Meinung
Kommentar zum FCA: Liga halten, Geld verdienen – das ist grauenvoll
Der FCA muss zusehen, dass er sich weiter entwickelt. Sollte sich vornehmen, dass er mit Fußball Menschen begeistert und die Region bereichert. Doch seit vielen Jahren tritt der Klub sportlich auf der Stelle.
Kommentar von Siegfried Zagler
Will man den FC Augsburg und seine Rolle in der Bundesliga verstehen, sollte man die Endtabellen der vergangenen 10 Saisons betrachten. Bis auf 2013/14 und 2014/15, als der FCA unerwartet und vorübergehend mit formstarken Top-Spielern bestückt war, und in der Liga mit 52 und 49 Punkten im oberen Drittel mitspielte, sich für die Europa League qualifizierte und dort auch noch begeisterte, belegte der FCA stets das hintere Drittel der Tabelle.
In den ersten beiden Jahren Bundesliga ging es ums Überleben, wie bei allen Aufsteigern. Dass dies gelang, hatte viel mit Glück und dem Schwung eines Neulings zu tun. Dann folgten die beiden unglaublichen Jahre, als sich beim FCA plötzlich erstklasse Spieler wie Hitz, Verhaegh, Klavan, Hahn, Vogt, Bobadilla und Caiuby einfanden. Zweitliga-Kicker wie Baier und Werner spielten in der Form ihres Lebens ebenfalls über dem Durchschnitt. Vier wunderbare Jahre!
Dann folgte die Verwandlung zur grauen Maus. In den vergangenen sechs Saisons plagten den FCA stets Abstiegssorgen, ohne dabei wirklich in schwere Not zu geraten. Ein wesentlicher Grund dafür sind die anderen. Nach den ersten vier Jahren stand der FCA in der “Geldtabelle” deutlich vor den jeweiligen Aufsteigern, die dann auch meistens am Ende hinter dem FCA lagen. Schaut man sich an, wer in den vergangenen Jahren abstieg, dann trifft man auf die Neulinge und die arrivierten Klubs wie Hamburg, Bremen, Schalke, Stuttgart, Hannover oder Köln. Dass der FCA öfters einfach Glück hatte, dass sich ein starker Bundesligaklub (wie etwa auch Wolfsburg oder Hoffenheim) in den Sinkflug begab, soll an dieser Stelle nicht herausgestellt werden.
Was dem FC Augsburg fehlt, ist eine neue Perspektive. Acht Saisons belegte der FCA Platz 12 bis 15 in der Bundesliga. Festigte sich als Mitläufer einer der stärksten Ligen Europas. Das darf man durchaus als großen Erfolg herausstellen, was Reuter und Hofmann auch gerne tun. Die Bundesliga leidet jedoch an der Langeweile in Sachen Meisterschaft und daran, dass es den FCA nicht “erwischt”. Denn im Gegensatz zu Aufsteigern wie Paderborn, Bielefeld, Union oder auch Bochum und Fürth spielt der FCA seit vielen Jahren einen grauen Nichtabstiegsfußball. Während bei den Underdogs mutig nach vorne investiert wird, mit Leidenschaft verteidigt und gestürmt wird, fehlt dem FCA alles, was im Fußball für Begeisterung und Identifikation sorgt.
Worauf soll sich ein FCA-Fan zu Beginn der Saison freuen? Auf einen weiteren 12. Platz? Welche Spieler haben dem FCA zuletzt eine besondere Note verliehen, welche Persönlichkeiten gehören zum Kader des FCA? Auf welches Spektakel könnte man gespannt sein?
Nach Manuel Baum ging dem FC Augsburg auch noch das “Prinzip System” verloren. Schmidt und Herrlich waren Trainer, die aus dem Gefühl der Unterlegenheit heraus Taktik und Matchpläne anfertigten. Mit Weinzierl ist es nun nicht anders. Das Gerede nach dem Dortmundspiel, dass man darauf aufbauen könne, entspringt dem Hollywood-Klassiker “Und täglich grüßt das Murmeltier”.
In den beiden ersten Bundesligajahren spielte der FCA in den Rückrunden großartigen Fußball. Die Zuschauer spürten damals, dass die Mannschaft jedes Mal am oberen Limit spielte. Heute hat man das Gefühl, dass die meisten Spieler nicht höher springen als sie müssen. Im Spiel ist vieles Stückwerk, es gibt kaum Tempo und genaue Pässe. Die Liga halten, Geld verdienen. Das ist die FCA-Botschaft. Grauenvoller kann ein Image nicht sein.