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Samstag, 15.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Grüne werfen Stadtregierung Fehler in der Sportpolitik vor

Die Augsburger Grünen nahmen die Probleme bei den städtischen Bädern zum Anlass, der Stadtregierung eine Schieflage im Verhältnis Breitensport/Spitzensport vorzuwerfen. Augsburgs Sportreferent Peter Grab konterte diesen Vorwurf: „Es ist zu einfach, selbst nicht für bessere Verhältnisse im Sport- und Bäderamt gesorgt zu haben und andere dafür verantwortlich zu machen.

Von Siegfried Zagler

Martina Wild versus ...

Martina Wild versus ...


Die Grüne Stadtratsfraktion hält den Sportreferenten Peter Grab dafür verantwortlich, dass es im Sport- und Bäderamt zu Engpässen kommt und ein Freibad an einem der wenigen heißen Tage nicht geöffnet werden konnte. „In der Sportausschusssitzung im Oktober 2012 machte Robert Zenner, Leiter des Sport- und Bäderamts auf die äußerst dünne Personaldecke im Bäderbereich aufmerksam“, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Martina Wild. Zenner habe damals darauf hingewiesen, dass dieser personelle Engpass dazu führen könne, dass einzelne Bäder geschlossen werden müssten. Dies sei in der vergangenen Woche eingetreten, so Wild, die es nicht hinnehmen will, dass wegen Personalmangel der Stadt Bäder geschlossen werden: „Personalmangel, Stellenstreichungen sowie die Problematiken von Überstunden, Urlaubstagen und Krankheitsfällen im Bäderbereich seien, so Wild, seit längerem bekannt. „Der zuständige Referent wusste von diesen personellen Engpässen. Er hat sich aber nicht darum gekümmert, rechtzeitig gegenzusteuern.“

„Für den Spitzensport ist immer Geld da, die Breitensportanlagen werden vernachlässigt

Die veralteten Kassenautomaten in den Bädern wurden von Wild ebenfalls problematisiert: „Sie sind seit langem Gegenstand von Diskussionen. Dass an den wenigen schönen Tagen in diesem verregneten Sommer die Augsburger in langen Schlangen auf Einlass warten müssen, ist nicht hinnehmbar“, so Martina Wild, die darauf abzielt, dass sich aus diesen Vorkommnissen eine sportpolitische Struktur der Stadtregierung erkennen lasse.  Es lasse sich nämlich erkennen, so Wild, dass die aktuelle Stadtregierung eine Schieflage bei den Prioritäten zwischen Leistungssport und Breitensport entwickelt hat: „Bei der Endlos-Baustelle Curt-Frenzel-Stadion können scheinbar mühelos Millionen nachgeschossen werden, für Kanu-Veranstaltungen und den FCA ist immer Geld da. Die Breitensport-Anlagen werden dagegen vernachlässigt, Mittel für Sanierungen und Bauunterhalt von Sportstätten und Bäder fehlen kontinuierlich und die komplette Instandsetzung der Eisbahn II beim Curt-Frenzel-Stadion wird ewig nach hinten geschoben. Antike Kassenautomaten werden nicht ausgetauscht. Und die  Personalplanung in den Bädern geht zu Lasten der Mitarbeiter und der Augsburger Bevölkerung“, so Martina Wild, der man spätens an dieser Stelle vorhalten könnte, dass sie sich mit viel Herzblut im Herbst 2008 im Stadtrat für eine sehr teuere Spitzensportveranstaltung in Augsburg eingesetzt hat: die Fußballweltmeisterschaft der Frauen.

Peter Grab betrachtet den Vorwurf als gegenstandslos und „von Unkenntnis strotzend“

„Der Vorwurf der Grünen-Fraktion geht ins Leere und strotzt von Unkenntnis. Die Grünen hatten sechs Jahre

... Sportreferent Peter Grab

... Sportreferent Peter Grab


Zeit, einen Personalbeschluss von 1998 vollständig (!) umzusetzen, wonach einerseits seit damals vielfach Personal einzusparen war und aber im Gegenzug über 500.000 Euro (ursprünglich also über 1 Million D-Mark) für extern zu vergebende Reinigungsdienste bereit zu stellen waren. Die Personaleinsparung hat man über die Jahre vorgenommen, die Geldbereitstellung zum Ausgleich nicht“, so Peter Grab auf Anfrage zur DAZ. Augsburgs Sportreferent betonte in seiner Antwort den Umstand, dass er für seinen Kampf für mehr Personal im Bäder- und Sportamt keine Mehrheiten gefunden habe, dass es ihm aber gelungen sei, „aufgrund der Extremsituation“ Bürgerinnen und Bürger mit Rettungsschwimmerausbildung zum Aushelfen zu motivieren.

Grab: „Die Extremsituation der letzten Tage lief glimpflich ab“

„Wobei der Umstand „behilflich“ war, dass aufgrund einer Extremsituation, wie sie auch anderswo vorkommen kann, mehrere Beschäftigte gleichzeitig krank geworden sind“, so Grab, der sich auf der Gewinnerseite sieht: „Die Freude über solches Bürgerengagement und über den nun endlich erfolgten Personalzuwachs sollte meines Erachtens überwiegen. Es ist zu einfach, selbst nicht für bessere Verhältnisse im Sport- und Bäderamt gesorgt zu haben und andere dafür verantwortlich zu machen. Mir ist es jedenfalls nun endlich gelungen und ich danke dem Kämmerer und der Personalverwaltung ebenso dafür wie dem unglaublichen Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bädern, die dazu beigetragen haben, dass die Extremsituation der letzten Tage insgesamt glimpflich ablief“, so Peter Grab im O-Ton.