Kommentar zum FCA: Mit welchem Trainer geht es weiter?
Wie und wohin sich der FCA in dieser Saison und in der näheren Zukunft entwickelt, hängt im hohen Maße davon ab, welcher Trainer auf Enrico Maaßen folgt
Kommentar von Siegfried Zagler
Nach einem langweiligen Fußballspiel mit vielen Fehlern und Leerlauf auf beiden Seiten, wenig Torszenen, haarsträubender Langsamkeit im “Spielaufbau” sowie drei kläglich vergebenen Großchancen, deren Entstehung dem Zufall geschuldet waren, kreierte FCA-Trainer Enrico Maaßen nach dem Freiburgspiel im Interview mit DAZN ein neues Adjektiv: “individualtaktisch”. Zwei individualtaktische Fehler hätten das Spiel entschieden, so Maaßen.
Bisher waren “individuelle Fehler” und “taktische Fehler” zwei unterschiedliche Kategorien, deren Bedeutungsdifferenz eine Linie zwischen Trainer und Spieler zog. Keine besonders klare Linie übrigens, da man zum Beispiel eine zu große Häufung individueller Fehler auf taktische Fehler zurückführen kann. Das geschieht meistens dann, wenn Trainer von Spielern etwas verlangen, das sie nicht gut können. Transferiert man Maaßens Trainersprech nun in eine verständlichere Semantik, dann hört sich das wohl so an: “Obwohl wir das im Training häufig angesprochen haben, haben die Spieler diese Fehler gemacht.” Seltsam ist nur, dass Maaßens “individualtaktische Fehler” nichts anderes als schlichte Böcke waren, die in allen Fußballspielen passieren und schwer zu vermeiden sind – in allen Etagen des Fußballs.
Zu viele individuelle Fehler haben mit mangelnder Qualität der Spieler zu tun, zu viele taktische Fehler mit mangelnder Qualität des Trainerstabs. Neben diesen beiden Begriffen sind mangelndes Spielglück, schlechte Chancenverwertung und umstrittene Schiedsrichterentscheidungen die führenden Begriffe, um Niederlagen im Fußballsport zu plausibilisieren.
Man sollte Fußballtrainern nicht mit Sprachtheorie kommen. Doch Maaßen hat sich in dem angeführten Interview öfter verdribbelt. Er könne der Mannschaft keinen Vorwurf machen, man habe ein gutes Spiel gezeigt, doch dann zählt Maaßen die gemachten Fehler auf. Nicht nur die spielentscheidenden “individualtaktischen Fehler”, sondern die in der FCA-Struktur angelegten Fehler, die er als Trainer offensichtlich zu verantworten hat.
Maaßen hat im Subtext dieses Interviews einen Grottenkick beschrieben und sich selbst in Frage gestellt. Dass an diesem Abend gegen diese Freiburger Mannschaft mehr zu holen gewesen wäre, hat auch Maaßen erkannt. Vermutlich hätten alle anderen Bundesligamannschaften in Freiburg besser ausgesehen als der FCA. Will der FC Augsburg in Zukunft Spiele dieser Art gewinnen, lautet die Frage, die in diesem Zusammenhang reflexartig auftaucht: Mit welchem Trainer?