Kino: „Je suis Charlie“ im Thalia
Am kommenden Freitag und Samstag zeigt das Thalia-Kino am Obstmarkt den Dokumentarfilm „Je suis Charlie“ von Daniel und Emmanuel Leconte, die sich nach den Vorstellungen den Fragen des Publikums stellen werden.
Der barbarische Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo löste weltweit eine Welle der Bestürzung aus. Kurz nach dem Attentat auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“, am 7. Januar 2015, kursierte der Satz „Je suis Charlie“ in den sozialen Netzwerken. Sein Erfinder: Joachim Roncin, Journalist in Paris. Nach den Terroranschlägen im November hat der Aufruf nicht an Bedeutung abgenommen, sondern seine Botschaft eher vertieft. Inzwischen steht der Slogan für die Bereitschaft, die Errungenschaften der Aufklärung zu verteidigen und den Terror zur bekämpfen, der gegen die Werte der westlichen Zivilisationen eine falsch verstandene Religion ins Felde führt. „Je suis Charlie“ sei ein Synonym dafür, dass man frei sei und keine Angst habe, so Roncin, dessen weltberühmtes Drei-Wort-Postulat Daniel und Emmanuel Leconte im Titel ihres Dokumentarfilms führen, der den Ablauf des Anschlags nachbildet und hinterfragt, was Satire darf und was nicht.
2006 hatte Charlie Hebdo die Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung Jyllands-Posten nachgedruckt. Französische Islamverbände verklagten deswegen den damaligen Chefredakteur von Charlie Hebdo, Philippe Val: Der Abdruck sei „ein vorsätzlicher Akt der Aggression“. Am 3. März 2007 sprachen französische Richter ein unmissverständliches Urteil – im Sinne der Meinungsfreiheit und Charlie Hebdo.
Der Film wurde bereits im Mai 2015 bei den Festspielen in Cannes gezeigt, also ein halbes Jahr vor der Anschlagserie, der 130 Menschen im blutigen Pariser November zum Opfer fielen. „Diese dramatische Fortsetzung des Terrors verleiht dem Film, wenn man ihn nun so kurz vor dem Jahrestag des Anschlags auf Charlie Hebdo sieht, zweifelsohne zusätzliche Wucht. Man kann nicht umhin, Verbindungen zu knüpfen: von der Klage der Islamverbände gegen die Mohammed-Karikaturen, zu den Anschlägen auf jüdische Einrichtungen und Franzosen, zum Brandanschlag auf die Redaktionsräume von Charlie Hebdo im November 2011, zu den Massakern im Januar 2015, zu den Anschlägen im November 2015“, schreibt die ZEIT.
„Wir waren das Ziel, aber eigentlich meinen die islamistischen Fundamentalisten heute jeden, der lediglich debattiert“, sagt der jetzige Charlie Hebdo-Chefredakteur Gérard Biard an einer Stelle des Films, der ein eindrucksvolles und bedrückendes Dokument darstellt, was nicht nur mit der Nacherzählung des Attentats aus den Mündern der Überlebenden zu tun hat, sondern auch damit, dass Daniel und Emmanuel Leconte den Versuch unternehmen, den politischen Hintergrund des Attentats als einen gesellschaftlich-kulturellen Hintergrund zu skizzieren, ohne Antworten zu geben oder gar Lösungen in den Raum zu stellen.
Das Thalia-Kino zeigt „Je suis Charlie“ am Freitag, den 8.01.2016, um 10.30 Uhr (Schulvorstellung) sowie am Freitagabend um 19.30 Uhr und am Samstag, den 9.01.2016, um 19.30 Uhr. Der Dokumentarfilm wird in französischer Sprache mit deutschen Untertiteln vorgeführt. Nach allen Vorstellungen werden die Regisseure Daniel und Emmanuel Leconte mithilfe einer Synchron-Dolmetscherin Fragen des Publikums beantworten.