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Freitag, 26.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Hundert Filme, hundert Gäste

“Tage des unabhängigen Films” am Dienstagabend offiziell eröffnet

Von Frank Heindl

Schon nach einer Minute war der Eröffnungsfilm zu Ende. Dann gab’s eine unfreiwillige Pause und – so ähnlich wie bei der Bundesbahn – keine erklärende Durchsage. Nach weiteren zwei Minuten fing’s einfach nochmal von vorne an – und diesmal ging’s ohne Pause weiter bis zum Schluss. “Manchan” bot viel Anlass zum herzhaften Lachen, wie es sich für einen Eröffnungsfilm gehört, und gleichzeitig viel Stoff zum Nachdenken – wie es sich für die Augsburger Tage des unabhängigen Films gehört.

Kleine Pannen gehören zum Filmfest wie die einleitenden Worte von Franz Fischer. Diesmal blieb der bärbeißige Filmfestmacher ziemlich zahm, ließ ganz gegen seine Gewohnheit kaum lokalpolitische Lästereien vom Stapel, wünschte sich lediglich den Besuch von Stadtmäzen und Bankenpleitier Kurt Viermetz bei einem der vielen Filme zum Thema Globalisierung. In der Tat wäre “Schotter wie Heu” über die kleinste Bank Deutschlands, die ohne Fax und Computer funktioniert und trotzdem keinen staatlichen Rettungsring braucht, so manchem Banker als Fortbildungsveranstaltung dringend anzuempfehlen. Doch auch beim Filmfest muss man Konzessionen an die Krise machen: Als Beitrag zur Spardebatte wurden wieder mal außer Fischers Willkommensrede alle Grußworte radikal “eingespart”. Seien wir ehrlich: kaum ein Besucher scheint darunter gelitten zu haben.

Rappelvoll war’s natürlich im Mephisto-Kino, wie immer bei Filmfesteröffnungen – manch einer vergaß vor Freude über die gerade noch ergatterte Karte glatt sein Glas Begrüßungssekt an der Kasse. Dabei hatte man auch als Besucher allen Grund zum freudigen Anstoßen: Mehr als hundert Filme haben die drei Filmfestsäulen wieder im Programm. Die Tage des unabhängigen Films, das Kurzfilmwochenende und das Kinderfilmfest machen – jedes für sich und alle zusammen – Augsburg noch bis zum Sonntag zu einem Dorado für Kinofans. Und außerdem sind ja auch noch an die hundert Gäste zu begrüßen: Regisseure, Schauspieler, Filmstudenten, Kameraleute – im wie üblich zum “Café Filmriss” umfunktionierten Thalia-Café kann man sie treffen, aber auch vor und nach den Vorführungen ihrer Filme Fragen stellen, diskutieren.

Schade, dass es mal wieder schlichtweg unmöglich sein wird, alle Filme zu sehen. Und schön, dass man sich in den nächsten Tagen mal wieder ohne großes Risiko jeden beliebigen Filmfestfilm anschauen kann. Denn auch dies wird so sein, wie es immer war: Gut sind die allermeisten der gezeigten Filme.