DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Freitag, 19.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Bundesliga

FCA vs. Köln: Es könnte grausam werden

Fußballjournalisten und Fußballfans liegen in den meisten Fällen bei der Bewertung eines Spiels nicht weit auseinander. Ihre Spielanalysen hängen in der Hauptsache vom Ergebnis ab.

Von Siegfried Zagler

Schließlich ist Fußball eine Kunst, die in Tabellen gegossen wird. Und der Tabellenstand wiederum reflektiert nicht nur ein Ergebnisbild, sondern reguliert im Profigeschäft Millionenzahlungen, ermöglicht Champions League oder verdammt zum Abstieg. Nun wissen wir aber, spätestens seit der Vizemeisterschaft von Schalke 04, dass Tabellen auch sehr verzerrte Leistungsbilder widerspiegeln.

Um beim FCA eine neue DNA zu erkennen, bräuchte man ein Mikroskop der Extraklasse

Womit wir beim FCA angekommen sind. In Augsburg wissen nämlich weder Fans noch Sportjournalisten – auch nach 26 Spieltagen – noch nicht genau, wie sie den FC Augsburg einzuschätzen haben. Will man Trainer Enrico Maaßen folgen, der seine Mannschaft gerne besser darstellt als sie ist, dann müsste man beim FCA eine neue DNA erkennen. Dafür bräuchte man jedoch ein Mikroskop der Extraklasse. Die Bundesligamannschaft des FC Augsburg ist zwar mit neun Neuzugängen in dieser Saison breit aufgestellt worden, doch allzu viel hat sich fußballerisch nicht verändert.

Das fängt mit der Tabelle an: In der Vorsaison lag man mit Trainer Weinzierl am 26. Spieltag mit 29 Punkten sechs Punkte vom ersten Abstiegsrang entfernt. Unter Maaßen hat der FCA ebenfalls seit dem 26. Spieltag 29 Punkte auf dem Konto. Die Differenz zu den Abstiegsrängen ist auch fast gleich, ja selbst die Mannschaften hinter dem FCA (Stuttgart und Hertha) haben mit ähnlichen Problemen wie in der Vorsaison zu kämpfen.

In der Tabelle auf der gleichen Position wie bei Weinzierl 

Auch im spielerischen Bereich müssen die FCA-Fans unter Maaßen ähnlichen Formschwanken ertragen, wie zu der Zeit, als der unbeliebte Weinzierl sein 0815-Zepter in Augsburg schwang. Läuft es 20 Minuten gut, folgt manchmal bereits innerhalb einer Halbzeit ein fußballerischer Absturz. Apropos Absturz: Von der Zweiten Liga ist man auch nicht weit entfernt. Am 27. Spieltag findet diesbezüglich eine Weichenstellung statt: Stuttgart spielt in Bochum; Schalke in Hoffenheim und der FCA empfängt Köln. Sechs von sieben Abstiegskandidaten spielen gegeneinander. Die Hertha ist in Leipzig zu Gast.

Man muss Maaßen anrechnen, dass mit Oxford und Uduokhai sowie Dorsch und Hahn wertvolle Stammspieler verletzungsbedingt langfristig fehlten, doch unterm Strich ändert das nichts am Bild, das der FCA auf dem Platz beinahe durchgängig abgibt: nach vorne zu einfallslos und ungenau, hinten fehleranfällig und hilflos bei Ballbesitz. Dazu kommt noch ein Torhüter, der jederzeit für einen Patzer gut ist. Zuletzt war der FCA gegen Hertha, Mainz, Bremen, Schalke, Wolfsburg beinahe in allen Belangen die schlechtere Mannschaft, auch dann, wenn man gewonnen hatte, oder Unentschieden spielte.

Weichenstellung in Sachen Abstieg

Dass beim FCA dennoch eine deutlich positivere Stimmung herrscht als ziemlich genau vor einem Jahr, hat mit dem neuen Präsidenten, der einen naturgegebenen Optimismus ausstrahlt und eben Neutrainer Enno Maaßen zu tun, der an seinen jungen Kader glaubt, und mit vielen seiner Analysen näher an der Wahrheit liegt als sein Vorgänger.

Nun kommt heute mit Köln die Verlierertruppe der Rückrunde an den Lech. Die Kölner erzielten in den letzten sechs Bundesliga-Spielen nur ein Tor und haben nach einer soliden Hinrunde (21 Punkte) erst sieben Zähler in der Rückrunde zu verbuchen. Nur Hoffenheim und Stuttgart sind in der Rückrunde schlechter unterwegs als das Team von Steffen Baumgart, der vor der Partie mit 28 Punkten einen Zähler hinter Maaßen und dem FCA liegt. Auch Steffen Baumgart kann seinen FC schönreden, doch seit Modests Abgang und den Verletzungen von Andersson und Uth, spielen die Kölner nach vorne einen fürchterlichen Stiefel zusammen. Wer heute verliert, dem bläst das Abstiegsgespenst kalten Wind ins Gesicht. Das gilt vor allem für Baumgart, dem aber bekanntermaßen Kälte wenig anzuhaben scheint.

Es könnte also ein grausames Spiel werden auf dem Lechfeld. Den Fans scheint das egal zu sein. Die WWK-Arena ist zum dritten Mal in Folge ausverkauft.

Voraussichtliche Aufstellung:  Gikiewicz – Gumny, M. Bauer, Gouweleeuw, Iago – Engels, Rexhbecaj – Maier, Vargas – Beljo, M. Berisha. Reservebank: Koubek, Colina, Oxford, Uduokhai, Zehnter, Baumgartlinger, Caligiuri, F. Jensen, Renato Veiga, Sarenren Bazee, Cardona, Mbuku.