Meinung
Kommentar zu Reuter: Kurze Ansage zum langen Abschied
So merkwürdig und nebulös der plötzliche Abgang von FCA-Präsident Klaus Hofmann seinerzeit war, so grausam langsam wurde von der neuen FCA-Führung um Neu-Präsident Markus Krapf der Abgang von Stefan Reuter vorangetrieben.
Kommentar von Siegfried Zagler
Stefan Reuter war unter den FCA-Fans seit geraumer Zeit nicht unumstritten und in den FCA-Foren häufte sich die Kritik an seinen Kaderzusammenstellungen. Doch das Grummeln in den Fan-Kurven und die oft ungerechte Fan-Kritik an Augsburgs Sportmanager, der nach Informationen der DAZ 1,6 Millionen pro Jahr verdient haben soll, war weder Anlass, noch Grund für Reuters Ausbootung.
Stefan Reuter, der den FCA nach außen zwölf Jahre gemanagt hat, war der letzte Mohikaner der Augsburger Autokraten-Ära. Für Walther Seinsch und Klaus Hofmann war Reuter der ideale Manager. Er brachte eine beachtlich Fußballvita mit und setzte die Anweisungen der beiden Alleinherrscher ohne große Hintergrundgeräusche um. Wie hoch Reuters Gestaltungseinfluss beim FCA war, wurde nie ersichtlich. Für seine bis zur Selbstaufgabe ausgeprägte Loyalität wurde Reuter vom FCA fürstlich entlohnt. Loyalität und Leistung sind unterschiedliche Dinge. Und kaum war Klaus Hofmann weg, hieß es aus dem engsten FCA-Umfeld, dass bei Reuter das Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmen würde. Mit dieser Ansage wurde Reuters langsamer Abschied vorbereitet.
Es ist durchaus möglich, dass Stefan Reuter den Ansprüchen eines komplexen Management nicht mehr genügt: Erfolg und Nachhaltigkeit im Profifußball sind die scheinbar widersprüchlichen Themen, die beim neuen FCA zu einer funktionalen Schnittmenge entwickelt werden sollen.
Gut möglich, dass Reuter als Ideengeber und Nachhaltigkeitsmanager den Verein nicht in die Zukunft führen kann. Fest steht aber, dass er in der Vergangenheit dem FCA nach außen ein seriöses Gesicht gab, während nach innen, um es mit Shakespeare in die Fußballersprache zu übersetzen, zwei “irre Präsidenten” gewirkt hatten. Welche Kompetenzen in welchen Zuständigkeiten Reuter hatte, war nie klar. Welche Impulse und Ziele er für den Bundesligisten setzte, kam selbst unter Insidern nicht zur Sprache. Auch für die Fußball-GmbH, dessen wichtigster Angestellter er war. Die Zielsetzung “Nichtabstieg” hatte sich als Bundesligaformel schnell abgeschliffen und ein weiterer Schritt nach vorne, schien unter Reuters Ägide nicht möglich.
So schmerzvoll der langsame Abschied von Reuter für ihn selbst und andere Fußball-Nostalgiker sein mag, so plausibel und zielführend war er in Stein gemeißelt, als Markus Krapf zum Präsidenten bestellt wurde. Von nun an soll seitens des FCA auch nach außen deutlich kommuniziert werden, wer genau was zu verantworten hat.
Und wann muss Maaßen endlich seinen Hut nehmen?
Der FCA gab zuletzt ein desaströses Bild ab. Enrico Maaßen hat eine schlechtere Bilanz als Ex-Nationaltrainer Hansi Flick. Ein System, eine eigene DNA, eine Fußball-Kultur (wie sie bei vielen Bundesligaklubs zu erkennen ist), gibt es in Augsburg weder beim Flaggschiff noch bei den Jugendmannschaften. Dieses schwere Manko darf man auch Reuter anrechnen. Die Verpflichtung des aktuellen Chefcoachs stand vermutlich noch auf Reuters Zettel. Und Maaßen hat bisher in Augsburg seit Bundesligazugehörigkeit die schlechteste Trainer-Performance abgeliefert.
Es ist nicht so, dass es Enno Maaßen leicht gehabt hätte: Im Rahmen von weniger als 40 Pflichtspielen, wurden ihm wellenartig drei verschiedene Mannschaften vorgesetzt. Augsburgs Cheftrainer kam damit kaum zurecht. Maaßens FCA-Mannschaften entwickelten im spielerischen, im kämpferischen und im taktischen Bereich keine Konstanz, aus der sich eine Handschrift oder eine klare Spielidee ablesen ließe. Auch Maaßens Vorlieben für bestimmte Spieler waren und sind schwer nachvollziehbar.
Insgesamt wirkt der FCA seit geraumer Zeit wie ein ambitionierter Dorfverein mit guter Jugendarbeit. Das hat bereits in den 70ern und 80ern Jahren bei Waldhof Mannheim nur temporär funktioniert. Vergleicht man Augsburgs Trainer und Mannschaft mit den aktuellen Verhältnissen in Bochum, Berlin, Mainz, Köln oder gar Heidenheim drängt sich dieser Eindruck jedenfalls auf. Der erste richtige Schritt in die richtige Richtung nach der Ära Reuter wäre ein FCA-Trainer für Erwachsenenfußball.