Geschichte: Augsburger Frauen bekommen ein Gesicht
Gemeinsam mit dem städtischen Vermessungsamt stellte gestern der Frauengeschichtskreis den ersten Augsburger Frauenstadtplan vor. Untertitel: “Wir geben Frauen ein Gesicht!”
Edith Findel, neben Martina Berthold eine der Herausgeberinnen, berichtete von der jahrelangen Vorarbeit des 7-köpfigen Frauenteams mit Recherchen in verschiedenen Archiven und alten Zeitungsausschnitten. Rechte mussten geklärt, Bild- und Kartenmaterial bearbeitet, Texte geschrieben und vieles andere koordiniert werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Neben dem Kartenwerk, auf dem die erweiterte Innenstadt von der Wertach im Westen bis zur Lechhauser Straße im Osten und von der Thommstraße bis zur Schertlinstraße im Süden dargestellt ist, enthält der Plan historische Kurzportraits von 59 Augsburgerinnen.
Rund 50 Eintragungen in der Karte weisen auf das Wirken Augsburger Frauen hin. Straßen, die nach Frauen benannt sind wie die Forster- und die Neidhartstraße, sind besonders gekennzeichnet. Auch die Begleitung von Frauen im aktuellen Leben kommt nicht zu kurz: 22 Frauenorganisationen, Anlaufstellen mit Beratungs- und Kulturangeboten, Institutionen und Vereine sind mit Kurzbeschreibung und Kontaktdaten gelistet.
“Spuren, an denen Augsburger Frauengeschichte noch – oder wieder – sichtbar ist”
Der Frauenstadtplan – für Kulturreferent Peter Grab eine “Erweiterung unseres historischen Blickwinkels” – wurde in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Augsburger Frauen, der Gleichstellungsstelle der Stadt, der Regio Augsburg Tourismus GmbH und dem Stadtvermessungsamt erstellt. Sämtliche Leistungen wurden ehrenamtlich erbracht, auch das Vermessungsamt verzichtete auf ein Honorar. Mit finanzieller Unterstützung durch das Kulturreferat und das Sozialreferat der Stadt konnten die Druckkosten für zunächst 2.000 Exemplare gestemmt werden. Dadurch ist es möglich, den Frauenstadtplan kostenlos abzugeben. Erhältlich ist er im Rathaus und bei der Bürgerinformation am Rathausplatz 1.
Anita Conradi, Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte der Stadt, hob bei der Vorstellung des Plans die gesellschaftspolitische Bedeutung der Sichtbarkeit von Frauengeschichte hervor. Sie selbst habe aus ihrem Heimatkundeunterricht überwiegend Männer in Erinnerung behalten. Zum Heiligen Ulrich sei noch Afra erwähnt worden, außerdem Philippine Welser: “Dann ist es schon vorbei”, so Conradi. Weil weibliche Vorbilder fehlen, würden viele Frauen auch heute noch in traditionellen Rollen landen. Es werde immer vergessen, “dass Frauen auch Großartiges können”. Deshalb trage der Frauenstadtplan einen wichtigen Teil zur Gleichstellung bei.
Regina von Langenmantel (-1777), Stifterin
Aus dem Augsburger Geschlecht der Langenmantel stammend. Vermachte ihr Wohnhaus Annastraße 27 der 1777 von ihr errichteten Langenmantelschen Stiftung. Brachte ihr gesamtes Vermögen zugunsten des verarmten Augsburger Patriziats in diese Stiftung ein.
Maria Schuhmann (1874-1957), Obsthändlerin, als “Taubenmarie” bekannt
Vekaufte zunächst Obst in der Johannisgasse, später auf dem Stadtmarkt. Menschenscheu geworden widmete sie sich den Tauben. Mit langem schwarzem Mantel und Taubenfutter im Kinderwagen wurde sie zu einem Augsburger Original.
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