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Dienstag, 19.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Der FCA und die Suche nach dem richtigen Trainer

FCA: Hoeneß muss her

Warum der FCA nun die Chance auf einen Neustart hat und bei der Trainersuche nicht kleckern darf

Kommentar von Siegfried Zagler

Anstrengende Wochen liegen hinter ihm, schwierige Tage vor ihm: Schafft es Stefan Reuter, den richtigen FCA-Trainer an den Lech zu holen?

Der FC Augsburg hat die zurückliegenden 15 Jahre in den Grauzonen von Autokratie-Systemen verbracht. Zu Beginn profitierte der in den Untiefen der Bayernliga beheimatete FCA noch von der Verrücktheit eines Walther Seinschs, der mit seinem autoritären Führungsstil und seinen Investitionen einen schlafenden Fußball-Riesen weckte, einen Stadionbau anschob und den FC Augsburg mit einem konsequenten Schritt-für-Schritt-Plan in die Bundesliga führte. So funktional die von Walther Seinsch geschaffene Autokratie-Struktur zu Beginn war, so disfunktional wurde sie spätestens dann, als sich Seinsch verabschiedete und das Zepter einem gewissen Klaus Hofmann übergab.

Hofmann kaufte sich mit einer Empfehlung von einer Million Euro in den Aufsichtsrat ein und löste im Dezember 2014 Walther Seinsch als Vorstandsvorsitzenden ab. Klaus Hofmann war somit nicht nur Präsident des Vereins und Hauptgeschäftsführer der aus dem Verein ausgegliederten Profiabteilung KGaA, sondern mit seinem Aktienpaket quasi auch der Besitzer des FCA.

Warum das wichtig ist – im Zusammenhang mit der aktuellen Trainersuche? Ganz einfach: Weil mit Hofmanns Ausscheiden aus dem operativen Bereich der FCA erstmalig die Chance hat, in der Bundesliga als ernst zu nehmender Klub anzukommen. Nicht nur imagemäßig hatte Hofmann mit seiner proletenhaften Art und seinen Sprüchen dem Klub nach außen geschadet, sondern auch nach innen hat der ehemalige FCA-Präsident mit seiner Machtfülle und seinen damit verbundenen Eingriffen verstörend gewirkt. Trotz Hofmann ist der FCA in den vergangenen Jahren strukturell weiter gekommen, nicht wegen Hofmann.

Finanziell steht der Klub sehr gesund da, besitzt ein abbezahltes Stadion, eine bundesligataugliche Infrastruktur in Sachen Jugendarbeit, eine große Mitgliederzahl sowie eine zuverlässige Fanbase und mit Stefan Reuter (Sport) und Michael Ströll (Finanzen) zwei integre Persönlichkeiten, denen die Führung des Vereins in eine höhere Sphäre zuzutrauen ist. Nun ist klar, wer Kaderentscheidungen zu verantworten hat und wer den Verein finanziell managt. Nun lassen sich innerhalb des Vereins sowie mit dem zukünftigen Trainerteam Vereinbarungen treffen, die von einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für den Verein und den Bundesligastandort Augsburg gezeichnet sind.

Der FCA sollte also ein Trainerteam samt Chefcoach verpflichten, die mehr können, als nur auf den Tabellenstand  zu achten. Auf die Gesamtmixtur kommt es an. Nicht nur der Cheftrainer soll die Musik machen, sondern das gesamte Trainerteam bis hinunter zur A-Jugend. Mit analytischer Akribie, einer hohen taktischen Kompetenz wie einer intelligenten Spiellesefähigkeit und einer emotionalen Besessenheit sollte die Bundesligamannschaft entwickelt werden. Der FCA sollte finanziell in der Lage sein, zwei Sterne-Spieler zu verpflichten, um aus ihnen drei Sterne-Spieler zu machen – mit Geduld und einer zuverlässiger Formkonstanz sowie einer mutigen Spielweise würde der FCA wieder und wieder die Massen auf das Lechfeld locken. Dies alles fehlte zuletzt unter den Übungsleitern Weinzierl, Herrlich und Schmidt.

Der FCA mag aktuell einen schwierigen Kader haben, und eine Trainersuche ist kein Wunschkonzert. Zudem sind aktuell finanzkräftige Vereine wie Hertha, Wolfsburg und Gladbach ebenfalls auf Trainersuche. Sebastian Hoeneß wird nicht einfach zu bekommen sein. Aber er wäre eine Trainerfigur, die die aufgezählten Profilkonturen widerspiegeln würde. Dem FCA  wäre schwer geholfen, wenn der Trainer eine starke Persönlichkeit wäre, eine Art Star wäre. So wie das zum Beispiel in Freiburg, Mainz, Bremen, Union Berlin oder Köln der Fall ist.

Mit den bisher von den Medien kolportierten Trainerfiguren würde der FCA an seinem halbseidenen Grauen-Maus-Wundertüten-Image festhalten. In Augsburg und der Region hat man aber genau davon die Nase voll.