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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Neuer Königsplatz nicht barrierefrei“

Ganz schlechte Noten gibt es für den neuen Königsplatz von einer Hochschulgruppe der Universität Augsburg. Die studentische Initiative „Uniklusiv“ testete die Bedingungen für Rollstuhlfahrer und kam zu einem eindeutigen Ergebnis: Der neu Königsplatz ist nicht barrierefrei.

Zeigt noch den alten Kö: Stadtplan für barrierefreie Mobilität

Zeigt noch den alten Kö: Stadtplan für barrierefreie Mobilität


Mit der Projektleitung und Inklusionspädagogin Claudia Lucielle Pioch testete Uniklusiv gestern den neuen Königsplatz auf Barrierefreiheit. Das Fazit: „Dieser Bau ist definitiv im momentanen Zustand nicht barrierefrei oder nutzbar für Rollstuhlfahrer.“ Die Initiative unternahm mit zwei Rollstühlen und einem E-Rolli eine Testfahrt von der Universität zum Königsplatz, um von dort weiter zum Rathaus zu fahren. „Bereits beim Hinweg trat das Problem auf, dass die Trams so überfüllt waren, das die Rollis 3-4 Straßenbahnen abwarten mussten. In der Kälte nicht so einfach, wenn man sich nicht mal eben die Beine vertreten kann, weil man zum Sitzen gezwungen ist.“ So der O-Ton der Tester in einer aktuellen Pressemitteilung.

Die Rampen für Rollstühle können an keinem Gleis ausgefahren werden

Von einer Straßenbahn mitgenommen, kam kurz vor dem Königsplatz die Durchsage: „Achtung an alle Rollstuhlfahrer, am Königsplatz können keine Rampen ausgefahren werden“. Auf der anderen getesteten Linie ertönte nicht einmal diese Ansage und die Rollstuhlfahrer saßen orientierungslos in der Tram am Königsplatz und konnten die Tram nicht verlassen, waren somit zur Weiterfahrt gezwungen „und mussten zum Kö zurück rollen“, wie es in dem Bericht der Initiative weiter heißt. Am Königsplatz angekommen, entdeckten die Studenten das Problem: Die Rampen für Rollstühle können an keinem Bahngleis von den Trams ausgefahren werden, da die Bahnsteigkanten zu hoch gebaut wurden. „Bei E-Rollis keine Chance, bei anderen Rollis ist diese Barriere nur als Freestyler überwindbar“, so die Studenten. Für eine Strecke von der Universität bis zum Rathaus, an dem es keine Rampe gibt und sie vom Fahrer selbst mit Helfern nicht aus der Tram gelassen wurden, benötigten die Studenten eine Stunde und vierzig Minuten Fahrzeit.

Wo der Ein- und Ausstieg wäre ist klar, aber nicht wie es geht: Rollstuhlmarkierung am Bahnsteig A des neuen Kö

Wo der Ein- und Ausstieg wäre ist klar, aber nicht wie es geht: Rollstuhlmarkierung am Bahnsteig A des neuen Kö


Die Stadtwerke räumten gestern den Planungsfehler ein: „Wie viel Höhenunterschied zwischen Tram und Bahnsteig ist, hängt davon ab, wie voll die Straßenbahn ist und wie stark die Räder abgefahren sind“, so wird Stadtwerke-Pressesprecher Jürgen Fergg heute in der Augsburger Allgemeinen zitiert. Im Test habe, so der Informationsstand der DAZ, alles bestens funktioniert, was damit zu tun habe, dass mit leeren Straßenbahnen getestet worden sein soll. Aufgrund einer offiziellen Beschwerde der Inklusionspädagogin Pioch sei von den Stadtwerken eingeräumt worden, dass „der Kö massive Fehler und Versäumnisse baulicher Art in der Barrierefreiheit bezüglich Rollstuhlfahrern aufweisen würde.“ Allerdings würde dies nur E-Rollis betreffen. Zudem wurde abschließend von den Stadtwerken betont, dass der Königsplatz rechtlich barrierefrei gebaut sei, wie die swa in der Pressemitteilung von Uniklusiv zitiert werden.

Seit heute gibt eine manuelle Rampe, die die Straßenbahnfahrer nach Anmeldung des Rollifahrers vom Bahnsteig holen, anstellen und wieder zurück bringen müssen. Weitere Rampen sollen folgen. Für die Tester „eine rundum entwürdigende Situation und eine zusätzliche Behinderung für Menschen mit Handicap.“ Eine technische Lösung des Problems wollen die Stadtwerke ab Februar anvisieren.