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Donnerstag, 18.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA: Kommt jetzt der richtige Schuster?

Die Gründe, die zur Freistellung Dirk Schusters führten, sind so unklar wie die Frage, wer ihn beerben wird

Kommentar von Siegfried Zagler

Eine Schmeichelei ist deshalb als solche klassifizierbar, weil ihre Motivlage meist erkennbar ist. Trotzdem kann man sich schlecht dagegen wehren. Aus diesem Grund soll an dieser Stelle den zahlreichen DAZ-Lesern für ihre Meinung gedankt sein, die DAZ habe mit ihrer Hamburg-Analyse „schnell mal einen Trainer weggeschrieben“. Das ist, wie gesagt, zwar schmeichelhaft, aber wenig zutreffend.

Dirk Schusters Freistellung mag ein richtiger Hammer sein, ein Paukenschlag der besonderen Art. Dass aber Schuster deshalb gefeuert wurde, weil der FCA-Trainer in Hamburg quasi im Alleingang ein Spiel verlor, ist nicht anzunehmen. Es entspräche nicht der FCA-Philosophie, einen Trainer aus sportlichen Gründen und ohne Not zu entlassen. Von einer Ergebniskrise kann nämlich ebenso wenig die Rede sein wie von einer sportlichen Krise, da Schusters FCA zuletzt gegen drei viertplatzierte Bundesligisten remisierte und mit 14 Punkten nach 14 Spielen relativ ordentlich in der Tabelle platziert ist. Nicht zu vergessen ist auch, dass Dirk Schuster wichtige Stammspieler langzeitverletzt fehlten.

Hätte sich die Vereinsführung aber in der Tat zur Erkenntnis durchgerungen, dass der defensive Dirk-Schuster-Stiefel zu einem Fußball führt, wie man ihn in Deutschland nicht mehr sehen will, dann muss man sich fragen, warum Dirk Schuster überhaupt verpflichtet wurde. Dirk Schuster kann nur Beton. Das hat er in Darmstadt hinreichend demonstriert. Und selbst wenn es so wäre, wie in der Pressemitteilung des FCA behauptet wird, dass sich nämlich Vereinsführung und Trainerteam nicht mehr auf einer Linie befanden, was die Auffassung betrifft, wie man in Augsburg Fußball zu spielen habe, dann hätte die Klubführung bis zur Winterpause mit der Freistellung von Dirk Schuster warten müssen. Der Interimstrainer Manuel Baum kann in sieben Tagen und zwei Spielen nicht mehr viel falsch machen, aber auch nicht viel bewirken. Hinter Schusters Freistellung muss demnach ein anderer Anlass stecken. Ein Grund, der schwer zu kommunizieren und wohl im Privatbereich zu verorten ist. Damit soll zu Dirk Schuster alles gesagt sein.

Dirk Schuster ist Geschichte und das ist gut so. Dirk Schusters Freistellung war nicht falsch. Ob sie richtig war, wird sich zeigen, wenn der Nachfolger feststeht. Möglich wären immerhin TV-Experten wie Lothar Matthäus oder Mehmet Scholl. Würde Schusters Abgang einen der genannten „Mundwerk-Trainer“ auf den Augsburger Trainerstuhl spülen, müsste man nicht nur die Verpflichtung Schusters als Fehler bewerten, sondern auch seine Freistellung.

Bernd Schuster wäre dagegen nicht nur eine medienwirksame, sondern auch eine sportlich spannende Option. Der ehemalige Real-Trainer ist durch und durch Augsburger. Er könnte bewirken, dass der FCA sein Stadion voll bekommt. Bernd Schuster würde nicht nur modernen und mitreißenden Fußball propagieren und spielen lassen, er würde mit seiner Persönlichkeit das Wort von der „FCA-Familie“ vom faulen Kitsch einer Seinsch-Phrase in eine akzeptable Metapher überführen. Es wäre nämlich zu wünschen, dass der FC Augsburg sich langsam von dem Image löst, ein Spielzeug eines schrulligen Millionärs gewesen zu sein.

Die unklare Informationslage in Sachen “Dirk Schuster” und seine “Blitzentlassung” setzen das FCA-Management unter Druck. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Hoffmann und Reuter einen Plan für den FCA im Kopf haben, oder ob sie einfach auf die Reflexe des Marktes reagieren.