen werden könne, um diesen in den Keller zu verfrachten. 100.000 Euro solle allein dieser Schwerlastaufzug jährlich an Wartungskosten verschlingen. Auch der ausgelagerte Orchesterprobensaal sei überflüssig wie ein Kropf. Dass dieser durch ein Schaufenster Richtung Süden für die Öffentlichkeit einsehbar sei, damit man den Musikern beim Proben zusehen könne, sei ein ausgekochter Schmarrn. Dass die 20 Millionen Sicherheitsreserve für unerwartete Kosten bereits aufgebraucht wurden, bevor ein einziger Stein bewegt wurde, ist für Hohenhau ein Skandal, der wohl unnötigen Planungsdetails geschuldet sei, die besonders ins Geld gehen. „Jeder private Bauherr wäre pleite, wenn er so planen würde“, so Hohenhau, der als Augsburger Stadtrat (2014-2020) das Projekt für gut befunden hatte und sich nun getäuscht fühlt.