FCA vs. Köln: Die Stunde der wahren Empfindung
Am Welttag des Buches war man gespannt, welche Geschichte der seit drei Spieltagen sieglose FCA seinen Fans im Freitagsspiel gegen den Abstiegskontrahenten aus Köln erzählen würde. Bereits der 0:3 Halbzeitstand ließ keinen Zweifel daran, dass es Die Stunde der wahren Empfindung von Peter Handke war, die nach der 3:2 Heimniederlage selbst FCA-Manager Reuter von seinem Treueschwur für den Trainer Heiko Herrlich abrücken ließ.
Von Udo Legner
Als hätte es die Dienstagspartie nie gegeben, suchten die Scheinwerfer beim Fluchtlichtspiel am Freitag zum Abschluss der Englischen Woche in der WWK-Arena vergeblich nach den Augsburger Lichtblicken in der Partie gegen die Frankfurter Eintracht: Gumny, Pedersen, Suchy und Moravek. Mit Ausnahme des gesperrten Felix Uduokhai, für den Reece Oxford auflief, hielt FCA-Coach Heiko Herrlich an der Startelf fest, die schon in den Spielen gegen das Schlusslicht Schalke und das Kellerkind Arminia Bielefeld kaum etwas zustande brachten.
Mit Aufstellung und Einstellung auf die Verliererstraße
Dass sich der FCA gegen die Kölner Geißböcke vom Anpfiff an auf der Verliererstraße befand, lag jedoch nicht nur an der Aufstellung, sondern auch an der Einstellung der FCA-Spieler, die in dieses Sechs-Punkte Spiel gingen, als sei es die schönste Nebensache der Welt und als wäre Abstandhalten auch auf dem Fußballplatz konsequent zu befolgen. Die Kölner, beflügelt durch ihren jüngsten Erfolg (2:1 gegen den Tabellenzweiten Leipzig) unter ihrem neuen Trainer Friedhelm Funkel, zeigten dagegen, was Selbstvertrauen bewirken kann. Nach einem Einwurf von links flankte Skhiri an die Strafraumgrenze, wo Duda völlig unbedrängt den Ball volley mit links unhaltbar für FCA-Keeper Gikiewicz in die rechte Ecke (9.) zur Führung für den 1. FC Köln drosch. Auch auf dieses frühe Traumtor der Kölner fand der FCA keine Antwort. Fahriger Spielaufbau gekoppelt mit schnellen Ballverlusten – mehr war von der FCA-Herrlichkeit nicht zu vermelden. Dementsprechend verheerend die Statistik der ersten Viertelstunde – 4:1 Torschüsse für die Kölner. In der 19. Minute war es nur der Parade des FCA-Keepers Gikiewicz nach einem weiteren Distanzschuss von Duda zu verdanken, dass es nicht noch schlimmer kam. Schlimmer kam es dafür gleich wenige Minuten später nach einem totalen Aussetzer der FCA-Defensive: Schmitz konnte ungehindert von der rechten Außenbahn flach vor das Augsburger flanken, Wolf ließ den Ball passieren und Kainz hatte keine Mühe, ihn mit rechts in die rechte Ecke zur 2:0 Führung für die Gäste (23.) einzuschießen. Doch damit nicht genug: In der 33. Minute war es wieder Duda, der völlig frei im Sechzehner zum Schuss kam und erneut jubeln durfte. Nach der 3:0 Führung für die Kölner schien die Partie entschieden, zumal angesichts des desaströsen Auftritts der Augsburger nichts darauf hindeutete, dass die FCA-Torflaute ein gutes Ende nehmen könnte.
Noch vor dem Seitenwechsel dämmerte es auch Heiko Herrlich, dass mit dieser Auf- und Einstellung kein Blumentopf zu gewinnen war und er ersetzte die größten Schwachstellen (Strobl und Framberger) mit Moravek und Gumny.
Fazit zur Halbzeit: „Wir waren viel zu weit weg vom Gegner, für Köln war es wie im Training.“ (Rafal Gikiewicz)
In die zweite Hälfte startete der FCA wie ausgewechselt (Jensen für Finnbogason) und streckenweise sah es gar danach aus, als müsste die Aufholjagd keine Mission Impossible sein. Endlich gingen die Augsburger beherzt in die Zweikämpfe und schafften es, ihre Angriffe gegen eine immer flatterhaftere Kölner Abwehr zielstrebig vorzutragen. Gleich nach Wiederanpfiff (48.) setzte Ruben Vargas ein erstes Ausrufezeichen und zwang Geißbock-Keeper Horn mit seinem Halbvolley-Schuss zu einer Glanzparade. In der 54. Minute war es dann so weit: Jokerman No.1 Jensen brachte in Anschluss nach einer Caligiuri-Ecke den Ball scharf auf das Kölner Tor, Horn konnte noch klären, doch Jokerman No. 2 alias Gumny war zur Stelle und schoss zum 1:3 ein. Als wenige Minuten später Ruben Vargas ein starkes Zuspiel von Jensen zum 2:3 Anschlusstreffer (54.) nutzte, schien das Spiel gänzlich zu kippen.
Dass die Aufholjagd des FCA ohne Happy End blieb und die Versäumnisse aus der ersten Halbzeit nicht mehr wettgemacht konnten, lag zum einen an der fehlenden Coolness im Abschluss bei weiteren Großchancen – Hahns Kopfball (78.) im Anschluss an eine Gumny-Flanke strich über das Gästetor – und am fehlenden Quäntchen Glück – Gumnys Kopfball (73.) wurde von Skhiri noch auf der Linie gerettet, nachdem Horn bereits geschlagen war.
In der Schlussphase waren es die fehlenden spielerischen Mittel auf Seiten des FCA, die es den Kölner nicht allzu schwer machten, den knappen Vorsprung über die sechsminütige Nachspielzeit zu retten.
Durch diese Niederlage schrumpfte der Vorsprung des FCA auf den von den Geißböcken erklommenen Relegationsplatz auf vier Punkte. Man darf gespannt sein, welche Konsequenzen die Augsburger Vereinsführung aus der Katastrophen-Halbzeit ziehen wird und ob es angesichts der extremen Notlage mit demselben Trainer in die drei noch ausstehenden Partien gegen den VfB Stuttgart (Freitag, 7. Mai um 20.30 Uhr), SV Werder Bremen und Bayern München geht.
FC Augsburg:
Gikiewicz – Framberger (42. Gumny), Gouweleeuw, Oxford, Iago – Strobl (42. Morávek), Greuzo – Hahn, Vargas, Caligiuri (87. Richter) – Finnbogason (46. Jensen).
Tore 0: 1 Duda (8.), 0: 2 Kainz (23.), 0: 3 Duda (33. ), 1: 3 Gumny (55.), 2: 3 Vargas (62.) Schiedsrichter Petersen (Stuttgart)