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Samstag, 23.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Fatzer stirbt im Martinipark

“Fatzer, das Fragment – Fatzer, das unaufführbare Stück – Fatzer, der Jahrhunderttext”, so die Chiffren eines Textfragmentes, das Heiner Müller zu einer Bühnenfassung transformierte, die nun das Augsburger Stadttheater als Kooperationspartner des Brechtfestival 2018 in einer überarbeiteten Fassung inszeniert.

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Bühnenbildmodell „Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer“ | Foto: Oliver Kostecka


Ein “Jahrhunderttext”, so nannte Heiner Müller Brechts 500-seitiges Textgebirge, das um die Geschichte von vier Deserteuren während des Ersten Weltkriegs kreist: “Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer”. Im Winter 1917/18 verstecken sich die Weltabgewandten in einem Keller und warten auf die Revolution, träumen von einer besseren Gesellschaft und beginnen dabei einen neuen Krieg – gegen sich selbst. In “Fatzer” geht es um die “Zertrümmerung der Anschauungen durch die Verhältnisse” und die “lähmende Geschichte”, so Bertolt Brecht über seinen wohl aktuellsten Theatertext, an dem Brecht jahrelang schreibend scheiterte, bis er die Arbeit am Fatzer 1932 aufgab. Brecht vertrat später die Auffassung, dass es sich um ein “unaufführbares Werk” handeln würde.

Ab 23. Februar ist »Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer« im martini-Park in einer Inszenierung von Christian von Treskow im Theater Augsburg im Rahmen des Brechtfestivals zu sehen. Fatzer, der Ausgestoßene, muss am Ende sterben. Christian von Treskow führte bei über 60 Inszenierungen an Bühnen im In- und Ausland Regie und war von 2009 bis 2014 Schauspielintendant und künstlerischer Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen.

Patrick Wengenroth hatte in seiner Eigenschaft als künstlerischer Leiter des Brechtfestivals bei der Gestaltung seines ersten Festivals auf Lang-Strukturen und Konzepte gebaut. “So lange diese Strukturen und Konzepte bestehen und verwendet werden, so lange bleibt das Augsburger Brechtfestival eine parteipolitische und auf lokale Phänomene bezogene Gesinnungsposse ohne große künstlerische Relevanz”, schrieb die DAZ in ihrer damaligen Analyse.