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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Wissen

Hochschule: Vorträge zu nachhaltiger Entwicklung und Ethik

„Enkeltauglichkeit? Zukunftsgerechtigkeit!“ So das Thema, wenn am morgigen Mittwoch an der Technischen Hochschule Augsburg über nachhaltige Entwicklung und Ethik gesprochen wird.

Am Mittwoch, 17. Mai, um 19 Uhr, sprechen Prof. Dr. Thomas Potthast, Professor für Ethik, Theorie und Geschichte der Biowissenschaften an der Universität Tübingen, und Prof. Dr. László Kovács, Professor für Ethik an der Technischen Hochschule Augsburg, im Hörsaal M 1.01 über das Thema „Enkeltauglichkeit? Zukunftsgerechtigkeit!“ – Nachhaltige Entwicklung und Ethik.

Prof. Dr. Thomas Potthast forscht und lehrt zu Natur- und Bioethik, Naturphilosophie, nachhaltiger Entwicklung sowie zu philosophischen und historischen Dimensionen der Lebens- und Umweltwissenschaften und des Naturschutzes. Laut Prof. Potthast wird der Nachhaltigkeitsbegriff als Ausdruck in vielfältigen möglichen und unmöglichen Kontexten verwendet – so zum Beispiel auch zur Beruhigung des eigenen Gewissens und beim „Greenwashing“. Doch es lasse sich sehr wohl präziser angeben, was sinnvoll gemeint sei und auf welcher Basis von Werten und Normen dies geschehe. „Lange stand der Begriff der Nachhaltigkeit für die dauerhaft zu ermöglichende Nutzung von Ressourcen“, erklärt Potthast. „Doch jenseits kluger Ressourcennutzung wurde vor 40 Jahren im Zusammenhang der Vereinten Nationen das Konzept nachhaltiger Entwicklung zu einem umfassenden Gerechtigkeitsprinzip. Alle lebenden und zukünftigen Menschen haben das gleiche Recht auf Befriedigung ihrer Bedürfnisse. Zugleich haben die Grundbedürfnisse der Ärmsten Priorität. Und selbstverständlich geht all dies nur unter Berücksichtigung der planetaren ökologischen Grenzen.“

Potthast wird in seinem Vortrag erläutern, dass eine konkrete Umsetzung gute Argumente und nicht selten eine ethische Abwägung bedürfe, was im Einzelnen als nachhaltig(er) gelten kann und was weniger. Ein „Weiter-So“ der konsumistisch-industriellen Lebensweisen könne dabei keine akzeptable Option sein – das bedeute, Fragen nach dem „was brauchen wir wirklich?“ zu stellen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

Prof. László Kovács beschäftigt sich im Anschluss mit der tiefer liegenden Frage, was wir wirklich von der Natur brauchen, welche natürlichen Ressourcen und welche Naturbilder wir zum Objekt der gerechten Verteilung im Hinblick auf Generationengerechtigkeit machen sollten. Er sagt: „Unser Ziel ist in diesem Zusammenhang, dass die kommenden Generationen ein genauso gutes Leben haben sollen wie wir selbst. Die nächste Generation ist jedoch unseren Entscheidungen ausgeliefert und von uns abhängig. In unseren Entscheidungen über die gerechte Verteilung tragen wir eine besondere Verantwortung.“

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Prof. Dr. Thomas Potthast ist Biologe und Philosoph. Er hat den Lehrstuhl für Ethik, Theorie und Geschichte der Biowissenschaften an der Universität Tübingen inne und leitet dort das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW). Zudem ist er Vorsitzender des Beirats und Leiter des Kompetenzzentrums für Nachhaltige Entwicklung der Universität Tübingen. Seit 2023 ist er Mitglied des Deutsche Komitees für Nachhaltigkeitsforschung in Future Earth (DKN). Nach dem Studium in Freiburg und der Promotion in Tübingen, habilitierte er sich 2010. 

Prof. Dr. László Kovács ist Professor für Politik, Ethik und Philosophie an der Fakultät für angewandte Geistes- und Naturwissenschaften der Technischen Hochschule Augsburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Sozialethik, Technikethik, Bioethik, Medizinethik, Organisationsethik, philosophische und theologische Anthropologie sowie Theorien der Sozialen Arbeit. 

Kovács studierte katholische Theologe und Germanistik an der Pädagogischen Hochschule Eszterházy Károly in Eger und absolvierte im Anschluss einen Master in Applied Ethics sowie einen European Master in Bioethics an der Katholischen Universität Leuven. Nach der Promotion am Graduiertenkolleg Bioethik am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen habilitierte er sich am Lehrstuhl für Ethik in den Biowissenschaften der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen.

Über die Ringvorlesung der THA 

Wie kann ein nachhaltiges Leben aussehen? Worauf sollten wir besonders achten? Und welchen Beitrag kann die Technische Hochschule Augsburg dazu leisten, eine nachhaltigere Lebensweise zu gestalten – für alle, bereits in der Gegenwart und in Zukunft? Diese Fragen stehen im Zentrum der Ringvorlesung „Nachhaltigkeit. Dimensionen eines Handlungsprinzips“ der THA im Sommersemester 2023. 

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. László Kovács, Vizepräsident für Studium und Lehre, und Prof. Dr. Sabine Joeris, Beauftragte für Bildung für nachhaltige Entwicklung der Technischen Hochschule Augsburg, treten an insgesamt zehn Terminen Nachhaltigkeits-Expert:innen aus Forschung, Wissenschaft und Gesellschaft in den interdisziplinären Diskurs mit interessierten Bürger:innen. International renommierte Referierende sowie Lehrende und Studierende der Technischen Hochschule Augsburg erörtern das Thema Nachhaltigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven – immer mittwochs, um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Die Vorträge finden im Hörsaal M 1.01 (Campus am Roten Tor, Gebäude M) statt. Weitere Informationen zu allen Terminen der Veranstaltungsreihe gibt es unter: www.hs-augsburg.de/ringvorlesung