Kunst
Kunst und Nachhaltigkeit: „Öko-Art“ bei den Hochzoller Kulturtagen
Eine besondere Veranstaltung im Rahmen der viel beachteten Hochzoller Kulturtage hat sich die Aktionsgemeinschaft Hochzoll in Zusammenarbeit mit dem Rudolf-Diesel-Gymnasium einfallen lassen: das Kunst-Event „Öko-Art“. Ein Abend in der Aula der Schule, der sich sowohl an die Schulfamilie richtete als auch für Besucher der Kulturtage gedacht war.
Mit „Öko“ kennt man sich aus am RDG, es ist eine zertifizierte Nachhaltigkeitsschule mit einem Koordinator für Umwelt- und Klimaschutz und einem Energieeffizienz-Team, das auf allen Ebenen auf die Einhaltung von Klimaschutz-Zielen hinarbeitet. In Projekten und Seminaren werden die Schülerinnen und Schüler schon früh darauf sensibilisiert. An dem „Öko-Art“-Abend hatten Schüler für die Besucher ein Quiz zur Messung des eigenen ökologischen Fußabdrucks vorbereitet. In der Pause wurden Zettel verteilt, die Fragen standen auf übergroßen Fußabdrücken am Boden, man konnte sie ablaufen und mit sich selbst ins Gewissen gehen: „Wie oft sind sie im letzten Jahr geflogen?“ „Wie sehr achten Sie beim Einkauf auf regionale und saisonale Produkte?“
Die Summe der Punkte führte zum erhofften oder befürchteten Ergebnis: Man gibt sich Mühe, aber da ist noch Luft nach oben. Immerhin hatte man davor die von Schülerinnen liebevoll zubereiteten veganen Burger genossen, das bot zumindest einen Pluspunkt fürs Gewissen. Und schon am Eingang war man darauf hingewiesen worden, dass eine eigens programmierte App nun Hilfestellung leisten könne für ein nachhaltiges Leben. Na also, geht doch.
Auf der Bühne der Aula ging es selbstverständlich ebenfalls um das Thema Nachhaltigkeit. Nach der Begrüßung durch die Schulleiterin Susanne Täufer und die Mitorganisatorin der Hochzoller Kulturtage Pia Härtel kündigte Carmen Wanner-Sturm, die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Hochzoll, – nicht ohne Stolz – den kompletten Chor des Staatstheaters an, den sie für diesen Nachhaltigkeits-Abend gewinnen konnte. Unter der Leitung von Anna Malek und im Dialog mit dem Solisten Alejandro Marco-Buhrmester (der in Hochzoll wohnt!) gab der Chor Einblicke in die Produktion „Das Ende der Schöpfung“, die, wie Dramaturgin Sophie Waltz für das Publikum erläuterte, Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ , ein Lobpreis auf die Schönheit der Erde, mit den Dissonanzen und Katastrophen konfrontiert, die das Ende dieser Schöpfung einläuten. Ein spannendes Projekt des Staatstheaters unter der Regie des Intendanten André Bücker. Obwohl in der RDG-Aula nur Haydn zu hören war, äußerte Carmen Wanner-Sturm den Verdacht, dass so mancher Besucher des Nachhaltigkeitsabends nun auf das ganze Projekt vom Ende der Schöpfung neugierig geworden war.
Flankiert wurde der schon wegen seiner Masse beeindruckende Auftritt des Chors von Darbietungen freier Künstler. Den Auftakt machte das Duo „Text will Töne“, das ist Schauspielerin Karla André, begleitet von Josef Holzhauser auf der Gitarre, mit ihrer „Wasserpoesie“, malerisch begleitet von Bildern mit rauschendem Lech-Wasser und eindrucksvoller Kraftwerk-Mechanik. Unter dem Titel „Wie oft du auch den Fluss ansiehst“ haben die beiden im Auftrag des Welterbebüros Augsburg vor kurzem einen künstlerischen „Audiowalk“ mit Texten und Musik für das Wasserwerk am Hochablass gestaltet. Immer wieder überraschend: Themen wie Nachhaltigkeit und das Wertschätzen der Schöpfung (in dem Fall des Wassers) sind nicht nur Anliegen des 21. Jahrhunderts, wie die sorgfältige Textauswahl bewies. Dichtungen aller Zeiten bis hin zu Goethes Zauberlehrling können da Anregungen bringen.
Nach der Pause setzte ein weiteres Künstlerteam einen Öko-Art Akzent. Die beiden Schauspieler Rebekka Reinholz und Tillbert Strahl hatten sich ein Stück von Philipp Löhle vorgenommen: „Anfang und Ende des Anthropozäns“, das erst im November 2021 am Staatstheater Nürnberg uraufgeführt worden ist. In einer szenischen Lesung arbeiteten sie Aspekte der Entpersonalisierung der Welt durch digitale Medien und vermeintliche Lösungen durch Wissenschaftsgläubigkeit in den Fokus. Die komischen bis skurrilen Textpassagen entsprachen dem satirischen Grundton von Löhles apokalyptischer Farce. Als wirkungsvolle „Kulisse“ dafür erwies sich die Einspielung eines Films von weidenden Schafen in alpiner Idylle. Passend zum Thema sangen die beiden noch den Bob-Dylan-Song „A Hard Rains a-gonna Fall“ in einer zweistimmigen Fassung mit Gitarrenbegleitung.
Der kurzweilige Abend und der abschließende Applauspegel lassen den Schluss zu, dass „Öko-Art“ zweifellos ein Format ist, das – im wahrsten Sinne des Wortes – „Schule“ machen könnte. Auch an anderen Schulen, und sicher nicht nur da, ist von einem interessierten Zielpublikum auszugehen. Zwar wird der Opernchor eher nur ausnahmsweise für einen Auftritt verfügbar sein, aber kleine Ensembles freier Künstler befassen sich immer wieder mit den Themen Nachhaltigkeit, Ökologie und Klimawandel und bieten somit eine gute Ergänzung zu den reinen Schulprojekten und der sachlichen Aufklärung zum Thema. Da hat die Aktionsgemeinschaft Hochzoll zusammen mit dem Diesel-Gymnasium mit der Zusammenstellung des „Öko-Art“-Programms eine Tür aufgestoßen, die zum Vorteil aller Beteiligten weit geöffnet bleiben sollte.