Kommentar zum FCA: Dem Abstieg so nah
Warum sich der FCA in großer Not befindet
Kommentar von Siegfried Zagler
Sportjournalisten sind in ihrem Urteilsvermögen bezüglich ihrer Berichterstattung nicht objektiv, sondern ergebnisorientiert und unterscheiden sich somit nicht besonders von Ultras, Fans und Zuschauern, die Siege bejubeln, Niederlagen beklagen und nicht selten nach Schuldigen suchen, wenn ein Spiel verloren wird. Verliert der FCA, werden auch Spieler durchschnittlich bewertet, die überragende Leistungen vollbrachten, wie zum Beispiel André Hahn oder Reese Oxford in Stuttgart.
Doch an dieser Stelle wird keine Medienschelte betrieben, sondern eher darauf hingewiesen, dass der aktuelle Tabellenstand eines Fußballvereins ein launischer Spiegel ist. Wenn man also wissen will, wo der FCA steht, hilft der Blick auf die momentane Situation nicht ernsthaft weiter, sondern eher der Blick auf die Summe der Leistungen und das Vermögen der Spieler und des Trainerstabs.
Festzuhalten ist in diesem Zusammenhang, dass es in der Bundesliga, wenn man von Bayern, Dortmund, Leipzig und Leverkusen absieht, wohl keinen anderen Verein gibt, bei dem vier Spieler auf der Bank sitzen, deren Transfersumme zusammengezählt bei knapp 40 Millionen Euro liegt, wie das gegen Stuttgart der Fall war (Koubek, Uduokhai, Dorsch jeweils über sieben Millionen; Pepi 16,4 Millionen Euro).
Auffällig ist außerdem, dass beim FCA mit Gikiewizc der schwächste Keeper der Bundesliga zwischen den Pfosten steht. In jedem anderen Verein würde man einem Torhüter mit einer ähnlichen Fehlerquote eine Auszeit gönnen. Dass kein Klub der Bundesliga ungenauer und planloser nach vorne spielt als der FCA – auch die abgeschlagenen Fürther nicht, ist ebenfalls evident. Leicht erkennbar auch, dass Vargas, seit Wochen ohne Form und ohne Durchschlagskraft, immer wieder in der Startelf steht. Die beiden Spieler, die nach vorne Dynamik, Struktur und Kreativität entwickeln, standen gegen Stuttgart entweder nicht in der Startelf (Dorsch), oder wurden ausgewechselt (Maier). Nach vorne lief alles über die Iago-Seite, über die rechte Caligiuri-Schiene kam kaum etwas. Während es den Stuttgartern oft viel zu einfach gemacht wurde, über die beiden Außenbahnen mit Tempo Raum zu gewinnen, gelang es dem FCA kaum, die zweite Linie des VfB zu überspielen. Grausam auch, dass die Stuttgarter mit einfachsten Mitteln durch das Augsburger Mittelfeld marschierten.
In Sachen Zentrumsstürmer soll gesagt sein, dass Pepi (noch) nicht bundesligatauglich ist, dass es Florian Niederlechner nicht mehr ist und ein Spieler wie Zeqiri es nie war und auch nie sein wird. Der einzige Spieler, der dem FCA im Zentrum halbwegs weiterhelfen könnte, ist leider dauerverletzt: Alfred Finnbogason. Die Konsequenz ist abzulesen: Mit Hahn und Gregoritsch rückten Spieler ins Zentrum, deren Stärken eigentlich in der Tiefe des Raumes liegen.
Diese Defizite sind nicht nur gegen Stuttgart aufgetreten, sondern sind Permanentdefizite, die die gesamte Saison belasten. Dass der Trainerstab des FCA die ewig gleichen Fehlermuster nicht dauerhaft aus dem Team radiert, hat auch ein wenig mit dem Kader zu tun, doch die Hauptverantwortung dafür liegt beim Cheftrainer Weinzierl, dessen Verpflichtung ähnlich unverständlich bleibt, wie der Pepi-Deal.
Wenn ein Trainer leicht erkennbare Fehler nicht abstellt, sondern eher vertieft, ohne dafür Rede und Antwort stehen zu müssen, dann spielt jede Mannschaft unter ihrem Niveau, verlieren Spieler ihre Form und der Verein die Zuneigung seiner Fans. Wenn ein Trainer Spiele verliert, droht der Abstieg. Wenn es richtig gefährlich wird, braucht ein Profiklub eine starke Führung, also einen Präsidenten mit Sachverstand, Überblick und Handlungsstärke, doch daran mangelt es beim FCA am meisten.